Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
im Garten des Lebens auf dem Boden geschlafen hatten, trug Kahlan noch immer ihre Reisekleidung aus Hose, Hemd und Stiefeln.
»Was hältst du davon, wenn wir dir die Sachen ausziehen, ehe wir dich ins Bett verfrachten?«
Sie schüttelte nur den Kopf und kroch sofort hinein.
Zedd machte eine Handbewegung und meinte mit gesenkter Stimme: »Du solltest die Spiegel dort entfernen, nur um ganz sicherzugehen.«
Über der Frisierkommode gab es einen Doppelspiegel. »Du kannst unbesorgt sein«, sagte Richard. »Für die habe ich mir bereits etwas einfallen lassen.«
Nachdem Zedd gegangen war, untersuchte Richard das Zimmer noch einmal selbst. Nicht, dass er Cara nicht traute, nur wollte er halt ganz sichergehen. Da es ein einzelner Raum war und außerdem nicht gerade groß, gab es ohnehin nicht viel zu untersuchen.
Die Kleiderschränke verströmten einen kräftigen Zedernholzgeruch und waren leer. Im hinteren Teil gab es eine mit Glasscheiben versehene Flügeltür. Richard schob die Vorhänge zur Seite und spähte durch das Glas hinaus in die Dunkelheit. Dort schien es eine Art kleine Terrasse zu geben, mit eingetopftem Immergrün zu beiden Seiten vor der mächtigen hüfthohen Balustrade aus Stein. Tief unten sah Richard einen Trupp Gardisten über das Palastgelände patrouillieren.
Nachdem auch Cara gegangen war, versuchte er Kahlan dazu zu bewegen, wenigstens die Stiefel auszuziehen, doch die gab sich kompliziert und meinte, sie wolle bloß eine Decke gegen die Kälte. Da er es selbst ebenfalls nicht mochte, in einem solchen Zustand übermäßig umsorgt zu werden, breitete er die Daunendecke über sie und steckte sie um ihren Hals fest.
Kaum hatte sie die Augen geschlossen, trat er zu den Gardinen hinüber und entfernte das Stoffband, mit denen sie an den Seiten gerafft wurden. Dann ging er zur Frisierkommode, nahm die beiden gleichgroßen Spiegel herunter, stellte sie einander gegenüber auf den Boden und verschnürte sie fest mit dem Band. Anschließend lehnte er die aneinandergebundenen Spiegel gegen einen Polstersessel.
Er setzte sich auf die Bettkante, beugte sich über Kahlan und nahm sie in die Arme, um sie zu wärmen und ihr ein Gefühl von Geborgenheit zu geben. Sie hatte die Augen geschlossen und sagte kein Wort, gab ihm nur mit einem leisen Stöhnen zu verstehen, wie sehr sie dies genoss.
Ein Klopfen an der Tür weckte Richard. Es war Zedd, der den Kräuterwickel brachte. Richard gab ihm die kleine Blechdose mit Aumwurz, die er seinem Rucksack entnommen hatte, schlug dann, während Zedd die Wurzel mit einem Spatel unter die leicht gelbliche Kräutermischung in seiner Schale mischte, die Decke zurück und legte Kahlans Arm für ihn darauf bereit.
Schläfrig öffnete Kahlan die Augen und runzelte leicht die Stirn, als sie sah, was er da machte, warum er sie in ihrem Schlaf störte. Als Zedd den Kräuterwickel auf ihren geröteten geschwollenen Arm auftrug, zuckte sie vor Schmerz zusammen.
»Es wird schon bald besser sein«, versicherte er ihr. Kahlan nickte und schloss die Augen.
Während Richard ihr Handgelenk festhielt, wickelte Zedd einen Verband darum. »Das wird ihr nicht nur gegen die Entzündung helfen, sondern auch den Schmerz lindern. Außerdem hab ich noch eine Kleinigkeit hinzugefügt, damit sie schlafen kann.«
Richard bedankte sich mit einem Nicken. »Sie ist so angeschlagen und benommen, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache.«
»Es geht ihr nicht besonders gut, außerdem braucht sie dringend Ruhe«, versicherte ihm Zedd mit einem Schulterklaps. »Du solltest auch ein wenig schlafen.«
Richard glaubte nicht, dass er würde schlafen können; im Augenblick hatte er keinen anderen Wunsch, als aufzubleiben und über Kahlan zu wachen.
Ein seltsamer gedämpfter, offenbar aus weiter Ferne kommender gequälter Aufschrei ließ sie beide herumfahren.
»Bei den Gütigen Seelen«, meinte Zedd. »Was in aller Welt war das?«
Schmunzelnd wies Richard auf die Spiegel. »Ich habe die beiden Vorderseiten gegeneinandergestellt. Vermutlich wollte gerade jemand einen Blick in den Raum werfen und hat dabei etwas gesehen, das ihm ganz und gar nicht gefallen hat: sein eigenes Spiegelbild.«
Bemüht, Kahlan nicht aufzuwecken, lachte Zedd leise. »Das, mein Junge, ist nun wirklich mal ein gelungenes Beispiel für Magie.«
61
»Die Situation verlangt nach einer Entscheidung, und die habe ich soeben getroffen«, erklärte Königin Orneta. »Mein Entschluss steht fest.«
Die kleine Runde aus Abgesandten
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