Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
Namen darf ich Euch versichern, dass, ganz gleich, wohin die Zukunft unser Volk auch führen wird, sowohl Bischof Arc als auch ich selbst uns künftig von der Prophetie leiten lassen werden, auf dass wir alle die Gefahren auf dem Weg zu unserem gemeinschaftlichen Wohl erkennen.«
»Ich wünschte mir, Lord Rahl würde das ebenfalls tun«, warf Botschafter Grandon ein. Am Ende seines spitz zulaufenden Bartes zupfend, schüttelte er in aufrichtigem Bedauern den Kopf. »Es geht nicht darum, sich in einem Konflikt auf die eine oder andere Seite zu schlagen – schließlich ziehen wir alle am selben Strang –, gleichwohl hoffe ich aufrichtig, dass uns Lord Rahl unseren Wunsch nach einem Bündnis mit Bischof Arc nicht als Vertrauensbruch auslegen wird.«
Sofort ging beifälliges Gemurmel durch die Reihen der Versammelten. Sie alle wollten auf Seiten der Prophetie stehen, doch schien ihnen größte Vorsicht angebracht, wenn dabei Verrat ins Spiel kam. Sie standen alle in fester Loyalität zum D’Haranischen Reich, wollten aber auch, dass D’Hara mithilfe der Prophetie regiert wurde.
Beide Hände auf die breite Marmorbalustrade gestützt, ließ Orneta den Blick über die weiten Hallen des Palasts des Volkes unter ihr schweifen. Durch die verglasten Teile der Decke fiel das Sonnenlicht herein; tief unten schoben sich die Menschenmengen durch die Hallen oder scharten sich in Gruppen zusammen, so wie das verschworene Grüppchen in der kleinen, aber gemütlichen Sitzecke hier oben auf der Galerie.
»Ihr meint Verrat«, sagte Orneta, ohne sich umzudrehen. »Was Ihr in Wahrheit meint, ist Verrat. Ihr wolltet sagen, Ihr hofft, dass Lord Rahl diesen Entschluss nicht als Verrat auslegen wird.«
»Nun ja«, erwiderte Grandon. »Wir stehen nach wie vor in Treue zum D’Haranischen Reich und empfinden größte Wertschätzung für Lord Rahl, es ist nur so …«
Ludwig, der an seinem Wein nippend aufmerksam zugehört hatte, hob eine Braue. »Es ist nur so, dass Bischof Arc, sollte er Lord Arc werden, sehr viel besser geeignet wäre, den Frieden zu gestalten, als ein Lord Rahl, der sich vor allem im Krieg hervorgetan hat.«
Der Botschafter hob einen Finger. »Wahrlich gut gesprochen. Wir stehen in Treue zum D’Haranischen Reich und, ich sagte es bereits, wertschätzen Lord Rahl und die Mutter Konfessor und alles, was sie für uns getan haben. Dennoch sind wir der Überzeugung, dass Bischof Arc – als Lord Arc, wie Ihr es nahelegt – mit seinem umfassenden Wissen, seinem Bewandertsein auf dem Gebiet der Prophezeiungen, besser für eine führende Rolle geeignet wäre. Da er sich von Prophetie leiten lässt, wäre er wohl auch besser geeignet, den Frieden zu wahren und uns auf einem gesicherten Weg in die Zukunft zu führen.«
Die anderthalb Dutzend Versammelten begrüßten die klugen Worte Botschafter Grandons mit zustimmendem Geraune und Kopfnicken.
»Dies wäre auch meine Hoffnung«, sagte Orneta. »Lord Rahl und die Mutter Konfessor haben hart dafür gekämpft, uns zum Sieg zu führen. Wir alle stehen tief in ihrer Schuld. Ich fürchte jedoch, irgendwann sind sie dunklen Einflüsterungen erlegen, weshalb wir nun gezwungen sind, im besten Interesse unseres Volkes zu handeln. Daher ist es unsere Pflicht, die Führung eines Lord Arc mit offenen Armen zu begrüßen. So lautet mein Entschluss, und er ist endgültig.«
Botschafter Grandon neigte sein Haupt in einer knappen, aber entschiedenen Verbeugung. »So soll es sein.«
Während ein Großteil der anderen feierlich ihre Zustimmung bekundete, suchte die Herzogin ihr Heil darin, an ihrem Tee zu nippen. Einer so weitreichenden und vor allem endgültigen Entscheidung mochte sie nicht zustimmen.
Orneta, dankbar, dass Ludwig eine so verantwortungsvolle Stellung bekleidete und Bischof Arc mit einer Auswahl von Prophezeiungen aus allen nur erdenklichen Quellen versorgte, war zu der Überzeugung gelangt, dass ebendieser Bischof Arc, bislang nur Herrscher über die Provinz Fajin, in einer Position als Lord Arc sehr viel besser geeignet wäre, über sämtliche Länder zu herrschen.
Nachdem sie einen Schluck Wein darauf getrunken hatte, hob sie den Blick und sah in der Ferne eine Mord-Sith in rotem Leder um die Ecke biegen. Diese hielt entschlossenen Schritts auf sie zu, den Blick fest auf sie geheftet.
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Während die Mord-Sith näher kam, verstummte das Grüppchen um Königin Orneta, und die Augen aller richteten sich auf die hochgewachsene Frau in Rot, die mit entschlossenen
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