Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
riskieren, dass eine der Mord-Sith des Lord Rahl Euer Gesicht sieht. Je länger Ihr hierbleibt, desto eher könnte jemand bemerken, dass Ihr keine Mord-Sith des Lord Rahl seid.«
»Ich bin jederzeit zum Aufbruch bereit, Abt Dreier.«
Ludwig nickte. »Meine Kutsche ist beladen und wartet bereits auf mich. Ich werde in Kürze ebenfalls aufbrechen. Sobald ich den Palast und die Azrith-Ebene hinter mir gelassen und die Waldgebiete erreicht habe, könnt Ihr für die Heimfahrt zu mir in die Kutsche steigen. Ich bin sicher, Lord Arc kann Eure Rückkehr kaum erwarten.«
»Ja, Abt Dreier, das sehe ich ganz genauso.«
Er blickte kurz auf, suchte in ihren kalten blauen Augen nach einem Anzeichen von Unverfrorenheit, konnte aber nichts entdecken.
»Stimmt es, was ich gehört habe, Abt Dreier?«
»Ich weiß nicht. Was habt Ihr denn gehört?«
Vika zögerte einen Moment. »Dass eine Mord-Sith sich vermählt hat und dies der Anlass für das große Fest und all die Gäste gewesen sein soll. Ich war so sehr mit der Ausführung meiner Befehle beschäftigt, dass ich gar nichts davon mitbekommen habe.«
»Nicht, dass es Euch etwas anginge, aber ja, es stimmt. Das ist auch der Grund, weshalb wir, die Abgesandten, derzeit alle hier sind. Wir wurden eingeladen, den prächtigen Feierlichkeiten anlässlich Caras Hochzeit beizuwohnen.«
Vika atmete hörbar aus. »Ich verstehe nur nicht ganz, wie eine Mord-Sith sich zu so etwas herablassen kann.«
Ludwig zuckte mit den Achseln. »Die Mord-Sith hier, unter der Herrschaft des Lord Rahl, sind längst verweichlicht.«
Sie nickte, starrte dabei ins Nichts, in ihre eigenen Gedanken versunken. »Das muss es wohl sein.«
Er kam näher, ging um sie herum und musterte sie aufmerksam von Kopf bis Fuß. Dann blieb er dicht vor ihr stehen, sah dabei in ihre blauen Augen. Sie wich seinem Blick aus.
»Fürs Erste ist unsere Arbeit hier erledigt. Also geht jetzt.«
Vika verneigte sich. »Ich werde sofort aufbrechen und mich Euch anschließen, sobald Ihr die Waldgebiete erreicht habt.«
Als sie zur Tür ging, betrachtete er ihren wohlgeformten Körper von hinten, ihren eleganten, aufreizenden Hüftschwung. Es wäre etwas aufregend anderes, sich nach Orneta ein so knackiges Wesen vornehmen zu können. Nicht, dass Orneta übel gewesen wäre, nur war sie eben keine Vika. Welche Frau war das schon?
Einstweilen jedoch gehörte sie, wie die anderen Mord-Sith auch, Hannis Arc. Irgendwann jedoch, sofern Ludwig sich durchsetzte, würde es keinen Lord Arc mehr geben, der irgendwelche Ansprüche auf sie erheben könnte; dann würde aus Abt Dreier Lord Dreier geworden sein, der selbst Ansprüche stellte.
Bis es dazu kommen konnte, war allerdings höchste Umsicht geboten. Hannis Arc war ein überaus gefährlicher Mann, dessen magische Talente man nicht auf die leichte Schulter nehmen durfte. Allerdings war er auch ein von Besessenheit getriebener Mann.
Ludwig löste sich aus seinen angenehmen Fantasien; er musste fort. Wer von den Abgesandten den Glauben an Lord Rahl verloren und stattdessen Lord Arc die Treue geschworen hatte, war längst dabei, hier seine Zelte abzubrechen und in die verschiedenen Teile des Reiches heimzukehren. Da durfte er nicht fehlen.
65
Richard war schockiert und obendrein wütend.
Dieser blutige Anblick, mittendrin die reglos daliegende Königin Orneta, machte ihn fassungslos.
Dies war nun schon das zweite Mal seit Caras Hochzeit, dass im Palast eine Königin ermordet worden war, und beide Morde waren mit erschreckender Grausamkeit ausgeführt worden.
Und was ihn noch mehr bestürzte, war das Wissen, dass eine Mord-Sith dafür verantwortlich war.
Allerdings wusste er weder, welche von ihnen dafür in Frage kam, noch konnte er sich vorstellen, was sie dazu getrieben haben mochte.
»Lord Rahl«, bemerkte Cara, »zugegeben, ich konnte die Frau nicht ausstehen und habe ihr nicht vertraut, aber so etwas hätte ich niemals getan.«
Selbst Cara war klug genug, seine Geduld in diesem Augenblick nicht übermäßig zu strapazieren.
»Das habe ich auch nicht behauptet.«
»Dann sagt doch etwas«, drängte sie.
Er sah sie an. »Ich will wissen, wer das getan hat.«
Die Lippen entschlossen zusammengepresst, nickte sie. Gern hätte sie noch angemerkt, dass keine Mord-Sith eigenmächtig so gehandelt hätte, diese Zeiten waren vorbei. Andererseits ließen sich weder die Tatsachen noch die Aussagen der Augenzeugen widerlegen.
Sie selbst hatte ihm bestätigt, was er bereits wusste: Die
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