Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
geschwächt, zudem hatte sie soeben beim Entfesseln ihrer Kraft ihr letztes bisschen Energie verbraucht.
Knotige Hände zerrten an ihren Kleidern; die knochigen Gestalten knurrten sie aus ihren aufgerissenen, reißerbewehrten Mäulern an. Allein die Hände auf ihrem Körper, die Hände, die an ihr zerrten und zupften, sie bald hierhin, bald dorthin schoben, hielten sie noch aufrecht.
Während sie daran gingen, ihr die Kleider von Leib zu reißen, wandte sich die Heckenmagd ihren Fläschchen und Gläsern zu, öffnete verschiedene Behältnisse und warf irgendwelche Dinge in das schwelende Feuer in der breiten flachen, mitten im Raum stehenden Schale. Als daraufhin Funken aufstoben, zeichnete sie mit einem Stöckchen Symbole in die etwas seitlich stehenden Aschebecken.
Kahlan spürte, wie ihr die Tränen über das Gesicht liefen, als sie von den schimmernden Gestalten unter unablässigem Fauchen und Knurren nach hinten gezerrt wurde. Ihr war, als würde sie von bösen Geistern in die qualvollen Tiefen der Unterwelt befördert.
Und womöglich stimmte das sogar, schoss es ihr durch den Kopf.
Von überall her kamen Hände, die sie nun mithilfe der fauchenden Kreaturen in Stränge dorniger Schlingpflanzen zu hüllen begannen; sie wickelten sie ihr um Handgelenke und Knöchel, befestigten die Enden in der Wand hinter ihr und zurrten sie dort fest.
Kahlan war kaum noch bei Bewusstsein, als die lachenden, umherspringenden Gestalten, in den Händen Ranken der dornenbewehrten Schlingpflanzen, sie umtanzten und sie mehr und mehr in das Geflecht der Wände einflochten.
Sie schrie vor Schmerzen, als sie gewahrte, dass einige der sie umdrängenden Gestalten sich in ihren Unterleib verbissen hatten, spürte, wie sie ihr die nadelspitzen Zähne ins Fleisch schlugen, schrie vor Verzweiflung und Kummer, als ihr bewusst wurde, dass sie Richard niemals wiedersehen würde.
Mit Grauen verfolgte sie, wie die schimmernden Gestalten Schalen an ihren Leib hielten, um das herabrinnende Blut aufzufangen, und doch konnte sie nichts tun, um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten, da sich die Dornen mit jeder Bewegung nur noch tiefer in ihr Fleisch bohrten.
Zu alledem lachten und schnatterten die schimmernden Gestalten wie auch die sie umtanzenden knochigen Kreaturen in dieser merkwürdigen, aus schrillen Schnalzlauten bestehenden Sprache.
Wer seine Schale bereits mit dem aus ihren Bisswunden hervorsickernden Blut gefüllt hatte, brachte sie zur Heckenmagd, die daraufhin gierig daraus trank, während sie von ihre Arme in der Luft schwenkenden, mit den Füßen aufstampfenden Gestalten umtanzt wurde. Der Raum war erfüllt vom trommelgleichen Klang ihrer knochigen, auf den Holzfußboden stampfenden Füße.
Kahlans Blut rann der zierlichen Frau übers Kinn, troff von den dicken Lederbändern in ihren Lippen. Wo es auf den Boden tropfte, kamen Kakerlaken hervor, um sich daran gütlich zu tun.
Dann endlich spürte Kahlan, wie eine barmherzige Finsternis sie überwältigte und nach und nach von dem sie allenthalben umtosenden Wahnsinn erlöste.
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Richard war stehen geblieben und starrte durch den feinen Dunst des Nieselregens auf den tunnelförmigen Eingang aus dicht verwobenen Zweigen und Ästen; für seinen Geschmack sah er ein klein wenig zu einladend aus. Überhaupt wirkte der ganze, sorgfältig instand gehaltene Pfad quer durch das Sumpfgebiet von Kharga Trace in seiner Art, Besucher zum Betreten zu ermutigen, zu bequem, zu verlockend.
Er fragte sich, wo in diesem Netz wohl die Spinne hocken mochte.
Dass Kahlan diesen Weg genommen hatte, wusste er, und zwar deshalb, weil er ihre Spur bis hierher verfolgt hatte. Er hatte gesehen, wo sie vom Pferd gestürzt war, wo sie den steilen Abhang hinabgerutscht war. Er hatte ihre Fußabdrücke gesehen, wo sie, offensichtlich torkelnd und nicht mehr imstande, geradeaus zu gehen, vom Weg abgekommen, in den morastigen Sumpf hinein- und anschließend wieder herausgestapft war.
Er hätte sie längst eingeholt, wäre nicht sein Pferd getötet worden. Passiert war dies nach Einbruch der Dunkelheit, als ein mächtiges Wildschwein aus dem Unterholz hervorgebrochen war. Wildschweine konnten jederzeit, auch außerhalb der Brunftzeit, aggressiv sein, dieses eine ganz bestimmt, denn es hatte das Pferd, nachdem sie es aufgescheucht hatten, augenblicklich attackiert. Das Tier hatte noch nicht ganz am Boden gelegen, da hatte der Eber ihm bereits mit seinen rasiermesserscharfen Stoßzähnen den Bauch
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