Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
kommt mir, und ich schreibe sie nieder. Und anschließend bewahre ich sie auf, wie man das eben mit Prophezeiungen tut.«
Nathan wies auf all die Papiere ringsum. »Du hast keine Visionen von den Dingen, von den Prophezeiungen, die du empfängst?«
»Nein. Ich empfange sie, und dann schreibe ich sie auf.«
»Dann weißt du also gar nicht unbedingt, was sie bedeuten.«
Sie überlegte einen Moment. »Nun, ich gebe zu, wenn darin von Regen die Rede ist, habe ich meist keine dazu passende Vision, aber das ist doch wohl auch eindeutig, meint Ihr nicht?« Auf Nathans Nicken fuhr sie fort: »Aber wenn es dort heißt, der Himmel wird einstürzen, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, was das bedeuten könnte. Das ist ja wohl schlecht möglich, oder?«
»Ja, das ist es wohl«, gab Nathan ihr recht.
»Also«, sagte sie, einen Finger nachdenklich erhoben, »muss sich dahinter eine andere Bedeutung verbergen.«
»Sieht ganz so aus«, pflichtete ihr Nathan bei. »Und wie empfängst du nun eine solche Vorhersage, wenn nicht als Vision?«
Die Stirn in Falten gelegt, sah sie auf und versuchte sich zu erinnern. »Nun, ich schätze, ich empfange sie in Form von Worten. Ich sehe kein Bild eines einstürzenden Himmels vor meinem inneren Auge oder Ähnliches. Sie kommt mir ganz einfach so, als eine innere Stimme, und dann schreibe ich sie im genauen Wortlaut nieder.«
»Und anschließend hebst du sie hier auf?«
Lauretta ließ den Blick über all ihre ach so kostbaren Vorhersagen schweifen. »Künftige Generationen von Propheten werden all dies studieren müssen, um sich einen Reim darauf zu machen.«
Richard konnte kaum noch an sich halten, er hatte größte Mühe, seine Zunge im Zaum zu halten. Die Frau war gewiss harmlos und hatte bestimmt nicht gezielt die Absicht, sie in den Wahnsinn zu treiben. Sie war eben, wie sie war, und er würde den Teufel tun, ihr ihre Eigenart, ihre lebenslange fixe Idee auszureden. Es wäre sinnlos und gefühllos, und am Ende würde sie sich nur gekränkt fühlen.
»Oh.« Abrupt wandte sie sich um und schlurfte in den hinteren Teil des Wohnquartiers. »Beinahe hätte ich es vergessen. Erst gestern ist mir noch eine weitere Eingebung gekommen, es war die letzte für Euch, Lord Rahl.«
Lauretta zog einige Blätter hervor, überflog sie kurz und stopfte sie wieder dorthin zurück, wo sie sie gefunden hatte. Schließlich stieß sie, mehr durch Zufall, auf das Gesuchte. Richard fand den Umstand, dass sie überhaupt imstande war, zwischen all den Tausenden und Abertausenden losen Blättern ein bestimmtes, einzelnes Blatt zu finden, bei Weitem bemerkenswerter als alles, was sie niederschrieb.
Mit hastigen Schritten kam sie zurück und hielt Richard das Blatt hin. Er nahm es und las laut vor.
»›Königin schlägt Bauern‹.« Er sah stirnrunzelnd auf. »Was soll das wohl heißen?«
Lauretta zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Meine Bestimmung ist es, die Vorhersagen zu empfangen und sie niederzuschreiben, nicht, sie zu deuten. Wie ich schon sagte, diese Arbeit bleibt künftigen Propheten überlassen.«
Richard sah zu Nathan und seinem Großvater. »Irgendeine Idee, was das bedeuten könnte?«
Zedd zog ein Gesicht. »Tut mir leid, das sagt mir überhaupt nichts.«
Nathan schüttelte den Kopf. »Mir auch nicht.«
Erneut atmete Richard tief durch. »Vielen Dank, Lauretta, dass du sie weitergegeben hast. ›Menschen werden sterben‹, ›Der Himmel wird einstürzen‹, und – er warf einen Blick auf das letzte Blatt – ›Königin schlägt Bauern‹. Das wär’s dann also. Oder hast du noch andere, die ich mir ansehen sollte?«
»Nein, Lord Rahl, das sind alle. Ihre Bedeutung war mir nicht klar, ich wusste nur, dass sie für Euch bestimmt waren.«
»Weißt du denn normalerweise, für wen die Prophezeiungen bestimmt sind?«
Sie zog die Stirn kraus und dachte nach. »Nein, eigentlich kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich jemals gewusst hätte, für wen meine Prophezeiungen bestimmt waren, oder von wem sie handeln.« Sie blickte auf. »Aber es heißt ja, Ihr seid ein sehr ungewöhnlicher Mann, ein Zauberer von großer Macht, ich nehme also an, es hat etwas damit zu tun.«
Richard betrachtete die Teekanne mit der Kerze darunter. »Weißt du, Lauretta, vielleicht kann ich auch etwas für dich tun, sozusagen als Dank dafür, dass du mich auf deine Prophezeiungen aufmerksam gemacht hast.«
Sie warf den Kopf zurück. »Für mich?«
»Ja. Ich finde, all diese Prophezeiungen sollten an
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