Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine
eine ganze Reihe sogar.«
Lauretta trat vor eine Wand, die aus nichts als Papieren zu bestehen schien, zog willkürlich ein Blatt heraus und warf einen kurzen Blick darauf. »Nein, das ist sie nicht.« Sie stopfte das Blatt an seinen Platz zurück, versuchte es weiter seitlich, zog andere heraus, nur um sie letztendlich ebenfalls wieder zurückzustecken. Wieder und wieder zog sie an verschiedensten Stellen lose Blätter zwischen den Abertausenden von Papieren hervor, die sie nach kurzem Überfliegen wieder zurückstopfte.
Richard und Nathan wechselten einen Blick.
»Vielleicht könntest du Lord Rahl einfach erklären, wie deine Vorhersage lautete«, schlug Zedd vor.
»Du liebe Güte, nein, ich fürchte, das ist völlig ausgeschlossen. Es sind viel zu viele, als dass ich mich an sie erinnern könnte, deswegen musste ich sie ja schließlich aufschreiben. Wenn ich sie mir notiere, hab ich sie stets griffbereit und kann sie nicht vergessen. Ist das nicht der Sinn des Notierens von Prophezeiungen? Dass wir sie stets zur Hand haben?«
»Wohl wahr«, brummte Nathan, sichtlich darauf bedacht, sie nicht zu verstimmen. »Vielleicht könnten wir dir beim Suchen helfen? Wo hast du denn deine jüngsten Prophezeiungen hingesteckt?«
Sie sah ihn verständnislos an. »Na, da, wo sie hingehören.«
Nathan sah sich um. »Und woher weißt du, wohin sie gehören?«
»Das ergibt sich aus ihrem Inhalt.«
Für einen Moment erstarrte Nathans Blick. »Und wie findest du sie dann? Ich meine, wenn du dich nicht an ihren Inhalt erinnerst, wie willst du dann überhaupt wissen, wohin sie gehören und wohin du sie gesteckt hast? Woher willst du wissen, wo du suchen musst?«
Die Augen zusammengekniffen, dachte sie angestrengt über die Frage nach. »Seht Ihr, genau das war immer das Problem.« Sie atmete tief durch, so dass die Knöpfe ihrer Pullover abspringen zu wollen schienen. »Das ist ein Dilemma, für das ich anscheinend einfach keine Lösung finde.«
Angesichts der allgemeinen Verwirrung bezüglich des Standorts der Bücher in den Bibliotheken, die dort ohne jede Ordnung eingestellt worden waren, schien das mit schriftlichen festgehaltenen Prophezeiungen – egal welcher Größenordnung, überlegte Richard – ein verbreitetes Problem zu sein.
Zedd zog ein Blatt Papier aus einem Stapel und starrte darauf, schwenkte es dann durch die Luft. »Auf diesem hier steht nur ein einziges Wort: ›Regen‹.«
Lauretta blickte von den Papieren auf, die sie gerade in der Hand hielt. »Ja, das habe ich an einem Tag aufgeschrieben, als ich so eine Ahnung hatte, dass es regnen könnte.«
»Wir verschwenden unsere Zeit«, wandte sich Richard in vertraulichem Ton an Nathan.
»Ich habe dich gewarnt, dass es sich wahrscheinlich nicht lohnen wird.«
Richard seufzte. »Allerdings.«
Er wandte sich zu Lauretta herum, die mittlerweile den Platz gewechselt und soeben, tief unten aus einem Berg von Papieren, Schachteln und Buchdeckeln, ein weiteres Blatt hervorgezogen hatte. Noch ehe er ihr erklären konnte, dass sie jetzt gehen würden, sog sie erschrocken den Atem ein.
»Hier ist sie, ich hab sie gefunden. Genau da, wo sie hingehört.«
»Und was steht dort nun?«, wollte Richard wissen.
Sie kam mit dem Blatt in der Hand zu ihm herübergeschlurft und tippte, während sie ihn ansah, mit dem Finger darauf. »Hier steht: ›Menschen werden sterben‹.«
Einen Moment lang starrte Richard in ihr erwartungsfrohes Gesicht. »Das geschieht ständig, Lauretta. Jeder stirbt irgendwann.«
»Ja, wohl wahr«, meinte sie kichernd und begab sich zu einem anderen wankenden Papierstapel, um ihre Suche von vorn zu beginnen.
Ihre Prophezeiung erschien ihm nicht hilfreicher als die meisten anderen auch. »Nun, jedenfalls danke ich dir für …«
»Hier ist noch eine«, rief sie, während sie ein aus einem Stapel hervorlugendes Blatt überflog. Sie zog es heraus. »Hier steht: ›Der Himmel wird einstürzen‹.«
Richard runzelte die Stirn. »Der Himmel?«
»Ja, ganz recht, der Himmel.«
»Bist du ganz sicher, dass du nicht sagen wolltest, das Dach wird einstürzen?«
Lauretta zog das Blatt in ihrer Hand abermals zu Rate. »Nein, hier steht klar und deutlich ›Himmel‹. Ich habe eine gut lesbare Handschrift.«
»Und was könnte das bedeuten?«, fragte Richard. »Wie sollte es möglich sein, dass der Himmel einstürzt?«
»Du meine Güte, da hab ich keine Ahnung«, meinte sie mit einem unterdrückten Prusten. »Ich bin nur das Medium. Die Prophezeiung
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