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Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine

Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine

Titel: Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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übermüdet und ließ ihre Fantasie mit sich durchgehen.
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. Als sie ihm mit der Hand im Vorübergehen über die Schulter strich, hielt er sie fest. Mehr als alles andere wünschte sie sich, er würde mitkommen und sich zu ihr legen, ihr Gesellschaft leisten, sie behüten. Schließlich löste sie ihre Hand aus seinem sanften Griff und ging den anderen hinterher, die bereits zum Garten des Lebens aufgebrochen waren.

36
    Hannis Arc, der gerade an dem komplexen Gefüge von Linien arbeitete, welche die Gruppen von Elementen miteinander verbanden, aus denen sich die Sprache der Schöpfung zusammensetzte, so wie sie auf der alten Ceruleanischen Schriftrolle festgehalten war, die inmitten des Chaos auf seinem Schreibtisch ausgebreitet lag, war keineswegs überrascht, die sieben flüchtigen Formen wie beißenden, von einem bitteren Atemhauch getriebenen Rauch in den Raum wabern zu sehen. Gleich einer jenseitigen Ansammlung gespenstischer Gestalten und, so schien es, herangetragen von einer zufälligen Verwirbelung der Luft, schoben sie sich in einem lockeren Grüppchen zwischen die in laut- und regungsloser Starre aufrecht in ihren Halterungen verharrenden Bären und Wildtiere, wehten sie durch den kleinen Wald aus steinernen Gestellen, auf denen die schweren Bände mit schriftlich festgehaltener Prophetie ruhten, und zwischen den in gleichmäßigen Abständen aufgestellten und mit Kuriositäten angefüllten Schaukästen hindurch, in deren Glas sich die Flammen des großen offenen Kamins an der Seitenwand des Raums widerspiegelten.
    Bekanntermaßen benutzten die sieben kaum jemals Türen, weshalb man die Läden vor den Fenstern unten, im Erdgeschoss, in einer geradezu provozierenden Demonstration der Furchtlosigkeit offen gelassen hatte. Doch auch wenn sie sich häufig für den Weg durch die Fenster entschieden, waren sie auf diese in Wirklichkeit ebenso wenig angewiesen wie auf Türen, da sie durch jede Öffnung und jeden Spalt schlüpfen konnten, wie der Dampf, der frühmorgens über den Flächen stehenden Wassers aufstieg, das sich in dunklen Bahnen durch das öde Torfland zog.
    Die offen stehenden Fensterläden waren als eine für alle, auch die sieben, sichtbare Erklärung gedacht, dass Hannis Arc nichts und niemanden fürchtete.
    Viele Bewohner von Saavedra, dem Regierungssitz der Provinz Fajin unten im weiten Tal unterhalb der Zitadelle, verriegelten des Nachts ihre Türen.
    Draußen in den Dunklen Landen tat dies jeder.
    Schließlich war es nur klug, sich aus Angst vor dem, was sich dort draußen herumtrieb, nachts einzuschließen, und wenn dies für die Einwohner der Stadt galt, dann umso mehr noch für die Bewohner der entlegeneren Gegenden. Nachts war die Gefahr mit den Händen greifbar – in Gestalt von reißer- und krallenbewehrten Geschöpfen – und die Angst mehr als berechtigt. Doch gab es auch noch andere Wesen, die es zu fürchten galt, Wesen, die man, wenn überhaupt, nur selten kommen sah – und dann war es meist zu spät.
    Hannis Arc hingegen waren all diese Ängste unbekannt, denn er benutzte diese Elemente für seine ganz eigenen Zwecke, indem er sie beherrschte – wodurch er selbst zur Ursache der Angst wurde anstatt zu ihrem Opfer. Er schürte die Glut dieser Angst in den Herzen anderer, damit sie allzeit bereit waren, mit Gebrüll zum Leben zu erwachen und ihm zu dienen.
    Hannis Arc wollte, dass die Menschen ihn fürchteten. Solange sie ihn fürchteten, respektierten sie ihn, gehorchten sie ihm und waren bereit, sich ihm zu unterwerfen. Also sorgte er dafür, dass sie allzeit Grund hatten, ihn zu fürchten.
    Nein, anders als die meisten Bewohner der Dunklen Lande belastete sich Hannis Arc nie mit irgendwelchen Ängsten. Vielmehr war er getrieben von einem niemals ruhenden, glühenden Zorn, ein Zorn, der ihm wie ein lebendiges Wesen innewohnte, und der der Angst keinen Raum ließ, Fuß zu fassen.
    Dieser allgegenwärtige, ihn ganz ausfüllende Zorn war ihm zum hell erstrahlenden Stern geworden, der ihm den Weg wies, der ihn antrieb, ihn beriet und gelegentlich auch rügte, während er ihn anhielt, ein großes Unrecht zu berichtigen. Der Groll war nicht nur sein ständiger Begleiter, er war ihm ein zuverlässiger Freund – sein einziger.
    Das Licht des einen Dutzends Kerzen in dem Ständer auf der anderen Zimmerseite flackerte, als die sieben Vertrauten sie im Vorüberziehen umkreisten, so als wollten sie dort verweilen, um sich von den Hitzewirbeln ihrer

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