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Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine

Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine

Titel: Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Goodkind, T: Legende von Richard und Kahlan 01 - The Omen Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Flammen tragen zu lassen.
    Mohler, der alte Schreiber, saß über einen mächtigen Band gebeugt, der, nicht weit entfernt, aufgeschlagen auf einem Ständer lag. Er richtete sich auf, so als meinte er etwas gehört zu haben. Eine der sieben schimmernden Gestalten umschwebte ihn, strich ihm mit einer rankengleichen Hand ums Kinn. Der Mann blickte um sich; anscheinend hatte er die Berührung gespürt, ohne jedoch deren Quelle ausmachen zu können.
    Die Vertrauten waren für ihn unsichtbar.
    Nicht aber für die Frau, die hinten bei den Türen Wache stand.
    Mohler fasste sich mit seinen knotigen, arthritischen Fingern an die Wange, als er jedoch nichts fand, was die Empfindung verursacht haben könnte, ließ er die Hand sinken und widmete sich wieder ganz der Niederschrift der jüngsten Prophezeiungen aus der Abtei. Derweil stiegen die sieben in einer Spirale zur Gewölbedecke auf, wo sie, vorbei an den mächtigen Steinbogen, knapp unterhalb der schweren Balken dahinschwebten, den Blick prüfend in den düsteren, kerzenbeschienenen Raum gerichtet.
    »Ihr seid am Zug«, erinnerte Hannis Arc den buckligen Schreiber.
    Mohler sah sich kurz um und merkte, dass sein Meister ihn beobachtete. »Ja, tatsächlich«, sagte er, legte seine Feder fort, kehrte seiner Arbeit an dem schweren Folianten den Rücken und schlurfte zu dem steinernen Sockel, auf dem das Spielbrett mit den aus Alabaster und Obsidian geschnitzten Spielfiguren stand.
    Er hatte reichlich Zeit gehabt, sich seinen nächsten Zug zu überlegen, im Grunde fast die ganze Nacht. Hannis Arc hatte ihn nicht gedrängt; er hatte ohnehin bereits sämtliche dem Mann zur Verfügung stehenden Kombinationen durchgespielt. Keine davon schien eine gute Wahl zu sein, aber zumindest waren einige nicht ganz so unmittelbar verheerend wie andere.
    Zögernd streckte Mohler eine Hand vor, um eine Alabasterfigur auf ein anderes Quadrat zu ziehen, eine der tiefschwarzen Figuren zu schlagen und beiseitezustellen. Es war ein Zug, über den er wahrscheinlich stundenlang nachgedacht hatte, ein Zug, der eine wertvolle Figur eroberte und ihn in die Lage versetzte, Schach zu bieten.
    Hannis Arc erhob sich und schritt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, ans Brett, strich sich mit dem Knöchel seines Zeigefingers über die Wange, um den Eindruck zu erwecken, sein Figurenverlust habe ihn überrascht, und sein nächster Zug bedürfe einigen Nachdenkens. Das war jedoch nicht der Fall.
    Er rückte mit einem seiner schwarzen Bauern gegen Weiß vor. Auf genau diesen Zug hatte Mohler gehofft; er war bereit. Ohne lange darüber nachzudenken, schlug er den Bauern unverzüglich und zog seinen Alabasterturm auf dessen Feld, das seinen Gegner nun bedrohte.
    Hannis Arc hatte die überhastete Reaktion des alten Schreibers erwartet. Den ganzen Tag schon hatte er sich für ebendiesen Moment in Zurückhaltung und Geduld geübt, so wie er dies für andere Dinge schon seit Jahrzehnten tat. Schließlich streckte er die Hand vor und zog die Königin aus Obsidian mit Daumen und Zeigefinger auf ebenjenes Spielquadrat, auf das der Schreiber seinen Turm gezogen hatte, und schob diesen zur Seite. Mit dem kleinen Finger nahm er den blassen Turm auf, entfernte ihn aus dem Spiel und stellte die eroberte Figur mit wohlbedachter Akribie zur Seite.
    »Schach und matt.«
    Mohlers Blick zuckte in unerwarteter Bestürzung auf der Suche nach einem Ausweg über das Spielbrett, doch schließlich zog er seine buschigen Brauen hoch und gab sich mit einem Seufzen geschlagen. »In der Tat. Ich fürchte, ich habe ein weiteres Mal bewiesen, dass ich kein ebenbürtiger Gegner für Eure Spielkunst bin, Bischof.«
    »Lasst mich jetzt allein.«
    Er sah auf. »Bischof?« Er wies mit der Hand hinter sich auf den Folianten. »Ich bin mit der Aufzeichnung der Berichte noch nicht fertig.«
    »Die Zeit ist bereits fortgeschritten. Ich werde mich bald zur Ruhe begeben. Den Rest der Berichte aus der Abtei könnt Ihr morgen eintragen.«
    Mohler verneigte sich. »Selbstverständlich, Bischof, ganz wie Ihr wünscht.« Er wandte sich zum Gehen, blieb dann noch einmal stehen und drehte sich herum. »Benötigt Ihr noch etwas, bevor ich Euch allein lasse? Etwas zu essen oder zu trinken?«
    Eine der Vertrauten legte sich spiralförmig um ihn, wie um ihn zu beirren. Mohler, der irgendetwas spürte, sich ihrer Gegenwart beinahe bewusst war, blickte um sich. Schließlich jedoch gab er auf – vermutlich schrieb er die Empfindung seinen alten Knochen zu –

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