Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
Ein bisschen hatte das mit seiner Unnahbarkeit zu tun, das wusste sie. Er war ein Mensch und sie eine Elfe… deshalb war eine Verbindung zwischen ihnen ausgeschlossen. Erst recht, wenn man ein Mitglied der königlichen Familie war. Er war unerreichbar für sie, und das machte ihn seltsamerweise umso begehrenswerter. Aber es hatte auch etwas mit seinem Beruf des Fährtenlesers zu tun, der es mit sich brachte, dass er oft auf sich allein gestellt war, sich von der restlichen Welt fernhielt und ziemlich isoliert war. Wie konnte er tun, was er tat, und dabei glücklich sein, so ganz alleine und mit niemandem zum Reden außer Prue? Getrennt von seinem Volk und nur damit beschäftigt, Spuren zu lesen und das Verhalten der wilden Tiere zu deuten?
Sie wusste viel über das Leben der elfischen Fährtenleser, verstand ihre Art zu leben und ihr Bedürfnis, frei zu leben. Sie hatte mit einigen gesprochen und sich ihre Erklärungen angehört. Aber Panterra Qu war anders, und sie verstand nicht, woran es lag. Irgendetwas war da, in der Art, wie er die Welt sah, in der Art, wie er redete und sich bewegte. Der Fährtenleser in ihm hatte ihr das Gefühl vermittelt, er könnte mit jeder Situation fertig werden… Das war einer der Gründe dafür gewesen, warum sie nicht gezögert hatte, ihn dazu zu überreden, das Lagerfeuer zu untersuchen; was dann schließlich mit Prue Liss’ Gefangennahme endete.
Und er hatte so eine Art, sie anzuschauen.
Plötzlich erstarrte sie. Sie hatte gerade ihren Rucksack zuschnüren und sich auf den Weg machen wollen, als ihr eine schockierende Möglichkeit in den Sinn gekommen war.
War sie in diesen Jungen verliebt? Erklärte das am Ende ihre Faszination?
Schon bei der Vorstellung verdrehte sie gereizt die Augen. Sie trat aus der Tür und ging den Fußweg zu den Quartieren hinunter, in denen die Elfenjäger wohnten. Dort angelangt erkundigte sie sich nach ihren Leibwächtern und stellte fest, dass man Rendelen und Dash dazu bestimmt hatte, sie zu begleiten. Sie kannte beide Männer bereits von früheren Ausflügen im Tal. Der erste war ein erfahrener Jäger… klein, zäh und gerissen. Der zweite war jünger, größer und immer gut gelaunt. Sie begrüßten sie freundlich, hatten ihre Bündel gepackt und waren abmarschbereit.
Sie brachen noch am Vormittag zum Aphalionpass auf. Als sie am Rand des Steilhanges entlanggingen und gerade den Elfitch hinabgehen wollten, trafen sie zu ihrer Überraschung auf Arik Sarn, der ihnen entgegenkam. Der Troll hatte Schreibwerkzeug und Papier dabei und ging geistesabwesend und mit gesenktem Kopf hinauf. Er sah sie erst, als er fast auf ihrer Höhe war, und schien sehr erschrocken.
»Prinzessin«, sagte er mit seiner gutturalen Stimme und machte eine tiefe Verbeugung.
Etwas zu tief, für ihr Gefühl. Sie mochte ihn immer noch nicht. Aber das spielte keine Rolle, weil sie ihn seit seiner Ankunft kein einziges Mal zu Gesicht bekommen hatte. Heute trafen sie sich zum ersten Mal wieder.
»Ich wünsche einen guten Morgen«, antwortete sie. »Man geht spazieren?«
»Nur bis zum Ende der Rampe und zurück. Ich komme gerade aus Euren Gärten. Es gibt dort wunderschöne Blumen.«
»Sie sind sehr schön«, stimmte sie ihm zu. »Die Gärtner arbeiten hart daran, dass es so bleibt.« Sie schaute auf sein Notizbuch. »Schreibst du da etwas über Blumen hinein?«
»Ich zeichne sie«, antwortete er. Er schlug sein Notizbuch auf und zeigte ihr mehrere Seiten mit sehr guten Zeichnungen von Rosen, Rhododendren und Freesien. Er lächelte. »Das hilft mir, die Zeit zu vertreiben.«
Es überraschte sie, dass er gerne Blumen zeichnete, aber wer kannte sich schon mit den Eigenheiten von Trollen aus? Sie verließ ihn mit einem ermutigenden Lächeln und winkte ihm sogar kurz zu. Sie spürte, dass er ihr nachschaute. Eskortiert von Dash und Rendelen kam sie den Rest des Tages zügig voran. Sie ließen Arborlon bald hinter sich und marschierten über die Ebene bis zu den Wäldern, die sich am Fuß der Berge ausbreiteten, in denen der Pass lag. Es war ein bewölkter und grauer Tag, aber die Luft war warm und der Boden weich und trocken. Als die Nacht hereinbrach, schlug das Trio ein Lager auf und aß zu Abend. Danach saßen sie um ein kleines Feuer herum und erzählten sich Geschichten. Phryne mochte zwar in eine privilegierte und hochrangige Familie hineingeboren sein und hohe Erwartungen in die Zukunft setzen, aufgewachsen war sie aber ganz anders. Sie hatte in der Tat das meiste
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