Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
dich bitten werde. Bist du dir sicher, dass du diese Regeln einhalten kannst?«
»Damit kann ich leben, ja.«
»Gut. Dann vergessen wir einmal die letzten zwei Wochen und hoffen, dass Sider Ament einen Weg findet, um dieses unglückliche Mädchen aus Glensk Wood aus den Klauen der Trolle zu befreien.«
Sie zuckte innerlich zusammen, als er es sagte, ließ sich jedoch äußerlich nichts anmerken.
»Wie ich schon sagte, es gibt etwas, das du für mich tun sollst. Zunächst einmal brauchst du nicht mehr im Heilerzentrum zu arbeiten. Überlass die Arbeit dort ruhig Isoeld.«
Wieder zuckte sie innerlich zusammen. Aber es gab ein paar Dinge, die sie einfach vor ihrem Vater nicht erwähnen konnte.
»Ich möchte, dass du zum Aphalionpass zurückkehrst«, schloss er.
Sie fuhr überrascht hoch. »Aber hast du nicht gerade von mir verlangt, nicht…?«
»… das Tal zu verlassen«, beendete er den Satz. »Genau. Und das meine ich auch so. Aber ich möchte, dass du zum Pass hinaufgehst und überprüfst, wie die Arbeiten vorangehen. Sprich mit den Orullians und frag sie nach ihrer Meinung. Sie sind beide dort oben und helfen beim Bau der Befestigungen. Sieh dich gut um. Ich brauche eine unabhängige Beurteilung der Sachlage, und ich kenne niemanden, der einen so unabhängigen Verstand hat wie du. Damit meine ich, dass du sehr gut verstehst, Dinge wahrzunehmen, die anderen Leuten nicht auffallen, weil du für alles offen bist.«
Er sah, wie ein Anflug von Unsicherheit über ihr Gesicht zog. »Das ist als Kompliment gemeint, Phryne. Du würdest mir nichts erzählen, nur um mir zu gefallen, du würdest mir nichts berichten, das nicht der Wahrheit entspräche. Und jetzt brauche ich vor allem die Wahrheit. Wie geht die Arbeit voran? Wie solide sehen die Verteidigungsstellungen aus? Wie ist die Stimmungslage bei den Elfen, die an den Barrikaden arbeiten, nachdem sie wissen, dass die Nebelbarrieren gefallen sind? Das brauche ich. Die ungeschminkte Wahrheit. Wirst du für mich dorthin gehen?«
Sie stand auf, ging zu ihm und küsste seine Wange. »Selbstverständlich werde ich gehen. Danke, dass du mich fragst. Danke, dass du mir zutraust, das für dich zu erledigen.«
»Wem sollte ich denn vertrauen, wenn nicht dir und Isoeld?«, entgegnete er.
Sie schluckte die Antwort, die ihr auf der Zunge lag, herunter, und hörte sich den Rest seiner Ausführungen an. Zu den Bedingungen ihrer Reise gehörte, dass sie von Leibwächtern begleitet und von Elfenjägern eskortiert wurde. Sie stimmte ohne jeden Widerspruch zu, denn sie konnte verstehen, warum ihr Vater der Meinung war, die Expedition wäre zu gefährlich, als dass sie sie allein unternehmen sollte. Es besänftigte sie etwas, als er hinzufügte, es wäre ihr gestattet, selbst über die Route für den Hin- und Rückweg zu entscheiden, solange ihre Eskorte nicht glaubte, dass es mit irgendwelchen Gefahren verbunden sei. Sie sollte eigene Beobachtungen machen und ihren Bericht verfassen, wenn sie zurückgekehrt war. Das Ganze dürfte sie nicht mehr als fünf Tage kosten.
»Wir haben nur noch fünf Tage Zeit«, schloss er. »Die Frist für das Treffen mit den Trollen läuft in vierzehn Tagen ab. Ich benötige die verbleibenden Tage, um eine Streitmacht aufzustellen und zu entsenden, die groß genug ist, um den Pass zu verteidigen. Ich werde unserem Volk bald etwas von der Entwicklung sagen müssen. Ich kann es nicht länger aufschieben, so gern ich es auch täte. Die Zeit läuft uns davon, Phryne.«
Dagegen konnte sie nicht viel sagen. Weil außerdem reden allein nichts bewirkt, ließ sie alles stehen und liegen und machte sich ans Packen. Als sie ihre Kleidung und persönliche Habseligkeiten in einen Rucksack stopfte, bedauerte sie schmerzlich, dass die Gefährten ihrer letzten Reise sie nicht begleiten würden. Besonders vermisste sie Panterra Qu, an den sie unablässig gedacht hatte, seit er vor über einer Woche zusammen mit dem Grauen von Arborlon aufgebrochen war. Sie dachte natürlich lieber an Panterra als an ihre Stiefmutter, aber ihre Gedanken waren weniger Ausdruck einer bewussten Entscheidung als vielmehr Zeichen ihrer Faszination. Sie war selbst jetzt noch immer an dem Jungen interessiert, ohne dass sie eine Erklärung dafür gehabt hätte; obwohl sie mehrfach versucht hatte, eine zu finden.
Sie seufzte und grübelte darüber nach, als sie in ihrem Schlafgemach stand und auf ihren Rucksack starrte. Sie fühlte sich von Panterra auf eine eigentümliche Art angezogen.
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