Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
werde nach Arborlon gehen, nachdem ich dich verlassen habe.«
Sie nickte. Der Zorn wich aus ihren Augen. Sie streckte eine Hand aus und berührte sein Kinn. »Es tut mir leid. Du hast meinen Ärger nicht verdient. Du hast auch ohne mich genug Ärger und Misstrauen in deinem Leben. Ich bin zu streng mit dir.« Ihre Hand fiel herab. »Es ist ein schwerer Weg, den du gehen musstest, hab ich Recht?«
Er lächelte und zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihn mir ausgesucht.«
Er betrachtete sie aufmerksam, um sich alle Details ihres Gesichtes einzuprägen. Sie war älter geworden, aber das Mädchen aus seiner Erinnerung war immer noch zu erkennen. »Und du? Wie ist dein Leben?«
Sie lachte leise. »Nicht so, wie ich es erwartet hätte. Ich bin mit einem guten Mann verheiratet, der für mich sorgt, aber ich bin für ihn nicht die große Liebe, die ich für dich war. Und meine große Liebe ist er auch nicht. Wir leben zusammen, haben keine Kinder und sind uns in vielerlei Hinsicht fremd geworden. Wir teilen die Wohnung, aber sonst nicht viel. Er regiert die Leute von Glensk Wood, er ist der Ratsvorsitzende. Da kann er etwas Sinnvolles tun, und ich glaube, dass ihm das ausreicht.«
»Aber für dich bleibt nicht allzu viel, oder?«
»Ich habe meine Arbeit in der Gemeinde, ich helfe, wo ich kann, und versuche, jenen ihr Los zu erleichtern, die sich nicht selbst Gehör verschaffen können. Mit dem Ortsvorsteher verheiratet zu sein schadet dabei nicht. Obwohl mich Skeal Eile verabscheut.«
»Umso mehr, wenn er weiß, was du getan hast.«
»Er hat einen Verdacht, aber er weiß es nicht sicher. Auf jeden Fall beschützt mich Pogue vor ihm. Er sorgt für meine Sicherheit.«
Der Graue fragte sich, ob das wirklich so war, aber er ließ es auf sich beruhen. Es hatte keinen Sinn, an ihren Worten zu zweifeln. Aislinne würde tun, was sie für notwendig hielt, und ihr zur Vorsicht zu raten war reine Zeitverschwendung. »Erzähl mir etwas über den Jungen und das Mädchen. Ich bin ihnen begegnet, und sie wirkten, als wären sie fähig, zuverlässig und als stünden sie zu ihrem Wort. Liege ich mit meiner Vermutung da richtig?«
»Das tust du. Was sie versprechen, das halten sie auch. Sie werden versuchen, die Elfen von der drohenden Gefahr zu überzeugen. Aber mehr können sie nicht tun. Die Botschaft muss auch die anderen Dörfer erreichen, die anderen Gemeinschaften und sämtliche Rassen. Jeder muss es erfahren. Sie müssen zusammenkommen und entscheiden, was getan werden muss.«
Er nickte. »Kannst du mir dabei helfen? Hast du Freunde, denen du vertraust, und die du als Boten schicken kannst, um vor der Gefahr zu warnen? Ich weiß, ich bitte dich um eine ganze Menge…«
Sie legte ihm rasch ihre Finger über den Mund. »Das ist wirklich das Mindeste, Sider. Ich will tun, was ich kann. Aber du musst mir versprechen, nach unseren jungen Freunden zu schauen; überzeuge dich davon, dass sie in Sicherheit sind. Sie sind einmal entkommen, aber ich bin mir nicht sicher, ob die Gefahr schon vorüber ist. Man darf Skeal Eile nicht unterschätzen. Er weiß, welche Bedrohung sie darstellen, und er könnte durchaus weiterhin versuchen, sie zum Schweigen zu bringen. Selbst wenn sie so weit weg sind. Er ist vollkommen skrupellos.«
Sider nickte, und dann schwiegen sie beide für eine Weile, während sie einander in der Dunkelheit betrachteten.
»Es gefällt mir nicht, dich hier zurückzulassen«, meinte er schließlich. »Ich finde, du solltest mit mir kommen. Nach Arborlon oder sonstwohin. Aber jedenfalls fort von hier.«
Sie schüttelte den Kopf. »Du hast nicht mehr das Recht, so etwas von mir zu verlangen, Sider.« Sie lächelte, schwach und angespannt. »Als du dich für diesen Stab und gegen mich entschieden hast, hast du auf das Recht verzichtet, von mir zu verlangen, dich irgendwohin zu begleiten.«
Er warf einen Blick auf seinen Talisman, den er fest mit einer Hand umschlossen hielt, und sah anschließend wieder zu ihr. »Ich weiß, was ich aufgegeben habe. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke. Kein Tag, an dem ich es nicht bereue und wünschte, mein Leben hätte einen anderen Verlauf nehmen können. Dass ich nicht…«
Er unterbrach sich. »Ich will nur nicht, dass dir etwas geschieht.«
Sie schaute ihn verwundert an. »Wie seltsam, dich das sagen zu hören. Seit du mich verlassen hast, hatte ich jeden Tag dieselbe Sorge. Vielleicht möchtest du darüber nachdenken, wenn du wieder gegangen bist.«
Er starrte
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