Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
Misere verantwortlich. Als Preis für die Erlaubnis ihres Vaters, ihre Cousins und die Besucher aus Glensk Wood in die Berge gehen zu lassen, hatte sie darauf bestanden, dass sie sie mitnahmen. Sie hatte sie dazu genötigt, durch den Pass und noch weiter zu gehen. Sie hatte mit Panterra geflirtet, um ihn auf ihre Seite zu ziehen; aber nicht nur deshalb, sondern auch, weil sie sich wirklich zu ihm hingezogen fühlte. Dabei war Elfen eine Verbindung mit Menschen untersagt, und ganz besonders Elfenprinzessinnen, was sie sehr wohl gewusst, aber einfach ignoriert hatte. Und sie hatte es genossen, wie ihn ihre Aufmerksamkeit nervös gemacht und durcheinandergebracht hatte. Sie hatte sich wie ein Mädchen benommen und nicht wie die junge Frau, die sie zu sein vorgab. Das ist ein deutliches Anzeichen, wie viel mir noch zum Erwachsensein fehlt, dachte sie bitter. Sie fragte sich, was wohl ihr Vater von ihr halten würde, wenn er erfuhr, was sie getan hatte. Sie brauchte nicht lange darüber nachzudenken, bis ihr eine Antwort einfiel.
»Er kommt«, flüsterte Tasha plötzlich.
Eine Sekunde später tauchte sein Bruder aus dem Dunkel hervor, kroch rasch und verstohlen zwischen den Felsen und dem Gebüsch hindurch und kauerte sich dann wieder sicher neben ihnen in die Schatten.
»Panterra und Kleine Schwester wurden von den Echsen gefangen genommen. Wie das passieren konnte, weiß ich nicht. Und was sie mit ihnen vorhaben, weiß ich auch nicht. Aber sie sind gefesselt und verschnürt, und es gibt zu viele Wachen, als dass wir eine Befreiungsaktion riskieren könnten.«
Phryne biss sich auf die Lippe. Sie spürte seinen kritischen Blick, der schwer auf ihr lastete. »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich wollte nicht, dass das geschieht.«
Tasha schaute zu ihr hinüber. »Es ist nicht deine Schuld. Wir alle haben zugestimmt, dass sie gehen. Keiner von uns hat geglaubt, dass die Sache besonders gefährlich sein könnte. Pan und Kleine Schwester sind Fährtenleser, und sie verfügt über das Zweite Gesicht. Das hätte eigentlich ausreichen müssen, um sie zu schützen. Ich verstehe das nicht. Echsen sind nicht bekannt dafür, dass sie anderen Kreaturen auflauern. Sie hätten eigentlich gar nicht so nahe an die beiden herankommen dürfen, ohne sich zu verraten.«
»Wie dem auch sei«, meinte Tenerife. »Wir haben noch ein größeres Problem. Die Echsen sind gerade dabei, unsere Freunde in einen Karren zu laden, um sie wegzubringen. Sie werden schon bald aufbrechen und woanders hinziehen.«
Phryne spürte, wie sie auch der letzte Rest von Mut verließ. Wenn sie die beiden aus den Augen verloren, hatten sie keine Chance mehr, Panterra und Prue zu retten. Man konnte nicht vorhersehen, wohin die Echsen sie brachten oder was sie ihnen antaten, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten. Falls sie überhaupt irgendetwas unternehmen wollten, dann musste es jetzt geschehen.
»Ich glaube, wir müssen Hilfe holen«, sagte Tenerife leise und sah sie wieder an. »Ich glaube nicht, dass wir das allein schaffen.«
Sie schüttelte energisch den Kopf. »Nein. Ich kehre nicht ohne die beiden zurück.« Sie erwiderte trotzig seinen Blick. »Ich lasse sie nicht im Stich.«
»Dein Vater wird uns bei lebendigem Leibe die Haut abziehen, wenn wir zulassen, dass du das tust, Cousine. Das weißt du.«
»Er hat Recht«, pflichtete sein Bruder ihm bei und drehte sich zu ihr herum, damit er sie ansehen konnte. »Wir können nicht riskieren, dass dir irgendetwas zustößt. Wir müssen zurückkehren, deinem Vater Bericht erstatten und mit einer größeren, besser ausgerüsteten Rettungsexpedition zurückkommen.«
»Nein«, wiederholte sie. »Darauf lasse ich mich nicht ein.«
Tasha lächelte bedauernd. »Die Entscheidung liegt nicht bei dir. Schließlich sind wir für deine Sicherheit verantwortlich.«
»Die Einzige, die für mich verantwortlich ist, bin ich selbst!«, schimpfte sie. Aber sie merkte sofort, wie arrogant das klang, und hob versöhnlich ihre Hände. »Hört mich bitte an. Wenn ich einwillige, ohne Panterra und Prue zurückzukehren, und mein Vater erfährt, was tatsächlich vorgefallen ist, werden Jahre vergehen, bis er mir wieder erlaubt, so etwas wie das hier zu unternehmen. Dann fühlt er sich einfach nur in seiner Vermutung bestätigt: dass ich ein Kind bin, ein kleines Mädchen. Und dass man mich als solches so lange behüten und verhätscheln muss, bis ich die Frau von irgendjemandem werde.«
»Schön, aber das ist immer noch
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