Die Legende von Shannara 01 - Brooks, T: Legende von Shannara 01
besser, als umzukommen oder als Gefangener dieser Echsen zu enden«, stellte Tenerife fest. »Du hast sie nicht gesehen; ich schon. Diese Kreaturen sind größer und gefährlicher als alles, was ich je zuvor gesehen habe. Sie tragen Rüstungen und sind schwer bewaffnet. Diese Echsen machen keinen Ausflug oder so, das ist eine militärische Truppe. Sie sind zu gefährlich, als dass drei Elfen mit ihnen fertig werden könnten.«
»Also gut, da stimme ich dir zu«, räumte sie schnell ein. Sie gab aus taktischen Gründen nach, weil sie auf keinen Fall in dem Punkt nachgeben wollte, in den sie sich festgebissen hatte. »Aber wir könnten ihnen nachspüren und sie bis an jenen Ort verfolgen, zu dem sie Panterra und Prue bringen. Wir könnten eine Gelegenheit abpassen, um sie zu retten. Und falls sich keine Gelegenheit ergeben sollte, wenn nichts geschieht, das es uns erlaubt, die beiden zu befreien, dann können wir immer noch ins Tal zurückkehren und meinem Vater Bericht erstatten.«
»Damit verlieren wir zu viel Zeit, Cousine.«
»Wenn wir es nicht tun, verlieren wir vielleicht jede Möglichkeit, sie aufzuspüren, Cousin .«
»Als wir das letzte Mal auf deinen Rat gehört haben, ist es uns nicht so gut bekommen. Vielleicht solltest du diesmal lieber auf uns hören.«
»Danke, dass du es noch einmal erwähnst. Ich hatte es fast vergessen. Aber da du mich ja daran erinnert hast, sollte ich jetzt wohl lieber zurück unter meinen Stein kriechen und mich für den Rest meines Lebens deinem überlegenen Rat unterordnen.«
Sie starrten einander an. Tasha, der bis zu diesem Moment schweigend zugehört hatte, seufzte tief und lange. »Das reicht. Ihr habt beide stichhaltige Argumente. Und es nützt überhaupt nichts, wenn wir uns jetzt streiten. Wir müssen abwägen und uns entscheiden. Uns läuft die Zeit davon.«
»Dann triff du die Entscheidung«, bestimmte sein Bruder. »Zwischen Phryne und mir besteht ein Patt. Sie sagt, wir folgen ihnen, ich sage, wir gehen zurück. Du triffst die Entscheidung, und wir beugen uns deinem Urteil.«
Er hatte offenkundig das Gefühl, sein Bruder würde auf seiner Seite stehen. Phryne hätte dem Vorschlag fast widersprochen, aber sie entschied sich stattdessen, ihre Zunge zu hüten. Es war besser, abzuwarten und sich anzuhören, was Tasha zu sagen hatte, anstatt ihn gleich anzugreifen. Das hatte sie schon oft genug getan, und sie hatte den Eindruck, dass es ihr nicht gerade weiterhalf, wenn sie es auch weiterhin täte. Im Übrigen hatte er bei der Sache ohnehin ein Stimmrecht. Sie wünschte sich verzweifelt zu bleiben, um das wiedergutzumachen, was durch ihre Mitschuld schiefgegangen war. Sie wollte nicht als Anstifterin bei etwas dastehen, das sich in eine Katastrophe verwandelt hatte. Aber sie musste auch akzeptieren, dass sie diese Angelegenheit nicht alleine regeln konnte, sondern dass sie das Einverständnis und die Unterstützung ihrer Cousins brauchte.
»Was sagst du, Tasha?«, fragte sie und zwang sich, ihm in die Augen zu schauen. »Was werden wir tun?«
Tasha dachte nach. »Es gibt noch einen anderen Aspekt bei alldem«, meinte er dann. »Einen, den bisher keiner von euch erwähnt hat, der aber vielleicht schwerer wiegt als alle anderen Gründe, die wir bisher erörtert haben. Wenn wir schlau sind und das Vernünftigste tun, also nach Arborlon zurückkehren und deinen Vater bitten, mit einer größeren Expedition wieder hierherzukommen, um nach Panterra und Prue zu suchen… wird er uns dann die Erlaubnis erteilen? Damit meine ich nicht nur dir, Cousine, sondern uns allen? Oder überhaupt irgendeinem Elf, wenn wir schon einmal dabei sind?«
Er machte eine Pause. »Weil nämlich die Leute, die wir retten wollen– die Leute, für die der König das Leben seiner Elfenjäger aufs Spiel setzen muss, wenn sie die beiden suchen und vielleicht um sie kämpfen müssen–, diese Leute sind Menschen. Nein, sag jetzt noch nichts, Phryne. Ich weiß, dein Vater ist ein vernünftiger und ein guter Mann. Aber in seiner Ablehnung und seinem Misstrauen gegenüber Menschen unterscheidet er sich nicht allzu sehr von anderen Elfen. Bei seiner Entscheidung wird er das gegen jegliche Verpflichtung abwägen, die er dir oder uns gegenüber empfindet. Und obwohl ich ihn gut kenne, bin ich mir nicht sicher, wie er sich entscheiden würde. Das bereitet mir Kopfzerbrechen. Denn falls er sich weigert, unseren jungen Freunden zu helfen, müssten Tenerife und ich auf eigene Faust zurückkehren, und uns
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