Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
VERLETZT HIERHER, UND ICH KONNTE NICHTS TUN , UM IHRE WUNDEN ZU HEILEN . SIE HATTE DIE ELFENSTEINE , DIE RECHTMÄ ß IG MIR GEHÖREN . ALSO HATTE ICH MITLEID MIT IHR , WEIL ICH GLAUBTE , SIE WÄRE GEKOMMEN, UM MIR DIE ELFENSTEINE ZURÜCKZUGEBEN . ICH TAT , WAS ICH KONNTE , ABER SIE HAT MICH GETÄUSCHT . SIE HATTE NICHT VOR , DIE ELFENSTEINE ZURÜCKZUGEBEN . SIE WOLLTE SIE DIR GEBEN , DIE GANZE ZEIT WOLLTE SIE SIE DIR GEBEN .
    »Sie wollte, dass ich die Elfensteine benutze, um unserem Volk zu helfen, denn es wird von einer Invasion und vollkommener Vernichtung bedroht. Sie wollte, dass ich in den Spuren von Kirisin Belloruus wandele und die Magie erneut zu einem Teil des Elfenlebens mache. Sie wollte mir helfen, das Versprechen zu erfüllen, das Kirisin Euch vor all den Jahren gegeben hat.« Phryne improvisierte, während sie sprach, denn sie wollte diese alte Frau unbedingt dazu bringen, ihre Haltung zu überdenken, sich wieder daran zu erinnern, dass sie einst ebenfalls zu den Lebenden gehört hatte und ihnen folglich helfen sollte. »Ich werde Euch das Versprechen geben, das Ihr von mir verlangt. Ich werde tun, was Ihr wollt. Ich werde einen Weg finden, die Magie wieder zu einem Teil des Elfenlebens zu machen. Warum wollt Ihr mir nicht die Chance dazu geben?«
    UND ERNEUT DIE MACHT ÜBER DIE ELFENSTEINE VERLIEREN , FÜR WEITERE FÜNF JAHRHUNDERTE ? FÜR WIE DUMM HÄLTST DU MICH , PRINZESSIN VON NICHTS ?
    Phryne wusste nicht, wie dumm Pancea Rolt Gotrin sein mochte, aber sie hatte eine recht genaue Vorstellung davon, wie verbittert der Schatten der alten Königin war. Pancea hatte nicht einen Funken Mitleid mit den Lebenden, keinerlei Verständnis für ihre Notlage und auch kein Interesse an ihrem Schicksal. Sie wollte nur ihre kostbaren Elfensteine wieder zurückhaben.
    Aber warum hatte sie sie sich nicht längst schon geholt? Warum hatte immer noch Mistral die Steine?
    »Wenn Ihr die Elfensteine so dringend haben wollt, warum nehmt Ihr sie Euch dann nicht einfach?«, fuhr sie plötzlich hoch. »Wenn Ihr die Königin und unumschränkte Herrscherin von allem hier seid, warum nehmt Ihr sie dann nicht, und die Sache ist erledigt?«
    Der Schatten zischte und spie vor Wut, wie eine Katze, deren Schwanz in einem Schraubstock steckt.
    DU WIRST MIR DIE ELFENSTEINE GEBEN , WENN DU HIER LEBENDIG HERAUSKOMMEN WILLST . VERSTEHST DU DAS , MÄDCHEN ? DU WIRST MISTRAL AUFFORDERN , SIE MIR ZU GEBEN .
    In dem Moment begriff Phryne. Pancea Rolt Gotrin konnte sich die Elfensteine trotz der Macht, über die sie als Königin der Toten verfügte, nicht mit Gewalt nehmen. Sie brauchte Phryne, damit sie sie ihr gab. Aber warum? Warum konnte sie die Steine nicht einfach wegnehmen? Wenn sie so viel Macht hatte, warum konnte sie dann nicht …?
    Ihr fiel ein, dass ihre Großmutter ihr gesagt hatte, die Elfensteine könnten ihrem Besitzer nicht mit Gewalt entrissen werden, wenn sie in irgendeiner Weise von Nutzen sein sollten. Sie mussten freiwillig herausgegeben werden.
    Pancea Rolt Gotrin wartete darauf, dass Mistral zusammenbrach und genau das tat, und sie wollte Phryne als Mittel zum Zweck benutzen. Wollte Phryne also dafür sorgen, dass das Opfer ihrer Großmutter einen Sinn hatte – nämlich dass sie mit den Elfensteinen in der Annahme hierhergekommen war, dies wäre der einzige Weg, wie sie sie ihrer Enkelin in die Hände spielen konnte –, dann musste sie jetzt handeln. Sie gab Mistral mit einem kurzen Blick zu verstehen, was sie vorhatte. Als sie den bestürzten Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Großmutter sah, begriff sie, dass hier wohl noch etwas anderes am Werke war, etwas, das sie bisher übersehen hatte. Doch das spielte keine Rolle. Es mochte nur eine kleine Chance sein, aber sie musste sie ergreifen, das wusste Phryne.
    Sie sprang vor, vom Ufer des Sees zu dem Grabstein, an den Mistral gepresst war. Sie sah noch, wie ihre Großmutter die Arme warnend hob, sie ausstreckte, als wollte sie versuchen, ihre Enkelin aufzuhalten. Dann kreischte Pancea Rolt Gotrin, und etwas Eisiges, Schweres, wie gefrorener Stahl rammte Phryne mit ungeheurer Wucht und schleuderte sie zurück.
    Sie landete hilflos auf dem Boden, rang keuchend nach Luft, versuchte sich zu erheben, wurde erneut niedergeschlagen, und dann wurde alles schwarz um sie herum.
    Als sie wieder erwachte, lag sie auf dem Rücken und starrte an die von Stalaktiten überzogene Decke der Höhle. Mistral saß ein paar Meter von ihr entfernt, den Rücken gegen den Grabstein gelehnt.

Weitere Kostenlose Bücher