Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
jedenfalls unwissentlich die Bestimmung, die der König des Silbernen Flusses ihm vorhergesagt hatte.
Sie hatten den westlichen Rand des Dorfes erreicht, und dort traten Tasha und Tenerife zwischen den Bäumen hervor. »Schon wieder zu spät«, tadelte Ersterer Pan. »Du wirst dich am Riemen reißen müssen, wenn du vorhast, mit uns zu reisen.«
Sie umarmten sich, begrüßten sich alle herzlich, auch Aislinne, und standen dann einen Moment verlegen herum, weil sie eine Möglichkeit suchten zu vermeiden, was als Nächstes kam.
»Du siehst ziemlich gut aus für jemanden, der gegen einen Dämon gekämpft und ihn getötet hat«, bemerkte Tenerife schließlich. Er sprach zwar Pan an, aber er schloss Prue und Aislinne mit einem Seitenblick ein.
»Wir hier aus dem Tal sind ein zähes Völkchen«, erwiderte Pan. »Seid ihr beide auch wieder gesund?«
Die Brüder zuckten beide mit den Schultern und wechselten einen kurzen Blick. »Größtenteils. Jedenfalls äußerlich. Ich glaube, hier drinnen sind wir alle noch ein bisschen verletzt.« Tenerife berührte seine Brust über dem Herzen. »Wenn wir an Phryne denken.«
Pan schnürte sich plötzlich die Kehle zusammen, und er musste dagegen ankämpfen, nicht erneut zu weinen, wo doch schon so viele Tränen vergossen worden waren. »Wir werden sie alle vermissen«, erklärte er.
Mehr brachte er nicht heraus. Diese Worte drückten nicht einmal annähernd aus, was er wirklich empfand, den scharfen Schmerz, den ihr Tod ihm bereitet hatte, die Emotionen, die er unter Verschluss hielt. Aber Phryne war von ihm gegangen, und er konnte nichts daran ändern. In Wahrheit glaubte er nicht, dass überhaupt wirklich etwas zwischen ihnen gewesen war.
»Hat man eigentlich jemals die Königin gefangen?«, erkundigte sich Prue.
»Weder sie noch ihren Geliebten. Beide sind völlig spurlos verschwunden«, erwiderte Tenerife.
»Aber man wird sie früher oder später finden«, erklärte Tasha.
So wie er das sagte, verriet er Prue mehr, als er beabsichtigt hatte. Sie konnte zwischen den Zeilen dessen lesen, was die Leute ihr sagten, und ihre Instinkte verrieten ihr, was nicht gesagt wurde, ebenso wie sie das hörte, was ausgesprochen wurde. Tasha sagte ihnen nur, was sie hören wollten. Und sie fragte sich, was das wohl für Isoeld Severins Schicksal bedeuten mochte.
Aislinne räusperte sich. »Haben die Elfen schon einen neuen König gewählt?«
Tasha schüttelte den Kopf. »Sie debattieren endlos, und jede Fraktion versucht, die anderen von der Berechtigung ihrer eigenen Wahl zu überzeugen. Alle Bewerber sind durchaus passend, wenn man minimale Maßstäbe ansetzt. Niemand ist besonders auffallend. Ich glaube, die Diskussion wird noch eine Weile dauern.«
»In der Zwischenzeit regiert der Hohe Rat das Königreich, und keiner scheint so ganz traurig darüber zu sein. Vielleicht nähern sich die Tage der Monarchie ja ihrem Ende.«
Tasha warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Das werden wir noch früh genug erfahren, wenn wir zurückgekehrt sind. Bist du bereit, Panterra Qu?«
Prue spürte, wie Pan zögerte. »Ich muss einen Moment mit Prue reden. Allein.«
Dann fühlte sie, wie er ihren Arm nahm und sie ein Stück von den anderen wegführte. Als sie weit genug gegangen waren, so dass ihr Gespräch nicht belauscht werden konnte, blieb er stehen und drehte sich zu ihr herum.
»Ich habe einiges zu sagen, bevor ich gehe. Ich will damit anfangen: Ich werde niemals vergessen, was du für mich getan hast. Niemals. Ich verdanke dir mein Leben, und ich werde dieses Leben den Dingen widmen, die ich, wie ich glaube, deiner Meinung nach tun sollte. Du hast so viel für mich aufgegeben, Prue. Dein Augenlicht und noch viel mehr. Dein ganzes Leben war klar. Wir waren zusammen, waren Partner und Fährtenleser. Jetzt ist das nicht mehr möglich. Aber vielleicht werden dafür andere Dinge möglich werden.«
»Pan, du musst nicht …«
»Hör einfach zu«, fiel er ihr ins Wort. »Lass es mich sagen. Ich gehe mit den Orullians, weil ich glaube, dass wir irgendwann alle hier weggehen müssen. Wir werden dieses Tal verlassen und eine neue Heimstatt suchen müssen. Wir werden nicht zusammen gehen und auch nicht zusammenbleiben. Trolle, Menschen, Spinnen, Elfen, welche Namen wir uns auch gegeben haben, wir werden nicht länger zusammenbleiben. Wir werden alle verschiedene Wege einschlagen und eine unterschiedliche Zukunft erleben. Was ich will, ist unsere Zukunft zu suchen, deine und meine.«
Sie
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