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Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen

Titel: Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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tadelte er sie weiter. »Ich wollte nur in Ruhe gelassen werden und den Tag genießen, und jetzt das. Ihr seid Schweine der schlimmsten Sorte, und Schweine verdienen es, geröstet und gefressen zu werden!«
    Bei seinen Worten schrien sie erneut auf und versuchten von ihm wegzukrabbeln, aber der Lumpensammler war mit einem Schritt bei ihnen, stellte sich über sie und packte ihre Köpfe mit gespreizten Fingern. Rauch quoll zwischen ihnen hervor, und die Männer zuckten krampfhaft in seinem eisernen Griff hin und her.
    »Wie fühlt sich das an?«, erkundigte sich der Lumpensammler. »Begreift ihr, was mit euch geschieht? Ich koche eure Gehirne, falls ihr noch nicht verstanden haben solltet, was ihr gerade erlebt. Fühlt sich nicht sehr gut an, was?«
    Es war natürlich eine rhetorische Frage, denn keiner der beiden Männer hätte ihm eine auch nur halbwegs verständliche Antwort geben können. Sie hingen einfach nur an den mörderischen Fingern des Lumpensammlers, bis ihre Hirne zu Brei gekocht und sie tot waren.
    Der Lumpensammler ließ sie fallen. Er spielte mit dem Gedanken, sie zu verzehren, doch allein die Vorstellung war widerlich. Diese Kerle waren Ungeziefer, und er aß kein Ungeziefer. Also zog er ihnen nur die Kleidung aus, riss kleine Stücke davon für seine Sammlung ab, ein Fetzen Tuch von jedem Mann. Sie würden ihn später daran erinnern, wer sie gewesen waren. Die Leichen überließ er den Aasfressern, die zweifellos nicht so wählerisch waren wie er. Dann sammelte er seine schmutzigen Lumpen vom Boden auf, bürstete sie, so gut er konnte, aus und verstaute sie dann wieder in seinem Beutel. Als alles an seinem Platz war, gönnte er den beiden Toten noch einen letzten Blick und setzte seinen Weg fort.
    Knochen der Toten, auf dem Boden verstreut,
    morgen sind sie verschwunden, vorbei ihre Zeit.
    Lumpensammler, Lumpensammler, gibt es nicht
    überall Lumpen zu finden, dicht an dicht?
    Er sang das Lied erst leise, wiederholte es dann ein paar Mal, um ihm Nachdruck zu verleihen, arrangierte die Worte um und verstummte schließlich. Es war eine interessante Ablenkung gewesen, aber zutiefst unproduktiv. Er hatte gehofft, diese beiden Kreaturen besäßen vielleicht Informationen über den Mann mit dem schwarzen Stab, aber sie hatten ihn enttäuscht. Also musste er seine Suche ohne irgendwelche zusätzlichen Informationen fortsetzen. Er konnte sich nur auf sein Gespür verlassen, und das musste fürs Erste genügen.
    Der Mann, den er suchte, befand sich in der Nähe, wahrscheinlich irgendwo dort oben in den Bergen. Also würde er ihn auch finden.
    Am Ende.
    Der Lumpensammler gönnte sich ein kleines Lächeln. Es gab keinen Grund zur Eile. Zeit hatte er, so viel er brauchte.
    Zeit spielte keine Rolle. Für einen Dämon.

KAPITEL 2
    Als der Knall der Explosion durch das gleichmäßige Prasseln des Regens drang, wusste Prue Liss sofort, was passiert war. Deladion Inch, ihr Retter und Beschützer, hatte genau das getan, was sie befürchtet hatte, als er sie vorausgeschickt hatte: Er hatte sich geopfert, damit sie die Chance bekam, sich in Sicherheit zu bringen. Sie hatte es in seinen Augen gesehen und in seiner Stimme gehört, als er sagte, er würde später zu ihr stoßen, falls es ihm gelänge. Er war zu schwer verletzt, um mit ihr Schritt zu halten; und sie waren immer noch zu weit von ihrem sicheren Zufluchtsort entfernt, als dass er wirklich eine echte Chance gehabt hätte. Er hatte die Wahrheit erkannt, das Unausweichliche akzeptiert und sein Leben für das ihre gegeben.
    Sie stand unmittelbar vor der verschlossenen Tür, die zum Eingang seiner Zitadelle führte, als es geschah. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen und lauschte, während der Widerhall der Explosion allmählich erstarb. Wie viele Trolle er wohl mit in den Tod gerissen hatte? Hatte ihm das ein Gefühl von Genugtuung gegeben?
    Vor allem fragte sie sich, ob sie dieses Opfer wert gewesen war.
    Immerhin war sie nur irgendein Mädchen. Er hatte sie nicht einmal wirklich gekannt. Er hatte sie um Sider Aments willen vor Taureq Siq und seinen Trollen gerettet, und welches Versprechen er dem Grauen auch gegeben haben mochte, ganz gewiss war darin nicht von seinem Tod die Rede gewesen. Diese Entscheidung hatte er spontan getroffen, was zeigte, wie ernst er sein Versprechen nahm und was für eine Art Mann er war.
    Prue wischte sich die Tränen von den Wangen, blinzelte sie aus ihren Augen und machte sich daran, das Schloss der Tür zu öffnen.

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