Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
bisschen Verwirrung stiften«, erklärte er laut. »Ich werde große und kleine Irritationen schaffen. Ich werde Zwist und Unruhe säen und Mord und Totschlag ernten. Ich werde den menschlichen Bewohnern Grund zur Furcht geben und sie gegeneinander aufhetzen. Ich werde die Bestie freisetzen, von der jeder glaubt, dass sie sicher eingesperrt wäre.«
Er hatte die Absicht, die Bevölkerung zu dezimieren, und überlegte bereits, wie er das bewerkstelligen konnte. Das Offensichtlichste wäre es gewesen, die Trolle, die das Tal ja bereits angegriffen hatten, in einen weiteren Konflikt mit den Menschen zu locken, die versuchten, sie abzuwehren. Er kannte zwar die Geschichte dieser Leute nicht, aber solche Geschichten waren meistens ziemlich gleich. Die eine Seite hatte etwas, was die andere wollte. Die eine Seite versuchte, dies der anderen Seite wegzunehmen, und die andere Seite versuchte, es zu behalten. Und beide waren bereit zu töten, um ihren Willen durchzusetzen.
Wie schwer konnte es schon sein, ihnen diese Chance zu geben?
Er stand zwischen den Leichen, die sogar übereinanderlagen, und betrachtete das Schlachtfeld. Dies hier waren nur die Ersten, denen es bestimmt war, in das Land der Toten hinüberzugehen. Diese wenigen hier waren sozusagen die Spitze des Eisbergs. Der Dämon ging weiter, bis er auf dem Scheitelpunkt des Kammes stand, von dem der Abstieg ins Tal begann. Es war noch hell genug, dass er sehen konnte, was unter ihm lag. Weit im Süden und im Osten funkelten spärlich die Lichter eines Dorfs durch den dichten Nebel. Dort würde er beginnen, beschloss er.
Leise summend begann er seinen Abstieg.
Der Morgen graute bereits, als der Lumpensammler in den Außenbezirken von Glensk Wood ankam. Seine Füße waren wund, und er war müde, aber er war bester Laune. So viel war zu tun, so viel musste er bewerkstelligen. Aber die Belohnung war die Mühe wert, und er war begierig, seine Arbeit zu beginnen.
Er ging, nein, flanierte durch das Dorf, grüßte Leute, an denen er vorbeiging, mit einem Wort oder einem einfachen Nicken, ein umherziehender Verkäufer von Waren, ein harmloser alter Mann. Alle schienen ihn nur zu gern anzusprechen. Ein oder zwei boten ihm sogar etwas zu essen und zu trinken an, erkundigten sich nach seinem Ziel und wollten wissen, ob sie ihm irgendwie helfen konnten. Sie sahen, dass er ein Reisender war und möglicherweise einen langen Weg hinter sich hatte. Sie erwiesen ihm Freundlichkeiten, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, wer ihnen da gegenüberstand.
Innerlich musste er lachen. Der Gedanke zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht und eine düstere Genugtuung in sein Herz.
Er fragte sich zu der Ratshalle des Dorfs durch, ging die Stufen zur Veranda hinauf und durch die offene Vordertür. Der riesige Innenraum, in dem ganz offenbar die Dorfversammlungen abgehalten wurden, war leer. Einen Augenblick blieb er stehen und stellte sich vor, wie es wohl aussehen würde, wenn dieses Haus in Brand gesetzt wurde. Er gab sich das Versprechen, das noch herauszufinden.
»Kann ich helfen?«, fragte jemand hinter ihm.
Er drehte sich lächelnd herum. »Vielleicht.«
Er sah sich einem jungen Mann mit blondem Haar und Sommersprossen gegenüber, und einem beflissenen Gesicht. Der junge Mann trug Arbeitskleidung und hielt eine Holzkiste mit Werkzeugen in der Hand.
»Ich bin nur zufällig vorbeigekommen und sah die offene Tür. Suchst du Pogue?«
Der Lumpensammler schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht von hier. Ich bin erst heute Morgen angekommen und verkaufe dies und das. Wer ist Pogue?«
»Pogue Kray, der Älteste des Rates. Er hält in Glensk Wood die Fäden in der Hand. Aus welcher Stadt kommst du?«
»Sunny Rise, weit weg im Osten. Kennst du es?«
Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht behaupten. Ich komme nicht oft in diese Gegend. Genau genommen gar nicht. Das hier ist meine Heimat.« Er lächelte. »Ich wollte doch nur sehen, ob ich dir helfen kann. Pogue sammelt waffenfähige Männer, um die Barrikaden in der Declan-Schlucht zu besetzen. Er ist seit gestern unterwegs und macht seine Runde. Also wirst du ihn nicht antreffen, falls du nach ihm gesucht hast.«
Der Lumpensammler legte den Kopf schief. »Eigentlich suche ich einen Mann, der einen schwarzen Stab trägt. Kennst du zufällig einen solchen Mann?«
Sein neuer Freund nickte beflissen. »Jeder kennt ihn. Das ist derjenige, den sie den Grauen nennen. Sider Ament. Er patrouilliert am Rand des Tals und
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