Die Legende von Shannara 02: Die Herrschaft der Elfen
überprüft die Pässe, um herauszufinden, ob die Schutzzauber noch funktionieren. Aber das tun sie nicht mehr, weißt du. Sie sind außer Kraft gesetzt, alle. Jetzt ist der Weg aus dem Tal heraus oder herein für alle frei.«
Er beugte sich verschwörerisch vor. »Man munkelt, dass da draußen eine Armee lagert. Trolle. Sie campieren angeblich auf der Ebene jenseits des Aphalionpasses und warten auf irgendetwas. Angeblich wollen sie uns das Tal wegnehmen und es selbst bewohnen. Sie wollen uns den Wölfen zum Fraß vorwerfen oder so etwas. Aber das lassen wir uns nicht gefallen. Hast du davon gehört?«
»Ich habe so etwas munkeln hören, kenne aber keine Einzelheiten. Sind da draußen viele Trolle? Genug, dass sie tun könnten, was sie angeblich tun wollen?« Der Lumpensammler warf dem jungen Mann einen Blick zu, der so besorgt war, wie er es vermochte. »Glaubst du, dass wir hier im Tal wirklich in Gefahr sind?«
Der junge Mann zuckte mit den Schultern. »Könnte sein. Aber ich glaube an die Lehren des Seraphen. Ich gehöre zu den Kindern des Hawk. Wir glauben, dass wir gerettet werden, ganz gleich wie groß die Gefahr sein mag, wenn sich das Tal erneut öffnet. Was es jetzt getan hat. Wir glauben, dass der Hawk zu uns zurückkehrt und uns vor allem rettet, was uns bedroht.«
Der Lumpensammler nickte bedächtig. Glaubst du das tatsächlich? Du glaubst, er würde euch vor allem retten? Auch vor mir? Die Worte brannten wie ein Fegefeuer in seinem Herzen. »Erzähl mir etwas von seinem Orden«, bat er den anderen. »All das ist mir neu. Wer sind die Kinder des Hawk?«
Dann hörte er sorgfältig dem zu, was der junge Mann ihm über die Sekte und ihren Führer, den Seraph Skeal Eile, zu berichten hatte. Der war zwar im Augenblick nicht im Tal, wurde jedoch innerhalb der nächsten Tage zurückerwartet. Es war eine sehr faszinierende Geschichte, und der Dämon sog sie mit einer entzückten Begeisterung ein, die er kaum verbergen konnte. Das alles war so viel besser, als er gehofft hatte. Alles, was er brauchte, um seine Pläne umzusetzen, lag direkt vor ihm. Er musste nur zugreifen. Er konnte sein Glück kaum fassen.
»Ich werde ganz sicher mit eurem Seraph sprechen, wenn er zurückkehrt. Ich glaube, ich hätte Interesse, eurer Sekte beizutreten. Diese Lehren klingen ziemlich wahr in meinen Ohren. Aber ich möchte mehr vom Seraph selber hören.«
»Oh, er wird sehr gern mit dir reden«, versicherte ihm der junge Mann begeistert. Dann hielt er ihm die Hand hin. »Mein Name ist Elson. Und deiner?«
Der Lumpensammler schlug nicht in die dargebotene Hand ein, sondern lächelte nur. »Mein Name ist nicht von Bedeutung. Ich bin nur ein einfacher Händler, der Waren und Dienste feilbietet. Ein Lumpensammler, wie du sehen kannst. Aber es war mir ein Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen, Elson. Ich bin sehr dankbar, dass du mir deine Zeit und deine Einsichten gewährt hast.«
Er machte Anstalten, sich umzudrehen, hielt dann jedoch plötzlich inne. »Eines noch. Du hast mir nicht gesagt, wo ich diesen Mann finden könnte, der den schwarzen Stab trägt. Wie war noch einmal sein Name?«
»Sider Ament«, antwortete der andere. »Aber er ist nur schwer aufzuspüren. Er kommt und geht, wie es ihm beliebt, und kündigt sich vorher nie an. Pogue weiß es vielleicht. Oder vielleicht auch seine Frau, Aislinne. Sie verbindet mehr mit dem Grauen. Sie kannte ihn von früher, als sie beide jung gewesen sind. Ab und zu kommt er und besucht sie. Sie weiß vielleicht etwas.«
Der Lumpensammler wiederholte ihren Namen sorgfältig in seinem Kopf. »Und wo finde ich sie?«, erkundigte er sich.
Wenige Minuten später verließ er die Ratshalle und machte sich auf den Weg zu Aislinne Kray.
Es war nur ein kurzes Stück von der Ratshalle zum Haus von Pogue und Aislinne Kray, und der Lumpensammler fand es ohne große Schwierigkeiten. Die Leute halfen ihm dabei. Sie nahmen sich die Zeit, ihn in die richtige Richtung zu schicken, und wünschten ihm alles Gute, als er weiterging. Es war noch früh, aber die Menschen waren bereits aufgestanden und unterwegs, begannen ihren Tag, arbeiteten oder machten Besorgungen oder gingen dem nach, was sie gerade beschäftigte. Der Lumpensammler stellte fest, dass alle die Krays kannten und keiner ihn fragte, warum er sie zu Hause besuchen wollte. Offenbar war es nicht im Geringsten ungewöhnlich, das zu tun, obwohl ein oder zwei Leute erwähnten, dass der Ehemann unterwegs war und der Lumpensammler
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