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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fischerboote mit Doppelrümpfen, die wiederum Flöße mit zahlreichen Gestalten darauf hinter sich her schleppten. Zu breit für Barbaren. Sollten das Óarcos sein? Die beschränkte Vorgehensweise würde zu ihnen passen.
    Nimòras hatte die Schiffe nicht aus den Augen gelassen. »Sie werden uns rammen!«, rief er und versuchte, selbst die Riemen zu ergreifen.
    Carmondai stieß ihn zurück auf die Bank. »Lass mich das machen.« Er ruderte und legte den kleinen Kahn ihn die Bugwellen der Einmaster, sodass sie zwar wie ein Stück Kork auf und nieder hüpften, aber keine Wogen hineinschwappten.
    Die Barbaren sahen über die Reling hinab zu ihnen, Befehle wurden gebrüllt. Einige Rufe galten den Albae, die sie aber wegen des Windes und der Art, zu sprechen, nicht verstanden. Da weder Steine noch Pfeile auf sie niedergingen, schien es ausreichend zu sein, kein Óarco zu sein. Die schwarzen Augen fielen den Barbaren offenkundig auf diese Entfernung nicht auf.
    »Inàste, steh uns bei«, flüsterte Nimòras kreidebleich, als der hintere lange Teil der Hufeisen-Formation sie erreichte und die Rümpfe wie eine Wand vor ihnen aufragten.
    Carmondai erhob sich, nahm einen Riemen mit und begab sich ans Heck des Kahns. Er vollführte Paddelbewegungen, um ihr kleines Boot genau auf den schmalen Durchlass auszurichten, der sich ihnen bot. »Nach vorne«, zischte er Nimòras an. »Nimm das zweite Ruder und stoße uns von den Planken ab, falls es nötig sein sollte.
    Der junge Alb erhob sich und kam dem Befehl nach, auch wenn man sah, wie unsicher er war.
    Die Flotte rauschte heran, die Bugspriete stachen über die Köpfe der Albae hinweg. Knatternd blähten sich die türkisfarbenen Segel und zogen die Schiffe hinter sich her, der See wogte gleich einem echten Meer. Doch die Geräusche der Elemente konnte das Klackern der Winden, die an den Decks gespannt und ausgerichtet wurden, nicht übertönen.
    Carmondai fädelte sie geschickt in die Lücke, sodass Nimòras nur einmal das Ruder einsetzen musste, um den Abstand zu halten. »Sieh nicht hinauf«, rief er ihm zu. »Sollten sie unsere schwarzen Augen sehen, schicken sie uns auf den Grund.«
    Keine zehn Herzschläge später glitt das Heck des Schiffs heran und befand sich auf gleicher Höhe, das lange Steuerruder wurde sichtbar – und ein vergessenes Tau, das vom kleinen Aufbau des Decks herabhing.
    Diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen! Carmondai nutzte den Riemen, um das Seil zu angeln. »Nach hinten«, schrie er Nimòras an und eilte nach vorne. Gerade hatte er das Tau an der Bank verknotet, als es sich mit einem Ruck spannte und den Bug herumriss.
    Das Holz knirschte unter der enormen Belastung, die Planken quietschten, doch sie hielten. Die Albae schafften es, das Gleichgewicht zu halten.
    Nimòras starrte Carmondai vorwurfsvoll an. »Was hast du vor?«
    »Wenn ich schon meinen Wirbel nicht zu Gesicht bekomme« – er deutete mit einem Grinsen nach vorne – »sehe ich mir wenigstens ein Gefecht an. Es wird von Vorteil sein, wenn wir in Erfahrung bringen, wie die Barbaren zu Wasser handeln.«
    Und das ist nicht einmal eine Ausrede. Früher oder später würde das Heer der Unauslöschlichen in Weyurn stehen, und das Festland wäre schnell eingenommen. Doch die unfassbaren Weiten der Seen und die schwimmenden Städte bedeuteten eine Herausforderung. Ich wusste nicht, dass Weyurn dazu noch eine Kriegsflotte sein Eigen nennt. Unsere Späher berichteten davon nichts.
    »Das hätten wir auch von Land aus tun können«, murrte Nimòras und fügte sich.
    »Sicherlich. Aber so entgeht mir keine Winzigkeit. Das ist wichtig, wenn wir vor das Herrscherpaar treten und Bericht erstatten.« Carmondai sah zum gespannten Tau. Mit geschätzten drei Schritten Abstand wurden sie vom Einmaster mitgeschleppt. Das erhöhte ihre Hoffnung, nicht vom Ausguck gesehen zu werden. Er ging fest davon aus, dass sich die gesamte Aufmerksamkeit der Barbaren auf die Óarcos richtete.
    Nach kurzer Zeit schienen sie die Gegner erreicht zu haben.
    Die Einmaster refften blitzartig die Segel und legten sich nach steuerbord, dann schossen die Anker in die Tiefe.
    Jetzt wird es zu gefährlich für uns . Carmondai kappte das Tau, das pfeifend davonschnellte. Er ahnte, was der Befehlshaber beabsichtigte. »Ich wette, sie bieten den Óarcos die Breitseite, um sie mit den Katapulten zu beschießen«, rief er Nimòras zu.
    Der verbliebene Vortrieb ihres Bootes brachte sie gemächlich dümpelnd in eine Lücke

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