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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erinnerte, desto mehr wünschte er sich, noch einmal an Deck einer frekorischen Rònke zu stehen, die mit Vollzeug durch das Meer pflügte. »Nein. Sie nutzten die Strömungen, die unter der Oberfläche herrschen.«
    »Wie bei diesem Strudel? Gibt es so etwas?«
    »Es ist eher vergleichbar mit dem Wind. Du weißt: Je nach Wetterlage kann am Boden eine sanfte Brise herrschen, während sich einige Schritte höher die Äste der Bäume biegen«, führte Carmondai aus. »Ähnliches gibt es auch im Meer.«
    »Sie setzten demnach Segel unter Wasser?«, hakte Nimòras verwundert ein. »Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
    Carmondai lachte auf und spürte den Schweiß, der sich allmählich unter seiner langen Barbarenkleidung bildete. Rudern strengte an. »In etwa. Stell dir das Unterwassersegel mehr wie eine Mischung aus Reuse und Fischernetz vor, das mit Gewichten beschwert in die passende Tiefe abgelassen wird. Die Frekorier haben Karten, auf denen diese unterseeischen Strömungen mit Verlauf und Geschwindigkeit eingezeichnet sind. Natürlich ist die Fahrt langsamer als mit dem Wind, doch es geht beständig voran.«
    »Das müsste doch in Weyurn auch funktionieren«, überlegte Nimòras. »Damit wären wir den Verteidigern überlegen.«
    »Ich vermute, man braucht größere Wassermassen, um starke Strömungen zu erhalten. Und ich denke nicht, dass die Barbaren in Tark Draan so einfallsreich sind, um dies zu nutzen. Abgesehen davon brauchen sie es nicht. Die Entfernungen in Weyurn sind überschaubar.«
    Der Krieger streckte eine Hand ins aufgewirbelte Wasser. »Du reistest damals mit der Einheit und schriebst deren Heldentaten gegen die Cûithonen auf?«, kam er auf die ursprüngliche Erzählung zurück.
    Carmondai sah ihn an, wägte ab, wie viel Wahrheit er dem jungen Alb zugestand. »Unter anderem«, erwiderte er ausweichend. »Jedenfalls war ich von da an begeistert von Meer und Wellen. Und welche Wellen wir hatten! Höher als die Masten rollten sie auf uns zu, und der Kapitän jagte das Schiff wie einen Pfeil genau auf die sich auftürmenden Wogen.« Er zwinkerte Nimòras zu. »Ja, ich musste mich damals übergeben. Aber als Letzter. Und nur einmal. Es ist keine Schande, bis sich Verstand und Körper an das Rollen und Schlingern gewöhnt haben.«
    Der schwarzhaarige Alb lachte und hielt sich so beiläufig wie möglich an den Seitenwänden des Bootes fest. »Wir sind gleich an der Ausfahrt der Bucht«, verkündete er.
    »Steh auf und sieh nach, ob der Strudel zu erkennen ist.«
    Nimòras erhob sich von der schmalen Bank und blickte nach vorne. »Nichts. Der See ist etwas unruhiger als das Wasser in der Bucht, aber sonst ist nichts Ungewöhnliches ersichtlich.« Er sah verwundert zu Carmondai, der nicht nachließ. »Was tust du?«
    »Hinausfahren. Ich sprach zu viel von der Überfahrt, nun möchte ich spüren, wie sich Weyurns kleines Meer anfühlt.«
    Nimòras sah mäßig begeistert aus, schwieg jedoch und setzte sich.
    Kaum verließen sie den Schutz des natürlichen Beckens, wurde der Wind stärker und wehte die Haare der Albae durcheinander, riss an der Kleidung und schob den Kahn merklich nach steuerbord.
    Carmondai musste die Bewegung durch verändertes Rudern ausgleichen. »Ja, das ist ähnlich wie auf dem Meer«, sagte er laut, um die Böen zu übertönen.
    Der junge Krieger sah jedoch wie gebannt nach backbord, das Antlitz zeigte seine immense Überraschung. »Zurück!«, rief er. »Zurück oder sie …«
    Der Strudel! Carmondai musste erst wenden, um mit ganzer Kraft gegen den Sog anzukämpfen. Meine Unbesonnenheit rächt sich.
    Noch während der Drehung erkannte er, was Nimòras wirklich meinte.
    Eine kleine Flotte kam in Hufeisen-Formation schnell auf sie zu; die äußeren Schiffe passierten sie bereits und ließen keine Lücke, durch welche Carmondai in die Bucht zurückfahren konnte. Die Bauart war eher klein; mit jeweils einem türkisfarbenen Mast- und Bugsegel ließen sie sich durch den Wind vorantreiben.
    Die überlappenden Wellen, die sie vor sich herschoben, brachten den Kahn mit den Albae mächtig ins Schlingern, und Nimòras klammerte sich mit einem Fluch noch fester an die Seitenwände.
    »Das sind Weyurns Farben«, befand Carmondai nach einem schnellen Rundumblick. »Elf Schiffe unter dem Banner der Königin.« Die Formation fand er sehr ungewöhnlich. Sie ergibt nur Sinn, wenn …
    Er wandte den Blick in die entgegengesetzte Richtung und sah in der Ferne einen Pulk kleinerer

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