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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zwischen Bug und Heck, durch die sie perfekt beobachten konnten, was die Seestreitkräfte Weyurns mit den Angreifern anstellten.
    Es waren tatsächlich Óarcos, die durch Pfeil- und Speerschwärme von den zusammengebundenen Holzbalken gefegt wurden. Da sich ihnen keine Deckung vor dem unaufhörlichen Beschuss bot, sprangen die Scheusale ins Wasser und tauchten unter oder verbargen sich zwischen den Leichen.
    Auf den tief liegenden Fischerbooten sahen die Albae zwischen den gerüsteten, schreienden Bestien nur vereinzelte Barbaren, die offenbar gezwungen worden waren, als Fährmeister zu dienen. Sie wurden von den Óarcos aus Wut niedergemetzelt.
    Damit tun sie den Kapitänen der Schiffe nur einen Gefallen. Nun brauchen sie keine Rücksicht mehr zu nehmen, dachte Carmondai und wünschte sich seine Kladde, die noch in der Satteltasche des Pferdes auf ihn wartete. Dämliche Biester.
    Die Einmaster hielten durch das Ankern sicheren Abstand zu den Scheusalen, die verzweifelt versuchten, Widerstand zu leisten. Aber die wenigen Pfeile, die sie zu den Schiffen sandten, fanden kein Ziel, soweit es Carmondai verfolgen konnte. Und die Wagemutigen, die einen schwimmenden Angriff versuchten, wurden abgeschossen; das Tauchen misslang ebenso, weil die Entfernung zu groß war: Sobald sich ein Óarcoschädel oder nur die Nase aus dem Wasser hob, zischte ein Pfeil oder ein Speer heran und beendete das Leben.
    »Die Barbaren sind erprobt«, befand Nimòras. »Sie tun das nicht zum ersten Mal.«
    »Du überschätzt sie. Sie kämpfen gegen dumme Gegner«, kommentierte Carmondai weniger beeindruckt. »Die Grünhäute dachten nicht einmal an provisorische Schilde, und dabei scheinen sie einen ganzen Wald für die Flöße gerodet zu haben.« Er schätzte die Bestienzahl auf mindestens vierhundert, eher mehr, die sich nach Weyurn geschlichen hatten – aber nicht unbemerkt geblieben waren.
    Doch plötzlich schien einer der Óarcos auf eine wahrlich zündende Idee gekommen zu sein: Brandpfeile jagten hinüber zu den Verteidigern des Königreichs, und zwar in solch hohem Bogen, dass die Geschosse in die gerefften Segel oder in die Bugleinwand einschlugen. Schon tänzelten vereinzelte Flämmchen an den Rahen und fraßen sich in der Takelage entlang.
    Matrosen hasteten hinauf, um eine Kette zu bilden und Wasser nach oben zu bringen.
    Nun wird es spannender als gedacht. Carmondai drückte sich mit dem Riemen vom Bug des Einmasters ab, dem sie gefährlich nahe gekommen waren. Durch das Schaukeln konnte dessen Rumpf ihre Nussschale durchaus beschädigen.
    »Ah, sieh an. Sie sind doch nicht so einfältig wie gedacht«, sagte Nimòras.
    »Natürlich sind sie das, sonst hätten sie früher damit begonnen«, hielt Carmondai dagegen und beobachtete weiter.
    Das Gefecht, oder besser gesagt das Gemetzel, war derweil zu Ende. Auf den Flößen lagen die Leichen auf- und übereinander, im Wasser trieben noch mehr, auch von den Decks der Fischerboote hingen die getöteten Scheusale. Der Geruch von Blut wehte zu ihnen herüber.
    »Woher wissen sie, dass es keine Überlebenden mehr gibt?« Nimòras’ Blicke schweiften über die Erschossenen.
    »Sie werden Truppen aussenden, um das zu prüfen.«
    Über ihnen klirrte es, das Rattern kündete vom Drehen der Ankerwinde. Schon bewegte sich die Kette, glitzernd und blubbernd kam sie Glied um Glied zum Vorschein, Tropfen regneten auf die Albae herab.
    »Was machen wir?« Nimòras sah sich alarmiert um.
    Die Flotte setzte sich in Bewegung, vier der Einmaster nahmen Kurs auf die Flöße und Fischerkähne, während breite Fallreepe ausgeklappt wurden. Unmittelbar vorne nahmen Bogenschützen Aufstellung, dahinter machten sich Krieger bereit, um die Gefährte zu entern.
    »Bleiben und zuschauen.« Carmondai ärgerte sich wieder, nichts zum Schreiben zur Hand zu haben. Der Anblick inspirierte ihn, Worte fügten sich in seinem Kopf aneinander, ein Gedicht schien geboren werden zu wollen, doch würde er es in seinem Verstand bewahren können? Wir müssen danach rasch an Land zurück. Ich muss es notieren.
    Die Einmaster hatten sich den Doppelrumpfbooten genähert.
    Die kaum gepanzerten Seetruppen enterten die Fischerkähne und durchtrennten die Verbindungen zu den Flößen, warfen die Leichen der Scheusale über Bord und machten sich anscheinend bereit, die gekaperten Gefährte zu übernehmen. Die umhertreibenden Óarcokadaver beachteten sie nicht. Es schien genug Raubfische in den gewaltigen Seen zu geben, die sich an

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