Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
Nimòras zum Ausweichen; das wiederum nutzten nachdrängende Scheusale, um in die Kajüte zu gelangen. Zischend und fauchend schoben sie sich herein, ohne zunächst zu verstehen, wen sie vor sich hatten. Ihre Schuhe hinterließen nasse Abdrücke auf dem Holz. Verrostete Waffen wurden drohend geschwungen.
Widerliches Pack! Carmondai vermutete, dass sie sich unter den Flößen im Wasser verborgen und durch die schmalen Spalten zwischen den Stämmen geatmet hatten. Unbemerkt von der Flotte waren sie dem Tod entronnen und versuchten sich am Entern des Schiffs.
Er sah noch weitere Gestalten, die draußen am Seil an der Kabine vorbei zum Deck emporstiegen und sich anschickten, das Ruder zu übernehmen.
Nimòras hatte zwei Bestien mit exakten, blitzschnellen Hieben durch die Hälse getötet. Vier weitere Óarcos, die gerade eingedrungen waren, hielten inne und starrten sie an.
»Albae?«, grunzte eines der Scheusale verwirrt. »Was tut ihr hier?«
»Sie machen gemeinsame Sache mit den Rotblutern«, zischte ein anderer von ihnen aus dem Hintergrund. »Sie haben uns an sie verraten!«
»So war es«, erwiderte Carmondai kalt lächelnd und zog sein Schwert. »So kommt und tötet uns.«
Nimòras lachte leise und führte die Klinge einmal durch die Luft, sodass das Blut der Toten gegen die Gegner spritzte.
Die vier ungerüsteten Bestien sahen sich unsicher an. Sie wussten, dass es ihnen niemals gelang, gegen zwei Albae zu siegen. Gleichzeitig bedeutete es ihren Tod, sobald sie sich zum Fenster umwandten, um zu fliehen. Grollend und zähnefletschend sahen sie hin und her, keiner wagte es, sich zu rühren.
Vom Deck über ihnen erklang angriffslustiges Grölen, gefolgt von den überraschten Rufen der Steuermänner, dann klirrte und polterte es heftig. Die ersten Barbaren hatten ihr Leben verloren.
Unvermittelt kränkte das Schiff nach steuerbord. Das Ruder schien ohne führende Hand zu sein, während der Wind die Segel blähte und es zu seinem Spielzeug machte.
Die Óarcos in der Kabine vollführten unbeholfene Ausfallschritte, um nicht zu stürzen – und genau in diesem Moment schlug Nimòras los.
Er vollführte einen unparierbar schnellen Hieb gegen die nächststehende Bestie und teilte den Schädel waagrecht auf Höhe der Ohren. Die folgende Vorwärtsbewegung brachte den Alb nahe genug an den nächsten Feind, um ihm die Spitze der zweiten Waffe auf Bauchnabelhöhe schräg in den Leib zu stoßen und sie nach oben zu ziehen. Das Schwert schien die Haut nur zu ritzen, aber nicht nur die Kleidung klaffte auseinander, sondern auch das Fleisch darunter, sodass die Gedärme vor dem Scheusal auf die Bohlen platschten. Gleich darauf sank es nieder.
Nimòras drehte sich einmal um die Achse, nahm dabei Maß und Schwung, dann fraß sich sein Schwert krachend durch den Brustkorb des Dritten, um Lunge und Herz zu zerteilen. Der junge Krieger ging kreiselnd in die Hocke und wirbelte auf den Ballen voran, das andere Schwert durchschlug beide Knie des vierten Óarcos, der gleich einem gefällten Baum fiel und im Sturz von Nimòras geköpft wurde, sodass er nicht einmal Gelegenheit erhielt, seinen Schmerz hinauszuschreien.
Mit einer Verbeugung vor Carmondai richtete sich der Alb auf und atmete langsam aus. »Oder wolltest du auch?«, erkundigte er sich gespielt schuldbewusst.
»Nein, nein. Ich betrachtete es mit Vergnügen.« Er sah unverändert Schatten vor dem Fenster hin die Höhe steigen. Es müssen mehrere Dutzend sein, die ihr Glück versuchen. »Kappe das Tau. Sie sollen sich einen beschwerlicheren Weg nach oben suchen.«
Nimòras eilte ans Heck, durchschlug das dicke Seil, woraufhin lautes Platschen und dunkles Geschrei einsetze. »Helfen wir den Barbaren?«
Das Schlingern und Neigen hatte nicht nachgelassen. Niemand schien in der Lage zu sein, das Steuer zurückzuerobern, und die Bestien verstanden sicherlich nichts von Navigation.
»Sollten wir wohl. Ich traue den Óarcos nicht zu, dieses Schiff zu steuern.«
Nimòras grinste. »Aber du könntest es?«
»Nein. Außerdem bräuchten wir dazu eine Mannschaft.« Carmondai ordnete seine Aufzeichnungen, verstaute sie rasch unter der Rüstung und nahm außerdem Federkiele, Tintenfass und leere Blätter mit. »Doch …«
Ein heftiger Einschlag brachte den gesamten Rumpf zum Erbeben. Sämtliche Einrichtung zitterte, die aufgehängten Dinge schüttelten sich an ihren Stricken und Ketten, gerieten ins Schwanken.
Es folgten lautes Gebrüll vom Deck, dann ein zweiter Schlag
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