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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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verzichten. Er fühlte sich in der einheimischen Tracht einigermaßen wohl, fand den Stoff jedoch sehr grob gewoben.
    Sie überließen die Tiere der Besatzung des Turms, die sie in den Stallungen unterbrachten. Es handelte sich um eine gängige Handhabung, dass die Pferde untergestellt werden konnten, wie die Albin erklärte. Lösten die Eigner die Tiere nicht innerhalb einer bestimmten Spanne aus, fielen sie an die Türmler.
    Dann gingen sie den Steg entlang bis zum Boot.
    »Wir müssen uns beeilen, sonst verpassen wir den besten Moment, die Inselstadt zu betreten«, sagte Morana und stieg ein. »Du nimmst den rechten Riemen, ich den linken. Pull so schnell und kräftig, wie du vermagst.«
    Carmondai folgte ihr und setzte sich neben sie, ergriff das Ruder und legte sich ebenso ins Zeug, wie die einstige Leibwächterin. »Diese Städte folgen einer gleichbleibenden Strecke?«
    »Sie werden bald vor Anker gehen, und es wäre einfacher, wenn wir Weydenwog betreten, solange noch alle mit dem Manöver beschäftigt sind. Dann stellen sie weniger Fragen nach deinem Auftauchen.«
    »Sagtest du nicht, es sei ungefährlich?«
    »Nein, das sagte ich nicht. Aber es ist auch nicht zwangsläufig tödlich für dich.« Sie steuerte das Boot in den gräulichen Nebel hinein, der vom See heranrollte. »Wir sind nah.«
    »Verstehe. Darin verbirgt sich die Stadt vor Feinden.«
    »Das könnte man mit Blick auf die Óarcos meinen. Aber es ist mehr eine gelegentlich auftretende Besonderheit, die mit der Kälte des Wassers und der Wärme der Siedlung zusammenhängt. Gerade abends und morgens hüllen die Schwaden die Städte ganz gerne ein, sodass man die Hand vor Augen nicht mehr sieht.« Sie warf ihm ein Lächeln zu. »Das macht es für uns perfekt.«
    Das Boot schoss durch das Wasser, die Wellen wurden höher und brachten den Bug zum Hüpfen. Die Anstrengung zwang die Albae zum Schweigen, während ihr Gefährt in den Nebel jagte.
    Dann erklang das dumpfe Schlagen einer Glocke.
    »Langsamer. Wir sind gleich da.« Morana zog den Riemen ein, Carmondai tat es ihr nach, und das Boot trieb nur noch vorwärts. »Die Glocken liegen an den äußeren Rändern, die nichts weiter sind als schmale Streifen aus Kies und Gras. Dahinter ragen die Mauern in die Höhe. Durch das Auf und Ab werden die Glocken in Bewegung gehalten und geben das Signal an Schiffe, sich fernzuhalten.«
    Carmondai wischte sich den Schweiß von Stirn und Kinn, wo er sich in kleinen Tröpfchen gesammelt hatte. Nun bin ich gespannt.
    Er sah eine massive, dunkle Mauer durch den Nebel aufragen, deren Höhe er auf acht, neun Schritt schätzte.
    Ihr Boot glitt in ein viereckige, künstlich angelegte Bucht, die von den Wänden eingefasst wurde. Zwei Stege ragten hinein, und beide führten jeweils vor das Tor, das offen stand; das Fallgitter war in die Höhe gezogen.
    Morana warf ein Seil, an dessen Ende sich eine Schlinge befand, um einen Pfosten und zog das Gefährt an den Steg. Sie machte das Boot daran fest und stieg aus, Carmondai folgte ihr.
    Morana warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Warte.« Sie nahm ein weiteres Kopftuch aus ihrem Rucksack und zog es ihm über, sodass die spitz zulaufenden Ohren darunter verschwanden. »Nun können wir.«
    Sie liefen auf den Eingang zu, wo vier gerüstete Wächter in den Nebel starrten und sie kommen sahen. Sie trugen türkisfarbene Waffenröcke über den gehärteten Lederharnischen sowie runde Helme ohne Visiere, vermutlich damit sie nicht erstickten, sollte einer von ihnen ins Wasser fallen.
    »Halt«, befahl der Hauptmann. »Wer …« Er musterte Morana. »Ah, Ihr seid es, Amènhia. Verzeiht, dass ich Euch nicht sofort erkannte, doch dieser Dunst ist dick wie Brei.«
    »Es ehrt mich und meine Kunst, dass Ihr meinen Namen und mein unscheinbares Gesicht zuordnen könnt.« Morana lachte hinreißend und ging weiter, Carmondai blieb immer dicht neben ihr. Sie zeigte auf ihn. »Das ist Dendûwain von Osant. Er ist ein wundervoller Mime und ein noch begnadeterer Geschichtenschreiber.«
    »So feilt Ihr an einer neuen Aufführung?« Der Hauptmann deutete bewundernd eine Verbeugung an.
    »Es mag so kommen. Wir werden sehen, wie sehr Weydenwog meinen Freund inspiriert.« Die Albae setzten den Weg unbehelligt ins Innere der Stadt fort.
    »Grüßt mir Klerond«, rief ihnen der Hauptmann nach.
    Als Antwort hob Morana nur den Arm, was der Barbar wegen des Nebels sicherlich nicht mehr sah.
    »Ich durchschaue deinen Trick: Du gibst dich als Schauspielerin

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