Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
kommt, sogar die Magi und Magae.« Sie goss zuerst ihm, dann sich selbst Wein ein; dann prosteten sie sich zu. »Auf deinen Besuch in Weydenwog. Möge er dich beeindrucken.«
    Sie tranken gemeinsam.
    Carmondai konnte nachvollziehen, was sie meinte, doch er begriff es nicht. Ein Mischwesen aus Alb und Barbar sollte die Götter beeindrucken? Für so etwas wie Verbrüderung sorgen? Wenn die Unauslöschlichen hiervon erführen, ließen sie Morana und sämtliche Nachkommen jagen und ausrotten. Das ist Frevel an den unendlichen Leben der Albae.
    Und doch konnte er nicht anders als ihr für die Gedanken und die Einstellung Respekt zu zollen. Es klang abstrus, was sie erläuterte, zumindest für ihn. Aber ich bin der Letzte, der das Recht hätte, sie deswegen gering zu schätzen.
    Morana unterbrach ihr Mahl und erhob sich, ging vor dem Schrank hin und her, wählte eine der Papierrollen und breitete sie auf dem Tisch vor Carmondai aus.
    Zum Vorschein kam Weydenwog, von oben betrachtet und sicherlich nicht genau im Maßstab, aber es genügte, sich einen Eindruck zu verschaffen.
    »Die Stadt ist groß«, sagte er staunend.
    »Um die Zehntausend leben darauf, und es gibt noch größere Siedlungen als diese. Die Barbaren haben sogar Inseln gebaut, auf denen Getreide und Bäume angepflanzt werden. Deren Wurzeln wachsen in die Breite und nicht in die Tiefe.« Sie nahm einen Federkiel und nutzte ihn umgedreht als Zeigestöckchen. »Der Untergrund, auf dem die Fundamente bestehen, wurde mit großen Paketen aus hohlen Zweigen geformt, die erst nach hundert Zyklen verrotten und nach genau errechneten Abständen rechtzeitig ausgetauscht werden. Sie sorgen für den immerwährenden Auftrieb, und darüber kommen mehrere Lagen Holz mit Luftkammern, die durch Metallbleche sowie Pechnähte abgeschottet sind.« Der Federkiel deutete auf eine angedeutete Küstenlinie. »Einst bauten die Weyurner ihre Städte auf Pfähle, bis sie bemerkten, dass es vorteilhafter ist, wenn man die Siedlung vollständig verlagern kann, sollte es erforderlich sein. Nicht immer sind Feinde der Grund gewesen.«
    Carmondai hörte zu und schrieb rasend schnell. »Dann bestehen die Städte aus verschiedenen Segmenten. Wie sind sie verbunden?«
    Morana nickte. »Jedes Segment misst fünfzig mal fünfzig Schritt, verbunden sind sie durch Ketten und Klammern. Bei Bedarf können sie abgekoppelt werden, entweder wegen eines unlöschbaren Feuers oder um an der Stelle hinabzutauchen und die Ballen auszutauschen.«
    Carmondai gefiel der Einfall der Barbaren. Abgesehen von der groben Weise, die Behausungen zu errichten, wäre das durchaus etwas für mein Volk. »Wie hoch ist das höchste Gebäude?«
    »Die zeige ich dir später. Aber es gibt Paläste, große Tempel und Türme«, antwortete sie. »Wir haben in Weydenwog alles, was du an Land finden würdest.«
    »Außer einem Kellergewölbe«, fügte er grinsend hinzu.
    Morana lachte auf.
    Er betrachtete erneut die Karte. »Es wäre am einfachsten, die Stadt von unten anzugreifen. Mit Tauchern«, überlegte er halblaut vor sich hin. »Nimmt man den Segmenten den Auftrieb, sinkt das schwere Gebäude ab. Wiederholt man das oft genug und den Barbaren gelingt es nicht, die Ketten und Klammern zu lösen, wird Weydenwog auf den Grund gezogen.«
    Morana rollte abrupt die Zeichnung zusammen, ihr Antlitz hatte sich verschlossen. »Du kannst deine Herkunft als Krieger nicht verleugnen«, sagte sie kühl. »Anstatt dich an der Schönheit und dem Einfallsreichtum zu erfreuen, willst du sie zerstören.« Sie legte die Karte in den Schrank zurück. »Ich denke, es ist besser, wenn ich dich morgen zurück an Land bringe, Carmondai.«
    »Nein! Bei Inàste, das war doch nicht ernst gemeint«, beteuerte er. »Es ist wie … bei einem Tharc-Spiel mit Miniaturheeren auf einem Tischplan.« Er nahm seine Notizen an sich, weil er fürchtete, sie könnte danach greifen. »Ich schwöre dir, dass ich den Unauslöschlichen nichts über dich und deine Kinder erzählen werde.«
    Morana starrte ihm in die Augen, die linke Hand lag am Griff der gebogenen Waffe namens Mond. »Ich nehme deinen Schwur an und binde ihn an dein Leben, Geschichtenweber«, raunte sie düster. »Sollte das Heer der Albae erscheinen, sollten Taucher gegen Weydenwog eingesetzt werden und wird diese Stadt in die Tiefe gezogen, wie du es beschriebst«, sie lehnte sich nach vorne, »wird meine erste Tat sein, dich zu suchen und zu töten, Carmondai. Dies ist mein Schwur.«
    Carmondai

Weitere Kostenlose Bücher