Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
weiß, dass die nächste Statue meine Züge haben wird, und es wird die schönste sein, die Du jemals erschufst.
Dies ist mir eine große Genugtuung.
Es grüßt missbilligend
Phaimônae
Von Elben, Botoikern und einem Ghaist
der Geschichte zweiter Teil
Den ersten Teil durftet ihr bereits erfahren.
Nun vernehmt, welchen Verlauf diese Unternehmung der beiden nahm, was sie über das Ghaist, die Botoiker und jenen Fleck im Grauen Gebirge in Erfahrung brachten, den die Zehn viele Teile der Unendlichkeit nach ihnen erneut betraten.
Zumindest nehme ich das an …
Tark Draan (Geborgenes Land), Graues Gebirge, Steinerner Torweg, 4372. Teil der Unendlichkeit (5202. Sonnenzyklus), Frühwinter
Caphalor fluchte und schob sich noch näher an die Bergwand, um dem schneidenden Wind zu entgehen, der ihm und Sinthoras entgegenschlug. Welch Unterfangen, zu Beginn des Winters.
Er hatte zwei Lagen Kleidung unter der Rüstung und über dem schwarzen Tionium einen dicken Mantel und das schwarze Wolfsfell. Dennoch brachte ihn die Kälte an den Rand des Ertragbaren. Wie konnte Sinthoras diesen Irrsinn in Angriff nehmen? Er richtete die Haube aus vierfacher Drî-Seide und Schafwolle, die er unter dem Helm trug. Wie konnte ich ihm folgen?
Zwei Schritte vor ihm kämpfte sich der blonde Alb durch den Sturm, stützte sich auf seinen Speer und hielt den Kopf gesenkt, damit die eisigen Böen nicht unmittelbar in sein Antlitz bliesen. Sein grauweißer Mantel mit den schwarzen Stickereien flatterte und wand sich hektisch, als steckte dämonisches Leben darin. »Wir gehen zu dem Dorf«, schrie er gegen das grelle, allgegenwärtige Surren an und wies nach Norden. »Der Wind wird uns sonst das Blut in den Adern gefrieren lassen.«
Caphalor blickte in die angegebene Richtung und machte in der Mischung aus Dunkelheit und dahinjagendem Schnee schwache Lichter aus. »Wir sind im Norden von Tark Draan«, rief er zurück. »Sie wissen, dass wir keine Elben sind. Wir werden die Barbaren töten müssen, um uns an ihren Feuern zu wärmen, und ich spüre meine Finger kaum vor …«
»Was?«, brüllte Sinthoras und deutete auf sein Ohr zum Zeichen, dass er ihn nicht verstand.
Caphalor verzog den Mund und gab mit einer Hand das Zeichen, sein Freund möge den Weg fortsetzen. Dann töten wir sie eben, auch wenn Eis in meinen Adern knirscht und mich langsamer als einen fetten Óarco werden lässt .
Die Albae wichen von dem schmalen Pfad ab, den sie mit Mühe gefunden hatten, und hielten auf die Siedlung zu.
»Wo schlagen wir unser Nachtlager auf?« Sinthoras ließ seinem Begleiter die Wahl.
Caphalor betrachtete die gedrungenen Steinhütten, denen der Wind nichts anhaben und von denen der Alb sich genau ausmalen konnte, wie es darin aussah: karg, verqualmt, dreckig und keinerlei Annehmlichkeiten, wie er es gewohnt war. Fast wäre er bereit gewesen, eine einfache Höhle diesem Dorf vorzuziehen, aber ohne Brennholz würden sie die Nacht nicht überstehen.
Weder gab es Wachen noch Bewohner auf der verschneiten Straße, ihre Ankunft blieb vollkommen unbemerkt. Er konnte es sich sparen, den Bogen von der Schulter zu nehmen.
Sein Blick fiel auf das kleinste Häuschen, in dem höchstens ein halbes Dutzend Barbaren lebten. Das verlangt am wenigsten Arbeit. »Das da.«
»Wieso denn ausgerechnet diese winzige Behausung?«, wunderte sich Sinthoras. »Wir werden uns darin kaum umdrehen können.«
Caphalor übernahm die Führung. »Weil ich keine Lust auf Schlachterei verspüre. Und bitte vermeide es, viel Blut zu vergießen. Wir müssen noch darin schlafen. Der Geruch von vergossenem Barbarenblut ist nicht das, womit ich einschlafen und aufwachen möchte.«
Der blonde Alb folgte ihm leise lachend.
Sie gingen auf das Haus zu, spähten durch die Läden ins Innere und sahen im Schein des Feuers, das in der Mitte des Bodens loderte, eine Barbarin und einen Barbaren in sehr schlichter Wollkleidung sitzen, die sich unterhielten und dabei schäumendes, dampfendes Bier tranken.
Caphalor deutete auf die Leiter, die hinauf in eine niedrige Etage führte; der Fellvorhang war vor der letzten Sprosse zugezogen. »Da oben schläft ihre Brut.«
Sinthoras grinste. »Sollen wir den Bewohnern ein Rätsel hinterlassen?« Er legte eine Hand auf die grob geschmiedete Klinke und drückte sie ruckartig hinab, während gleichzeitig der Feuerschein im Innern der Hütte durch seine albische Kraft erlosch.
Caphalor sah ihn noch hineinhuschen, dann erklangen zwei pfeifende,
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