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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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überleben würde. Haïmoná schluckte und arretierte die Riegel, streckte den Arm aus, um den Sperrbolzen einrasten zu lassen. »Verklemme sie unter dem Spalt, sonst …«
    Ihre Worte wurden vom Krachen der magischen Attacke abrupt beendet.
    Erneut schlug Haïmoná gegen das Tor, ächzte und sah sich von hellrosa und gelblichen Lohen umtanzt, die an ihr zupften. Wenn es mir nicht gelingt, die Bolzen einrasten zu lassen, dann … Sie streckte den Arm weiter und sah voller Verwunderung, wie der Zauber des Dämons Kleidung, Haut und Fleisch von den Knochen brannte, ohne dass sie Schmerzen spürte. Die Sehnen rissen und zogen sich zusammen, sodass sich Haïmonás Finger unwillkürlich krümmten.
    Etwas weniger als eine Handbreit fehlten ihr zum Auslöser der Mechanik, doch da sich die Hand wie eine Klaue krümmte, reichte sie nicht heran.
    Das Feuer um Haïmoná erlosch.
    Sie wankte, fühlte die Hitze, die das Blech des Tores abstrahlte. Ich schaffe es nicht , dachte sie verzweifelt.
    Unvermittelt strich ein sanfter Wind über ihr verbranntes Gesicht und kühlte es, spielte mit den Resten ihrer verkohlten Haare und umschmeichelte den geschundenen Leib.
    Westwind! Haïmoná sammelte all ihre Kraft und bereitet sich auf einen Sprung vor. Ihr Körper spannte sich – und gleichzeitig traf sie ein dritter, kreischender Blitz.

    Ishím Voróo (Jenseitiges Land), nördlich des Albaereichs Dsôn Faïmon, 4370. Teil der Unendlichkeit (5189. Sonnenzyklus), Winter
    Caiphôra versuchte, das Tor zu öffnen, doch die beschlagenen Flügel schienen plötzlich von innen verriegelt zu sein. »Haïmoná!«
    Sie bekam etwas zur Antwort, was sie kaum verstand, doch es schien die Anweisung zu sein, die Stemmeisen in den schmalen Spalt unter das Tor zu schieben, um es zu blockieren. Dann krachte es, und das Blech auf ihrer Seite erhitzte sich spürbar.
    Sie hat sicherlich einen anderen Ausgang für sich gefunden. Caiphôra rammte die Eisen unter das Tor und erschrak, als Yágôras plötzlich an ihrer Seite erschien und ihr ohne zu fragen half. »Haïmoná ist noch auf der anderen Seite«, erklärte sie. »Sie nimmt einen anderen Ausgang.«
    Yágôras nickte stumm, aber seine Blicke sagten, dass er daran ebenso wenig glaubte, wie seinen Gefährten jemals wiederzusehen.
    Caiphôra sah den Brandfleck auf seinem Rücken, das Loch im Mantel und an der Rüstung. Anscheinend war der Blitz durch die Entfernung nicht bis zum Körper vorgedrungen.
    Schweigend verankerten sie das beschlagene Tor und liefen los, in die anschließende Röhre. Sie entledigten sich ihrer Rüstungen und schoben sich hindurch, bis sie das andere Ende erreicht hatten.
    Unter ihnen erstreckte sich ein Hohlweg, auf dem sie Blutspritzer, zwei verlorene Helme und die zerfetzten Überreste eines Nachtmahrs in einiger Entfernung sahen. Um dessen Kadaver lagen Dutzende getötete Bestien und Scheusale, doch letztlich hatte der Rappe gegen die Übermacht verloren.
    Caiphôra sank auf den kalten Stein und schnallte sich den Harnisch um, Yágôras tat es ihr nach. »Warten wir auf sie«, sagte sie mit brüchiger Stimme, in der das Wissen mitschwang, Haïmoná verloren zu haben.
    »Sie ging in die Endlichkeit. Wie Raikânor«, erwiderte Yágôras leise und setzte sich neben sie. »Es gibt keinen anderen Ausgang. Zuerst fand sie uns, dann opferte sie sich für uns.«
    Caiphôra setzte zu einer Entgegnung an, aber die Tränen brachen aus ihr heraus. Sie konnte das Weinen nicht aufhalten, sie schluchzte, ihr Körper wurde durchgeschüttelt.
    Yágôras nahm sie in den Arm.
    Die Albin fühlte feuchte, warme Tropfen, die ihren Nacken benetzten. Auch er ließ seiner Trauer freien Lauf, beweinte stumm den Tod seines Gefährten.
    Caiphôra wand sich behutsam aus seiner Umarmung und küsste den Alb auf die heiße Stirn. »Lass uns nach Dsôn gehen und ihren Heldenmut preisen. Sie sollen Geschichten über Raikânor und Haïmoná singen, damit sie niemals vergessen werden.«
    »Das tun wir.« Yágôras wischte die Tränen aus dem Antlitz und erhob sich, zog die Albin auf die Beine.
    Lautlos kletterten sie hinab, folgten dem Pfad, während der Westwind sie umspielte und Schneeflocken um sie wirbelten.
    Sie kamen am zerfetzten Nachtmahr vorbei und erstachen drei Bestien sowie einen Barbaren, in denen noch ein Hauch von Leben steckte.
    Weiter und weiter folgten die Albae dem Weg, bis es endlich bergauf ging, hinaus aus dem gewundenen Schluchtengewirr.
    Doch oben angekommen, blieb ihnen eine weitere

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