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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dunkle Geräusche, gefolgt von einem trockenen Knacken. Gleich darauf flackerten die Flämmchen wieder höher und sorgten für Licht.
    Barbarin und Barbar lagen halb übereinander, die Bierkrüge waren ihnen aus den kraftlosen Händen gefallen; der Inhalt ergoss sich auf den Steinboden und versickerte in den breiten Fugen.
    Sinthoras stand hinter den Leichen und stützte sich auf seinen Speer. »Ganz ohne Blutvergießen, wie du es wünschtest«, sagte er leise und deutete mit der freien Hand darbietend auf die Toten.
    »Du brachst ihnen das Genick«, mutmaßte Caphalor.
    »Ganz recht. Zwei schnelle, harte Schläge des Speerschafts in den Nacken der Ahnungslosen, und da war es vorbei mit ihren armseligen Leben.« Er zeigte zur Koje hinauf. »Später schreibe ich noch eine Botschaft in den Dreck, damit die Bewohner grübeln können, warum die Nachkommen ihre Eltern töteten.« Er lachte düster. »Den Prozess würde ich zu gerne verfolgen.«
    Caphalor war es ganz recht, dass sein Begleiter nicht anfing, die Brut ebenso umzubringen. Das können wir tun, falls sie wach werden. Er war müde und wollte sich an den Flammen wärmen. Dass er seine Zehen und Finger nicht mehr spürte, entsprach der Wahrheit. »Halten wir Wache?« Er schaute sich um und warf zwei Scheite mehr ins Feuer, dann setzte er sich daneben und reckte die Hände nach vorne.
    »Ich verlasse mich auf meine Kriegersinne«, gab Sinthoras zurück und ließ sich ebenso nieder, um sich hinzulegen und die Lider zu schließen. Er streifte sich noch Helm, Haube und Handschuhe ab. Das blonde Haar war verknotet, sodass es nicht mit der Erde in Berührung kam. »Kinder fürchte ich nur, wenn sie mit mir spielen möchten.«
    Caphalor grinste. Das Kribbeln in Zehen und Fingern zeigte ihm, dass Leben in seine eisigen Gliedmaßen zurückkehrte.
    Er zog ebenso seinen Kopf- und Wärmeschutz aus, lauschte nach Geräuschen, die von der Barbarenbrut stammten, vernahm aber nichts. Gut. Dann kann ich beruhigt sitzen bleiben . Mit einer kurzen Bewegung schüttelte er die schwarzen Haare auf, die Kopfhaut juckte.
    Er dachte an seine Gefährtin Imàndaris, die als Befehlshaberin im neu entstehenden Dsôn Anweisungen gab, Truppen aufteilte und die Eroberungen der Elbengebiete unerbittlich anging, unterstützt von Kriegern und Meistern der Kampfkunst. Jeder dient den Unauslöschlichen, wie er es am besten vermag.
    Caphalor betrachtete es als Erleichterung, das Amt eines Nostàroi nicht mehr versehen zu müssen. Für ihn hatte es letztlich eine Bürde bedeutet, aber sein von Ehrgeiz beherrschter Freund Sinthoras wäre gerne zurück auf diesem Posten, bewundert und gefeiert.
    Darauf wird er noch lange warten müssen. Er machte sich im alten Dsôn zu viele Feinde. Da mag es keine Rolle spielen, dass er seine Strafe offiziell verbüßte. Auch wenn die größten Neider, lautesten Missgünstlinge und mächtigsten Gegenspieler des blonden Albs beim Untergang von Dsôn Faïmon ihr Ende fanden, blieben die Gerüchte und das Gerede. Darauf zu hoffen, dass das Gedächtnis von Unsterblichen nachließe, wäre sträflich. Caphalors Magen grollte. Mit der Wärme und dem Gefühl in den Gliedmaßen kam der Hunger. Das Gerücht ist unsterblicher als alles andere.
    Caphalor blickte sich erneut um und entdeckte nichts, was er in seinen Innereien wissen wollte. Weder der geräucherte Schinken noch die Käseleiber oder die Brotstücke wirkten ansprechend geschweige denn verträglich. Seufzend nahm er eine Ration des getrockneten Fleischgetreideriegels heraus und aß davon.
    Dass das Herrscherpaar sie tatsächlich ausgesandt hatte, um zu prüfen, was es mit diesem Fleck im Grauen Gebirge auf sich hatte und ob dort wahrlich Elben lebten, vermochte er noch immer kaum zu glauben.
    Zuerst hatte er Sinthoras verdächtigt, das Schreiben, das er ihm zeigte, selbst verfasst zu haben, um ihn auf das Abenteuer mitzunehmen. Aber das Siegel erwies sich als echt, und so folgte er seinem Freund zunächst zurück zum Durchgang nach Tark Draan, um sich mit ihm von dort nach Osten durchzuschlagen, immer dem vagen Weg der fleckigen Karte des Elbs nach.
    Caphalor beugte sich nach vorne und zog die Transporthülle aus Sinthoras’ Rucksack, schob die Karte hervor, um sie erneut zu betrachten.
    Es glich einem Wunder, dass überhaupt etwas zu erkennen war. Oder führt er uns aufs Geratewohl und tut nur so, als wisse er, wohin wir gehen? Das Misstrauen war nicht böse gemeint, doch die Vergangenheit lehrte ihn, bei seinem

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