Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)
daran messen würde, welchen Erfolg er mit seinen dreihundert Tapferen errang. Vor dem gesamten Heer. Er schrie Befehle und begann, das Vernichtungswerk in die letzte Ecke des Lagers zu tragen.
Fließenden Tintenlinien gleich preschten die Albae durch die Zeltstadt, mordeten mit genauen Schlägen, setzten die Wände aus Leinen in Brand, brachten Tod und Zerstörung. Bald loderte es überall, die Leichen der Barbaren stapelten sich in den Gängen und auf den Plätzen, sodass die Nachtmahre über sie hinwegspringen mussten.
Darinór ist kein Freund der Götter. Horgàta beobachtete noch immer. Er ist ein verfluchter Liebling! Sie wandte den Kopf zum Schlachtfeld.
Dort war die Attacke bemerkt worden: Die Barbaren, deren Vorräte, Nachschub, Marketender und Unterkünfte in Rauch aufgingen, versuchten, sich von den eigentlichen Gegnern aus den Scharmützeln zu lösen, um im Lager zu retten, was zu retten war.
Doch dieses Mal ließ der feindliche Feldherr nachsetzen, sodass die Barbaren mehr und mehr aufgerieben wurden.
Als sich abzeichnete, wer den Sieg davontrug, gab Horgàta das Signal zum Nachziehen und setzte sich an die Spitze der schwarzen Flut, die von der Anhöhe schwappte. Die rotleuchtenden Augen der Nachtmahre glommen wie glühende Kohlestücke.
Das Albaeheer jagte durch die untergehende, lichterloh brennende Stätte, wurde von den Feinden der Barbaren auf dem Schlachtfeld bejubelt, und setzte seinen Weg fort, als sei nichts geschehen.
Horgàta schloss zu Darinór auf, dessen Rüstung und Rappen vor Blut der getöteten Feinde troff, und nickte ihm zu. »Gut gemacht, Benàmoi!«
»Keinen einzigen Verlust«, erwiderte er grimmig. »Ich habe meinen von dir auferlegten Schwur gehalten.« Er ließ sich ohne Gruß zusammen mit den Dreihundert an das Ende des Trosses fallen, wo ihr angestammter Platz als Nachhut war.
Horgàta gab ihrem Nachtmahr die Sporen, preschte über die Leichen erschlagener Barbaren hinweg und führte ihre Krieger auf den Spuren der Elben weiter nach Süden, tiefer ins unbekannte Ishím Voróo.
Freue dich nicht zu früh, Benàmoi. Sie sah den Eid noch lange nicht erfüllt, denn sie hatte ihn nicht zeitlich begrenzt. Nach wie vor bürgte der Anführer der Nachhut mit seinem Leben für jedes einzelne seiner Soldaten. Das mochte Darinór anders sehen, doch sie wusste, wie sie vorgehen würde.
Nach drei Meilen erschien vor ihrem schnaubenden Nachtmahr ein kleines Dorf. Einzelne Hütten waren niedergebrannt, vermutlich heimgesucht von einem der Heere oder gar beiden, auf der Suche nach Proviant und Schmuck.
Die zerlumpten Bewohner, nicht mehr als hundert Seelen, hatten sich auf der Straße versammelt. Anstelle von Waffen trugen sie Körbe, Brote, kleine Tiegel und Krüge. Sobald die Albae bemerkt wurden, hoben sie die Arme anbietend mit den Dingen in die Höhe.
Ecatòn ritt neben Horgàta. »Sie wollen uns Geschenke machen. Es wurde bemerkt, dass wir ihre Feinde vernichteten. Das ist nicht das Schlechteste. Wir brauchen Brot.«
Horgàta dachte an die furchtbaren Speisen der Bergbarbaren, die sie notgedrungen unterwegs gegessen hatten. Brot stellte das einzige Nahrungsmittel dar, das man in Ishím Voróo verzehren konnte, ohne sich den Magen zu verderben, abgesehen von erlegtem Wild. Das Stallvieh dagegen schmeckte grässlich. »Vorhut und Haupttross rücken weiter vor, die Nachhut bleibt bei mir und nimmt auf, was essbar erscheint«, befahl sie und ließ sich zurückfallen, während Ecatòn die Führung übernahm.
Die Bewohner wichen eingeschüchtert zur Seite, mieden die Nähe zu den Nachtmahren und warteten geduldig, bis sich die Albin und ihre dreihundert Mann starke Truppe vor ihnen aufreihte. Erneut reckten sie die Waren. Es schien Sitte zu sein, dass jeder das Haupt mit einem auftürmenden Turban bedeckte; der bunte Stoff war von geringer Qualität.
»Darinór, prüfe, was wir davon nutzen können«, befahl Horgàta und versuchte zu erkennen, welcher der grobschlächtigen Menschen das Sagen haben könnte. Dies war wichtig, um eventuellen Widerstand sofort auszuschalten. Sie sehnte sich nach Tuch, um deren hässliche Münder, Nasen und Augen darunter verstecken zu können. Sie waren eine Beleidigung für ihr Schönheitsempfinden.
Einer der Barbaren, der älter wirkte und bessere Kleidung trug, trat näher an ihren Nachtmahr heran, ohne sich der Gefahr bewusst zu sein, und hielt eine Schale mit Obst hin. Die Früchte rochen süßlich und widerlich, überreif und nicht
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