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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Linken, die hastig und nachlässig errichtet wirkten, als fürchteten sie keinerlei Ausfälle gegen die Flanken und in die Unterkünfte. »Denkst du, wir kommen verlustfrei hindurch?«
    Ecatòns Blicke huschten hin und her. »Nachts sicherlich. Tagsüber könnten uns die schweren Katapulte Ausfälle bescheren. Vor ihren Kriegern und deren Waffen fürchte ich mich nicht.«
    Horgàta dachte das Gleiche, wollte aber keine Zeit verlieren. Die Vernunft gebot, auf die Finsternis zu warten. Aber die Sonne stand hoch, das Wetter war herrlich und die Beschaffenheit der Umgebung für einen schnellen Galopp geeignet – somit machten die verfolgten Todfeinde viele Meilen gut, ehe Horgàtas Truppe sich an ihre Hufe hängen konnte.
    Sie richtete die Aufmerksamkeit auf die schiefen Palisaden, die achtlos in den Boden gerammt waren und Lücken von der Breite eines Nachtmahrs aufwiesen.
    Ecatòn stellte sich im Sattel auf. »Es sieht trügerisch aus, nicht wahr? Der Boden könnte auf der anderen Seite zu einer Fallgrube ausgehoben worden sein.« Horgàta schwieg. Kämen die Barbaren auf solch einen Einfall?
    Das Schlachten vor ihnen ebbte nicht ab. Reihenweise fielen die unbekannten Krieger in den Salven der Speere und Pfeile, Zweikämpfe endeten abrupt durch die hereinschießenden Geschosse und wurden gelegentlich zugunsten des Unterlegenen entschieden, bevor ein zweiter Pfeil auch dem vermeintlichen Sieger das Ende brachte.
    Hier ist die Gelegenheit. Horgàta entschied sich für ein Wagnis, das ihr Gewissheit über eine mögliche Falle bringen würde und nur Vorteile in sich trug. »Ich werde Darinór beauftragen, eine Bresche für uns zu schlagen«, verkündete sie laut.
    »Die Nachhut soll …?«, setzte Ecatòn staunend an.
    »Darinór beschwerte sich, dass es nichts für ihn zu tun gäbe. Jetzt mag er beweisen, welch guter Krieger er ist.« Horgàta lächelte böse. »Setz deinen Helm wieder auf. Wir reiten zurück. Sage Fatalór und Ocalòs Bescheid. Die übrigen Truppen sollen sich hier oben versammeln und bereithalten, um sofort durch die Lücke zu stoßen, die er für uns schuf.« Sie wendete den Nachtmahr und ließ ihn antraben. Ecatòn und ihre drei Soldaten folgten ihr.
    Horgàta hoffte, dass Samusin seine Pflicht erfüllte und für einen Ausgleich sorgte: Darinór durfte fallen. Eine zweifelnde Stimme weniger – was sie gerne mit dem Blut von zehn Kriegern bezahlte. Vorzugsweise mit dem Blut von schlechten.
    Nicht lange danach waren die knapp zweitausend Albae versammelt, formierten sich im Schutz des Hügels.
    Horgàta sah zu Darinór, der seine Nachhut ungewohnterweise nach vorne befehligt hatte. Die Anspannung strahlte von den Kriegern ab, machte ihre Reittiere unruhig.
    Sie ließ ihren Rappen zu ihm traben und hielt an, reckte den Kopf und sprach nicht einmal im Ansatz leise. Jeder sollte ihre Worte vernehmen. »Du freust dich über mein Vertrauen, wie ich sehe, Benàmoi.«
    »Das tue ich, Horgàta.« Darinór nickte und deutete auf seine Einheit. »Wir brennen darauf, deinen Auftrag zu erfüllen.«
    Sie sah hinter den Visieren keine Furcht in den schwarzen Augen, doch bemerkte sie Erstaunen und die schwelende Frage, weswegen die Einheit, die bislang den Rücken deckte, die Hauptaufgabe erhalten hatte.
    »Wisset, dass Darinór mich darum bat, diese Bresche schlagen zu dürfen«, sprach Horgàta. »Bei unseren Beratungen lobte er die Kampfkraft seiner Soldaten, und wie sehr sie sich danach sehnten, ihr Geschick unter Beweis zu stellen.« Sie deutete mit ihrer Linken auf den Benàmoi. »Dankt es ihm, indem ihr einen furiosen Sieg erringt und keinen einzigen Verlust erleidet.«
    Darinór fixierte sie. Die schwarzen Augen glänzten auf, als wollten sie Blitze verschießen. Er wusste genau, weswegen er den Vorstoß anführen musste: Widerworte. »Ich werde in der Tat keinen Einzigen verlieren«, erwiderte er kühl.
    »Weil du nur gute und keine schlechten Krieger hast«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu. Gleich habe ich dich.
    »So verhält es sich.«
    »Wie beruhigend für uns beide.« Horgàta hatte ihn geschickt in den Hinterhalt manövriert, aus dem er sich nicht zu befreien vermochte, ohne sein Ansehen bei der Nachhut einzubüßen. »Da du derart überzeugt bist, nehme ich dein Versprechen an, keinen meiner Soldaten zu verlieren. Du bürgst mit deinem Leben.« Ein Rückzieher war nicht denkbar – er hätte ihn sofort das Vertrauen der Dreihundert verlieren lassen. »Nimm meinen Respekt entgegen. Ich kenne

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