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Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Die Vergessenen Schriften (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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das er mit Ring und Helm erschuf, machte er den Untergründigen vor sich sichtbar. Fest entschlossen stand Horimbas wie in seinem Traum da, den langen Stiel in beiden Händen und den kahlen Kopf gesenkt.
    Sie könnten uns wahrlich nützlich sein. Er dachte daran, dass die Cîanai Tränke brauen konnte, um die Dritten in die Abhängigkeit zu treiben. Heimlich. Um sie mehr und mehr zu dem zu formen, was wir brauchen.
    Arviû beschloss, den Gedanken mit der Albin und den Unauslöschlichen zu teilen, sobald er aus dem Schwarzen Gebirge zurückkehrte. Denn genau dahin führte ihn sein Weg. »Gehen wir.«
    » Wir ?«
    »Ja. Ich helfe dir dabei, dass du lebend in deine Heimat gelangst. Denn nur dann ist mein Pakt mit dir von Nutzen«, erwiderte er kalt. »Tot bringst du mir nichts, Untergründiger.« Er erhob sich.
    »Du bist ein gewieftes Schwarzauge.« Horimbas lachte, die Kettenglieder klirrten leicht. »Meinetwegen. Aber achte auf deine Katzen. Ich binde ihnen die Schnurrhaare zusammen, wenn sie mich anfauchen!« Er wandte sich um, den Hammer unterhalb des Doppelkopfes in der Rechten haltend, und trabte los.
    »Du wirst wissen, wo es Einhörner gibt? Meine Vena-Katzen brauchen etwas zu fressen.«
    »Sicherlich. Wir locken sie mit einer Jungfrau an. Das gelingt meistens.« Horimbas ließ erneut seine lautstarke Heiterkeit dröhnen.
    Eine seltsame Art von Spaßempfinden. Arviû und seine drei Vena-Katzen hefteten sich an seine Fersen. Er war gespannt, was ihn unterwegs erwartete. Bei seiner Rückkehr war noch genug Zeit, die Einnahme der Festung zu feiern.
    Aber weiter als bis zum Schwarzen Gebirge würde er Horimbas nicht begleiten. Tausende Elben warteten auf ihn und seine Klingen.

Die Stimme der vier Winde
    Einst wurde ein Alb geboren, ein kräftiger und wunderschöner Junge, dem nicht die Fähigkeit gegeben war, zu sprechen.
    So sehr sich der Junge mühte, er bekam keinen Satz, kein Wort, keine Silbe, ja, nicht einmal einen einzigen Buchstaben über die vollen Lippen.
    Als er die Kunst des Todbringens erlernen wollte, sprachen die Krieger: Wie sollen wir dich in unsere Reihen aufnehmen, wenn du uns im Gefecht nicht vor einem Angriff warnen kannst?
    Als er die Kunst des Wissens erlernen wollte, sprachen die Gelehrten: Wie sollen wir dich in unsere Reihen aufnehmen, wenn du niemanden zu unterrichten vermagst?
    Als er die Kunst des Feldbestellens erlernen wollte, sprachen die Ackersleute: Wie sollen wir dich in unsere Reihen aufnehmen, wenn du keine Sklaven und kein Vieh mit deiner Stimme zu leiten vermagst?
    Und als er die Kunst selbst erlernen wollte, sprachen die Künstler: Wie sollen wir dich in unsere Reihen aufnehmen, wenn du niemandem darlegen kannst, was du mit deinem Werk ausdrücken möchtest?
    So saß der Junge traurig und alleine und von allen gemieden im Hof seines Elternhauses und wusste nicht, was er mit seiner Unendlichkeit anfangen sollte, da ihn niemand in einer Kunst seines Volkes unterwies.
    Samusin, der Gott des Ausgleichs und der Winde, bedauerte den jungen Alb und dachte bei sich: »Es ist nicht rechtens, dass man ihn meidet, weil er nicht zu sprechen vermag.«
    Und so erschien er vor ihm in aller Heimlichkeit und verlieh ihm die Kraft, mit den Winden zu sprechen und sie um Gefallen zu bitten. »Fortan, als Zeichen und zum Dank für meine Gunst, wirst du dich Samusinòr nennen.«
    Samusinòr fühlte sich auserkoren und geehrt, doch wusste er nicht recht, was er mit der Gabe anfangen sollte.
    Und so öffnete er den Mund, um die Winde herbeizurufen und mit ihnen zu reden, denn er hatte noch niemals in seiner Unendlichkeit mit jemandem gesprochen.
    Ein dunkler Laut drang über seine Lippen.
    Schon fegte der Wind der Vergänglichkeit heran, der im Norden wohnte, mit seinem Geruch nach Stein und Regen und gespickt mit Klingen aus Basalt und Obsidian.
    Samusinòr erhob seine Stimme erneut, und dieses Mal erklang ein hellerer Ton.
    Mit diesem rief er den Wind der Freiheit, der aus dem Süden kam und mit sich durchdringende, frische Gerüche brachte.
    Samusinòr war begeistert und rief mit einem weiteren Laut den Wind der Inspiration, der den Osten seine Heimat nannte.
    Er wirbelte heran, voller Blumenduft, gespickt mit Federn und Blütenblättern.
    Sodann rief Samusinòr den letzten Wind, und der Laut war dunkel und Furcht einflößend.
    So stürmte herbei der Wind des Krieges, der im Westen lebte, nach Eisen und Erde roch, angefüllt mit Goldplättchen und feinen Glassplittern.
    Alle vier drehten und

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