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Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)

Titel: Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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allerdings kannte sie ihn nicht.
    »Es ist wohl noch zu früh«, murmelte sie und machte einen Schritt zurück, um zu den Fenstern hinaufzublicken. »Holla, hört mich jemand? Ich habe eine Nachricht für Anûras«, rief sie laut und deutlich.
    Sie wartete eine Weile und wiederholte ihre Worte.
    Schließlich wurde ein Fenster geöffnet, und ein verschlafener Alb starrte auf sie hinab; die langen, grauschwarzen Haare fielen auf seinen nackten Oberkörper, auf dem eingeritzte bunte Runen zu sehen waren. »Was soll das?«, sagte er verstimmt. »Die Sonne geht gerade eben auf, und wenn du …«
    »Du bist Anûras?«
    »Der bin ich und dazu noch übellaunig.«
    »Beweise mir, dass du Anûras bist.«
    »Ich kann noch mehr Albae wecken, die dich verprügeln werden, während sie dir bestätigen, dass ich es bin«, erwiderte er.
    Saitôra langte unter ihren Mantel und zog den Umschlag heraus, den ihr Irïanora gegeben hatte. »Von einer gemeinsamen Freundin«, antwortete sie leiser. »Nur für deine Augen bestimmt.«
    »Hätte das nicht warten können?«
    »Ihr Name ist Irïanora«, rief sie in der Hoffnung, dass er sich sputete. Die Ablehnung des Regenten, auch nur eine kleine Drohung gegen Elhàtor auszustoßen, ärgerte sie. Zwei Morde blieben zwei Morde. Das kann Irïanora niemals gewollt haben. Sie sah sich um, bevor sie verschwörerisch hinzufügte: »Es geht um Elhàtor und wie sich die Dinge zum Schlechten entwickeln.« Mehr wollte sie nicht andeuten, während ihr Herz schnell pochte.
    »Ich werfe mir rasch etwas über.« Anûras kniff die Mundwinkel zusammen und verschwand vom Fenster.
    Saitôra fand die Vorstellung, dass der Alb keine Kleidung trug, anregend und musste verschmitzt lächeln.
    »Hatte der Regent nicht befohlen, dass du Stillschweigen bewahren sollst?«, wisperte die Silhouette neben ihr. »Du kennst deine Strafe.«
    Ein Spitzel! Beim Umwenden zog Saitôra ihren Dolch und stach nach der Verfolgerin.
    Tanôtaï drehte eine Pirouette um sie herum und entging der Attacke mit verspielter Anmut, die Nadeldolche schimmerten weiß in ihren Händen, über die sich tätowierte Ranken zogen. »Du musst schneller sein, um mich zu töten«, raunte sie.
    Jedem weiteren von Saitôras Angriffen entkam sie durch schlangenhaftes Winden, durch rasche Schrittfolgen, als würde sie zu einer Melodie tanzen; dabei schwang sie die Arme graziös und malte mit den leuchtenden Klingen Figuren in die Luft. Der Lichtschein war noch für wenige Herzschläge sichtbar, bevor neue Linien zuckten und die alten durchkreuzten.
    Das Schloss der kleinen Tür klackte.
    »Dâkiòn soll erfahren, was ich erlebte«, keuchte Saitôra vor Anstrengung und verfehlte zum ungezählten Mal Tanôtaï, die abrupt eine Hand um ihren Nacken schlang, als seien sie ein Tanzpaar.
    »Möglicherweise sollte es das.« Die rothaarige Albin zog sie ruckartig zu sich, scheinbar um einen Kuss zu stehlen. Eine gleißende, dünne Klinge schoss Saitôra durch den Hals. »Aber du wirst nichts verkünden.«
    Tanôtaï fing die einknickende, röchelnde Gegnerin geschickt ab, drehte sich unter einem Arm durch und legte sie sich somit auf den Rücken, um den Umschlag vom Boden zu heben und mit der Toten in den Schatten zu verschwinden.
    Da öffnete sich die Tür.
    Anûras, eingehüllt in einen schwachgelben Mantel, sah hinaus, ohne die Botin zu entdecken. »He?« Er trat auf die Straße, um sich suchend umzublicken. »Wo steckst du?«
    Aber Saitôra war verschwunden.

»Wer einen Fehler zweimal begeht, liebt den Schmerz.«
    Albische Weisheit,
gesammelt von Carmondai, Meister in Wort und Bild

Tark Draan, Menschenreich Gauragar, 5452.   Teil der Unendlichkeit (6491.   Sonnenzyklus), Herbst
    »Sobald es Nacht wird, schauen wir nach, wer sich in diesem Versteck aufhält.« Carâhnios lachte böse. »Du weißt jetzt ja, wie es laufen wird, Schwarzauge.«
    Carmondai verzog den Mund und schob mit den Fingern die langen, braunen Haare zurück. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh, die Art des Reisens bekam ihm nicht. »Ich nehme an, ich gebe wieder den tölpelhaften, sehr lauten Alb?« Er ließ seine Blicke über die malerisch bunte Herbstlandschaft schweifen, die sich vor ihnen ausbreitete.
    Hier gab es keine sanften Hügel mehr außer dem, auf dem sie standen und von dem ein schanzenartiger Weg hinabführte. Der Zhadár hatte sie in eine Gegend gelotst, wo die Wälder dichter als in jedem anderen Landstrich wuchsen. Die Mischung aus den unterschiedlichen Laub- und

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