Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
Leïóvas beruhigende Worte und fühlte, wie die Finger kühlend über die Schläfen strichen.
Dann dämmerte Modôia weg und schwebte in süßem Gefühl, fernab aller Schmerzen.
Tark Draan, Menschenreich Gauragar, in den Ausläufern des Grauen Gebirges, 5452. Teil der Unendlichkeit (6491. Sonnenzyklus), Frühsommer
Aiphatòn blieb an der Kreuzung stehen und ließ seine Blicke über die steinigen Wege schweifen. Wohin seid ihr abgebogen? Da er bei knapper Betrachtung nichts erkannte, ging er in die Hocke und stützte sich mit dem Speer ab.
Der einzigartige Alb war in stetem Dauerlauf durch das blühende Geborgene Land geeilt und den Spuren gefolgt, die Firûsha mit ihrem kleinen Tross im Boden hinterlassen hatte. Die Hufeisen der Nachtmahre und die leichten Brandspuren zeichneten sich unübersehbar in der Erde ab.
Auf seiner Hatz lief er durch sprießende Getreidefelder und über Wiesen mit alten, knorrigen Obstbäumen. Er war Straßen und Pfade entlanggeeilt, durch dichten Wald gehastet und bald auf lang gezogene Grasebenen zurückgekehrt.
Ohne Unterlass hoben und senkten sich seine Beine. Er setzte über Hindernisse hinweg, eilte durch Sonnenschein, Regen und Unwetter. Das Essen nahm er sich unterwegs ungefragt aus Vorratskammern der Menschen, oder er pflückte sich reifes Obst. Die Unterbrechungen beschränkte er auf ein Minimum.
Der Saum seines langen, schwarzen Hosengewandes, das von den Hüften bis zu den Zehen reichte, war zerschlissen, der Stoff inzwischen reichlich schmutzig, doch das kümmerte ihn nicht. Sein sehniger Oberkörper hatte sich unter den unentwegten Sonnenstrahlen gebräunt.
Sein Ansporn war, die gefährliche Albin zur Strecke zu bringen.
Die Süd-Albae, die durch ihn ins Geborgene Land gelangt waren, hatte er bereits durch heimtückisches Gift in den sicheren Tod geschickt. Die Schuld, die er in den vergangenen Zyklen auf sich geladen hatte, würde er damit nicht abwaschen können, doch er konnte weitere Bedrohungen für das Geborgene Land ausschalten.
Währenddessen würden Ingrimmsch und die Heere der Zwerge und Menschen zusammen mit der Maga Coïra gegen Tirîgon, Sisaroth und Lot-Ionan siegen. Daran zweifelte Aiphatòn nicht – und genau deswegen musste er die Aklán erwischen, die mit ihrer Flucht ein bestimmtes Ziel verfolgte. Es gab einen Grund, weswegen Firûsha in den Norden wollte und sich ins Graue Gebirge hineinbewegte. Da war er sich sicher.
Nichts zu finden. So sehr er sich bemühte, er konnte dieses Mal keine Spuren ausmachen. Der Fels schien mit der Aklán verbündet. Er richtete sich auf. Wie kann das sein?
Die Nachtmahre legten eine enorme Geschwindigkeit vor. Selbst auf dem Rücken eines zuverlässigen Pferdes hätte Aiphatòn die fleischfressenden Geschöpfe nicht eingeholt. An einem Gehöft mit herausragenden Reittieren war er noch nicht vorbeigekommen, daher lief er weiterhin. Es bedeutete für ihn die größere Beweglichkeit.
Aiphatòn wandte die Blicke aus schwarzen Augen zu den Berghängen, die sich mehr und mehr bleigrau vor ihm aufschwangen.
Er sah schroffe, scharfkantige Wände, an denen man sich schon bei bloßer Berührung verletzte, sowie wolkenumspielte Gipfel in eigenartigen Formen, denen die Zwerge passende Namen gegeben hatten. Schattige, meilenlange Furchen zogen sich in den Flanken mit Schnee und Eis dahin und machten das Erklimmen zu einem immensen Wagnis. Dazu kamen poröse Vorsprünge und abbrechende Überhänge, tückische, schmale Pfade und rasch aufziehende Unwetter, die jedem unerfahrenen Wanderer den Tod brachten.
Was kann sie dort suchen? Von da gibt es keinen Ausweg. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als jeden der vier Wege etliche Schritte, unter Umständen sogar meilenweit zu folgen, bis er sichere Spuren fand. Das kostete ihn erneut Zeit, die Firûsha zupasskam.
Also gut. Aiphatòn wählte die Nordstraße, die breit genug war, um zwei Karren nebeneinander passieren zu lassen.
Er schulterte den Runenspeer und balancierte ihn aus, dann trabte er an, ohne dass die Waffe rutschte oder sich auf eine Seite neigte. Der Alb hatte die Hände gerne frei.
Seine Gedanken schweiften, auch wenn er die Blicke auf den Fels unter sich gerichtet hielt.
Eigentlich durfte diese Jagd nicht stattfinden, denn Firûsha müsste tot sein. Sie war bei dem Versuch, einen Anschlag auszuführen, von Coïras magischer Attacke getroffen worden und viele Schritte tief in den See gestürzt.
Noch immer vermochte er sich nicht zu erklären, wie die
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