Die Legenden der Albae: Tobender Sturm (Die Legenden der Albae 4) (German Edition)
worden zu sein.«
Der Fahrer fluchte. »Das werden sie mir vom Lohn abziehen. Dabei habe ich denen gesagt, sie sollen die Pfropfen prüfen. Diese elende Schüttelei!« Dem Rumpeln nach schickte er sich an, auf die Ladefläche zu steigen.
»Fort mit dir, Brummbär«, forderte die andere Wache lachend. »Du blockierst uns das Tor, und da unten sehe ich den überlangen Wagen mit dem Bauholz.«
An Aiphatòns Fass kratzte es, dann erfolgte ein fester Schlag. »So, der Korken sitzt fest«, rief der Gardist. »Damit kommst du zumindest bis zum Weinkeller des Bürgermeisters, ohne noch mehr zu verlieren.«
Aiphatòn atmete auf, als der Karren weiterrollte.
Es wäre ihm ein Leichtes gewesen, aus seinem Versteck zu springen, die Wachen zu überwältigen und mit Gewalt in die Stadt einzudringen, aber er bevorzugte das Unauffällige. Falls sich die Aklán und ihr Gefolge noch hier aufhielten, wollte er überraschend über sie herfallen.
Ich habe keinerlei Ahnung, wie diese Stadt heißt. Er hatte keinen Wegweiser unterwegs entdeckt. Entweder war sie unbedeutend und klein oder so groß, dass jeder wusste, wie man dorthin gelangte. Jedenfalls mag das Oberhaupt Wein. Viel Wein.
Es dauerte lange, bis der Wagen erneut anhielt.
Dann lief der Kutscher auf der Ladefläche herum, murmelte etwas, summte ein Lied und schlug wohl mit einem Hammer gegen die Wände der Fässer, um am Klang zu erkennen, ob er noch mehr Rebensaft verloren hatte. Als seine Prüfung beendet war, sprang er vom Karren und schrie durch die Gegend, dass die Lieferung für den Bürgermeister gekommen sei.
Es blieb still.
Aiphatòn drückte behutsam gegen den Deckel – und es geschah nichts.
Während er annahm, die Bretter hätten sich verkeilt, vernahm er von draußen ein leises Lachen.
»Wir wissen, dass du da drin steckst«, vernahm er eine Männerstimme. »Du bist umstellt von meinen besten Armbrustschützen.«
Aiphatòn sammelte seine magischen Kräfte, wartete jedoch ab.
»Mein Name ist Kerjan Münzler, und ich bin der Bürgermeister von Güldenwand«, vernahm er den Mann erneut. »Im Namen der Dsôn Aklán nehme ich dich fest, Aiphatòn und selbst ernannter Kaiser der Albae. Solltest du nicht herauskommen: Die Bolzen durchschlagen das Holz. Wir können dich auch in deinem Versteck erlegen.«
Es wird immer besser. Er spielte mit dem Gedanken, doch vom Alkohol zu kosten. »Falls du es nicht mitbekommen hast«, erwiderte er laut, »die Herrschaft der Drillinge ist vorüber. Das Geborgene Land wehrt sich nach Kräften gegen sie. Du musst Firûsha gegenüber keine Loyalität mehr beweisen, es sei denn, sie stünde mit einem Schwert neben dir.«
»Das tut sie nicht. Und sie berichtete uns von den Aufständen gegen die Dsôn Aklán«, erwiderte der Bürgermeister. »Aber Güldenwand steht treu zu den Drillingen. Meine Familie schwor Firûsha einst Treue, und an diesen Eid halte ich mich. Wir verdanken ihr zu viel, um sie nun im Stich zu lassen.«
Ah, sieh an. Das erklärt ihren Weg nach Güldenwand. Sicheres Gebiet. Aiphatòn atmete durch und musste ein Husten unterdrücken. Die Weindämpfe kratzten in der Kehle und sorgten für eine leichte Benommenheit. Firûsha ist oder war hier. Demnach erfahre ich von Münzler mehr. Zuerst musste er jedoch aus dem Fass. Ich gebe mich gefügig und wiege ihn in Sicherheit. »Kann ich rauskommen?«
»Du kannst. Aber solltest du deinen Speer suchen, das ist vergebens. Ich habe ihn.« Kerjan lachte. »Raus mit dir, damit wir dich in Ketten legen können.«
Aiphatòn schlug rechts und links gleichzeitig gegen die Wände, und das Fass zerbrach; scheppernd prallten die Ringe auf die Ladefläche, und der helle Wein schwappte vom Karren auf den Boden. »Hier bin ich.« Langsam richtete er sich auf und sah sich um.
Der Kutscher hatte den Wagen in eine massiv errichtete Scheune gefahren, die den heftigen Gebirgsunwettern standhielt und die darin gelagerten Dinge schützte. Über dem Alb spannten sich eine Gewölbedecke sowie einige Balken, an denen Haken, Taue und Umlenkrollen baumelten. Die Fenster waren zu klein, um daraus zu entkommen.
Rings um den Karren standen die Männer, wie Münzler es behauptet hatte. Aiphatòn kam auf ein Dutzend Schützen und zwei Dutzend gepanzerte Gardisten, die mit Speeren, Schilden und Schwertern bewaffnet waren. Hinter den Helmen schauten die Augenpaare überwiegend aufmerksam, doch manche auch ängstlich zu ihm herauf. Man fürchtete offenbar, was er als Nächstes tat. In den Ecken
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