Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
sich Famenia von ihrem Lager auf, Daumen und kleinen Finger gegen die
Kreatur gerichtet. »For…« Sie brach den Zauber beim Anblick des Wesens, das
sich schwankend vor ihr erhob, verunsichert ab.
    Das
Mädchen in der verdreckten Kleidung und mit dem schmutzigen Gesicht wirkte
harmlos. Es hob bittend den linken Arm, streckte die Finger nach ihr aus; der
andere hing gebrochen an ihrer Seite herab. Abgemagert bis auf die Knochen, die
Haare verfilzt, war sie ein Bildnis des Elends, das gar ein steinernes und mit
Eisen ummanteltes Herz erweicht hätte.
    Â»Steht
mir bei!«, flüsterte das Mädchen und weinte bitterlich. »Bitte!« Es torkelte
voran, tastete nach niedrig hängenden Zweigen, um Halt zu finden. Das dünne
Holz brach unter der kraftlosen Hand, das Mädchen stürzte mit einem Aufheulen
neben dem Feuer nieder und regte sich nicht mehr.
    Du musst ihr helfen! Doch wieder erinnerte sie sich an
Tördens Geschichte über die Blutsauger, die so taten, als wären sie hilflose
Menschen in Not …
    Â»He,
du!« Famenia stieß das Mädchen mit der Stiefelspitze leicht an. Es wimmerte
sofort wieder und bat mit kaum verständlicher Stimme um Gnade. »Wer bist du?
Was ist dir zugestoßen?«
    Sie
blieb liegen, mit dem Gesicht im Laub, den Arm nach der Famula gereckt. Die
Finger schlossen sich, pressten Laub. »Bitte …«
    Famenia
blickte sich um, doch es erschienen keine weiteren Kreaturen, die ihr ans Leben
wollten. Sie entschied, es darauf ankommen zu lassen.
    Mit
einer Hand nahm sie einen brennenden Scheit aus dem Feuer, um notfalls damit
zuzuschlagen, mit dem rechten Fuß rollte sie das Mädchen herum und rechnete
damit, lange Fänge zu sehen, die nach ihr schnappten.
    Stattdessen
sah sie das geschundene junge Gesicht, die eingefallenen Wangen und tief
liegenden fiebrigen Augen, die von ungeheurer Entbehrung zeugten. Der Blick des
Mädchens traf sie. »Bitte«, raunte sie kaum hörbar. »Geh zum König … Du … mein
Vater … Bürgermeister von …« Die Augen rollten nach oben weg.
    Sie stirbt! Famenia legte das Scheit griffbereit, kniete
sich neben die Kleine und konzentrierte sich auf einen Zauber, um ihre Seele am
Auszug zu hindern. Eine Hand legte sie gegen das Sonnengeflecht des Kindes, die
andere auf ihr Amulett, und nachdem sie eine kurze Formel gesprochen hatte,
spürte sie, wie sich das Metall erwärmte. Heilende Magie floss durch sie
hindurch in das Mädchen, dessen Gesicht sich entspannte. Leise knackend
richteten sich die Knochen im Arm, die Kratzer und Schnittwunden schlossen
sich, überzogen sich mit einer Kruste. Der unregelmäßige Herzschlag in der
ausgemergelten Brust beruhigte sich, wurde kräftiger, die Atemzüge gerieten
länger und tiefer.
    Das muss reichen. Ich brauche vielleicht noch Energie. Famenia löste die Hände und betrachtete das Mädchen.
    Eigentlich
bewirkte der Zauber, dass der Geheilte anschließend in einen langen Schlaf
fiel, damit er sich am nächsten Umlauf restlos erholt aus dem Bett erhob.
    So
lange wollte Famenia jedoch nicht warten. Was ist mit dir
geschehen? Behutsam rüttelte sie an der schmalen Schulter des Kindes.
    Schreiend
ruckte das Mädchen hoch, drosch um sich und traf die Famula am Hals, sodass
diese hustend nach hinten sank. »Verzeiht mir! Oh, bei den Göttern, verzeiht
mir!«, rief sie erschrocken und schlug die Hände vor den Mund – und bemerkte,
dass ihr Arm nicht mehr gebrochen war. »Was … Wie habt Ihr das …?« Der Blick
erfasste die Umgebung, den Wald, das Feuer, als wäre sie aus einem Traum
erwacht. »Wo bin ich?«
    Â»Bei
mir. In Sicherheit.« Famenia stützte sich auf die Ellbogen und musste sich
mehrmals räuspern. »Du hattest Fieber, und dein Arm …«
    Â»Er
war gebrochen!« Das Mädchen hob ihn und bewegte ihn. »Wie …?«
    Die
ehemalige Famula setzte sich. »Mein Name ist Famenia, und ich bin … die
Nachfolgerin von Jujulo dem Fröhlichen. Du magst von ihm gehört haben?«
    Â»Der Magus Jujulo? Ihr seid seine Famula und … Ein Zauber!
Ihr habt mich mit Magie behandelt.« Sie kroch zu ihr, nahm Famenias Hand und
bedeckte sie mit Küssen der Dankbarkeit. »Ihr seid von den Göttern gesandt!
Mein Vater, die anderen … sie wurden von den Elben in der Kaverne eingesperrt
und …«
    Â»Langsam,
meine Kleine.«

Weitere Kostenlose Bücher