Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Panzerreiter hatte sich berufen gefühlt, ein Werk zu
erschaffen, wie Carmondai es bisher noch nicht gesehen hatte, und er war sich
sicher, dass es in dieser Weise einzigartig war: einen Knochenhain.
Die
Soldaten hatten sich in ihren freien Splittern der Unendlichkeit die
Ãarcoleichen vorgenommen und sie aufgebrochen, die Gebeine entfernt und diese
in riesigen Trögen ausgekocht, um Knochenleim zu erhalten. Danach hatten sie
die Gebeine in Form geschnitzt, ihnen das Aussehen von Ãsten und Zweigen
verliehen, sie zusammengesteckt und in- und aneinandergefügt, bis rund um
Sonnenhag ein Wald entstanden war: ein Beinwald voller Perfektion.
Schwarzbuchen, Bluttannen, Pfeildornbüsche â viele von Dsôn Faïmons groÃen und
kleinen Pflanzen erhoben sich als knöcherne Abbilder, die Blätter aus der getrockneten,
gegerbten Haut der Ãarcos nachgeformt, die Dornen aus deren Zähnen. Jeder
geschnitzte Ast, jeder geschaffene Zweig und auch die Stämme schimmerten in
fahlem WeiÃ.
Ich werde noch einmal im Knochenhain wandeln. Er ist zu schön
anzusehen.
Carmondai
setzte sich auf ein Mäuerchen und zeichnete die Szenerie mit den schuftenden
Barbaren. Rohe Kraft für rohe Steine. Lange wollte er nicht mehr bleiben. Er
musste den Verbleib der albischen Helden erforschen.
Das
Schicksal des geblendeten Arviûs beschäftigte ihn am meisten. Zudem hatte er
nichts mehr von Morana, Virssagòn und Horgà ta gehört, seit sie von den Nostà roi
ausgesandt worden waren. Auch ihre Taten musste er in seinem Epos festhalten.
Das bedeutete, dass er sich auf Reisen begab, und dies wiederum das Ende seines
Daseins als Ausbilder der Panzerreiter. Es ist ohnehin
besser so. Ich bin Zeichner und Dichter, und so soll es sein.
Er
selbst wohnte wie die Nostà roi in Sonnenhags Festung, deren Inneres bereits
umgestaltet war, sodass sie mehr dem Geschmack seines Volkes entsprach. Zwar
würden Sinthoras und Caphalor zusammen mit ihm zum Hauptheer zurückkehren, um
Gwandalur vor Einbruch des Winters anzugreifen, aber das hatte die Albae nicht
daran gehindert, die Festung wohnlicher zu machen.
Die nachkommenden Befehlshaber werden es uns danken. Die
anderen etwa neunhundert Albae würden in der Festung bleiben und die Stellung
halten. Noch immer übte er jeden Tag mit ihnen, verfeinerte die
Angriffstechniken der Panzerreiter. Die Rüstungen der Elben sowie die Runen
darauf hatten sie schwarz übermalt. Die Schmiede arbeiteten unermüdlich daran,
neue Albae-Rüstungen herzustellen, doch bis die in ausreichender Zahl vorhanden
waren, mussten die erbeuteten Harnische herhalten.
Dunkles
Geschrei und dämonischer Lärm vom Tor lieÃen Carmondai den Kopf drehen. Unerwarteter Besuch!
Durch
das Stadttor kam eine illustre Ãarcohorde angeritten. Die Ackergäule, auf denen
die Scheusale saÃen, hatten sie grün und schwarz bepinselt. Sie reckten
löchrige Standarten in die Höhe, bliesen auf Trombonen und schlugen auf
Kesselpauken, dass die Ohren schmerzten.
Die
Barbaren unterbrachen ihre Arbeit und schauten teils ängstlich, teils wütend zu
den Bestien. Sie hatten die Schlacht gegen die Ãarcos zwar letztendlich
gewonnen, und doch bewegten sich diese nun frei in ihrer Stadt, während sie
selbst zu Sklaven geworden waren.
Carmondai
erkannte das Zeichen von Toboribar, dem unbestrittenen Anführer der Oárocs. Da ist eine Unterredung fällig. Schnell klappte er die
Kladde zu und lief zur Festung, während die Ackergäule auf deren Eingang zutrabten.
Er
kam mit leichter Verspätung dort an und musste sich an der nach Talg und
Schweià stinkenden Horde vorbeischieben, der von den Albae-Wächtern der Zutritt
verweigert wurde. Carmondai erfuhr aber, dass der Anführer durchgelassen worden
war.
Ich will nichts verpassen! Er eilte die Stufen hinauf und
wusste genau, wohin er musste: Die aufgebrachte, dröhnende Stimme Toboribars
höchstpersönlich wies ihm den Weg. Der Ãarcofürst tobte und warf in seiner Wut
Gegenstände um oder schmetterte sie gegen die Wände; er lieà seinem inbrünstigen
Unmut freien Lauf. Carmondai sah in den Korridoren, durch die er eilte,
beinerne Kerzenständer und Skulpturen zerborsten am Boden liegen.
SchlieÃlich
erreichte er den Saal, in dem sich auÃer dem aufgebrachten Toboribar auch die
gerüsteten Nostà roi sowie einige ihrer Leibwachen aufhielten. Ob er weiÃ, dass sie ihn hereingelegt
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