Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
alles verlangen , was ich von den
Schwarzaugen möchte. Sie blies über die Tinte und streute anschlieÃend
etwas Sand aus dem kleinen Kästchen darüber, das auf dem Schreibtisch stand. Sie brauchen mich, weil sie sich nicht auf die Macht des Dämons
verlassen können.
Zufrieden
faltete sie das Papier, versiegelte die Ränder mit Lack und prägte ihr Siegel
mit dem Ring am Mittelfinger hinein. Sodann rief sie ihre besten Famulae und
sandte sie aus, damit sie in die Zauberreiche eilten und ihre Botschaften
überbrachten.
Nun muss ich warten. Sie stand auf und ging zum
Turmfenster, sah in ihr Tal der Anmut, über das sich mehr und mehr der Schnee
legte und eine malerische Aussicht schuf. Er bestäubte die Statuen, die Bäume
erhielten eine weiÃe Krone, und um die Springbrunnen hatte sich eine glitzernde
Eislandschaft aus dem Spritzwasser gebildet.
Einige
Famulae lieferten sich eine ausgelassene Schneeballschlacht, das fröhliche
Gelächter drang durch die Fenster bis zu ihr.
Hianna
legte die Stirn gegen die Scheibe, betrachtete die jungen Frauen. Ihr Unschuldigen, SüÃen. Ihr müsst auf das, was kommt, vorbereitet
werden. Für euch wird es ein Schock sein, wie sehr sich die Dinge ändern. Eure
Unbeschwertheit stirbt mit den neuen Umständen.
Ihr
Blick schweifte zum Talausgang, wo die Sonne eben hinter den Hügeln versank und
sich mit intensivem Rot in die Nacht verabschiedete. Die Dunkelheit schnellte
über die Kuppen und griff rascher als sonst nach den Türmen und verringerte
sogar die Leuchtkraft der Kerzen und Ãllampen, die Hianna Licht beim Schreiben
gespendet hatten. Der Raum verlor seine wohlige Ausstrahlung.
Hianna
fröstelte und stieà dennoch das Fenster auf. »Kommt rein, meine Guten!«, rief
sie in den Garten hinunter. »Es ist dunkel und kalt, und der Tee wartet auf
euch. Lest die Aufzeichnungen über die Zauber, die ich euch gewiesen habe, und
danach Abmarsch ins Bett!«
»Ja,
Meisterin!«, riefen sie im Chor und eilten aus dem Schnee in den zweitgröÃten
Turm, wo das Abendbrot bereitet war.
Der
kalte Wind fuhr in Hiannas Stube und löschte zahlreiche Kerzen, raubte den
Wänden die Wärme und den Teppichbildern das Leuchten der Farben.
Schnell
zog sie das Fenster zu und langte nach der weiÃen Fransenstola, die sie vorhin
über die Sessellehne gehängt hatte. Ihr dünnes, hellbeiges Kleid genügte nicht
mehr gegen die Kühle.
Die
Stola war verschwunden!
Hianna
sah sich um. Hatte ich sie nicht hierhin gelegt? Ich werde
wohl älter, als ich mir eingestehen möchte, grübelte sie und musste
grinsen. Solange mir die richtigen Formeln in den Sinn
kommen, ist es nicht schlimm.
»Ich
misstraute dir von Anfang an«, sprach die Finsternis samten zu ihr und löschte
ein Licht nach dem anderen, das der Wind nicht ausgeblasen hatte.
Ein Alb! Hianna lachte auf. »Versuchst du, mich zu
erschrecken? Das mag bei Kindern gelingen, doch nicht bei mir, die sich mit
Dämonen und Schlimmerem beschäftigt. Ich kenne dein Volk und seine
Fähigkeiten.«
»Du
irrst. Ich versuche nicht, dich zu erschrecken.«
Beim
Klang der Stimme, in der gleichermaÃen Freundlichkeit und Tod schwangen, wurde
ihr angst und bange. Furcht kroch in sie, lieà ihr Herz rasend schlagen. Der
Schweià brach ihr aus, sickerte ihr kalt über den Rücken, perlte ihr auf der
Stirn. Ãchzend brach sie zusammen, wobei es ihr noch gelang, sich auf einen
Stuhl zu retten, dann sank ihr Oberkörper auf den Beistelltisch.
Wo ist er? Sie sprach geschwächt einen Zauber und erhellte
den Raum mit gleiÃendem Licht.
Neben
dem groÃen Schrank stand ein ihr unbekannter Alb, dessen nietenverzierte
Rüstung das Schimmern zu absorbieren schien.
Kaum
hatte sie ein Ziel, jagte sie eine Feuerlanze gegen ihn.
Die
magische Energie drang aus ihrer Hand und hatte den Alb fast erreicht, als
dieser sich mit einem geschickten Sprung rettete. Die Flammen trafen den
Vorhang und setzten ihn augenblicklich in Brand.
Aber
die Angst nahm endlich ihre erdrückenden Finger von ihrer Seele und ihrem Herz. Gut! Hianna wisperte einen weiteren Zauber, der ihr
die Kraft zurückgab, und mit einem zweiten schuf sie eine irisierende Sphäre um
sich herum, in der sie vor körperlichen Angriffen geschützt war. »Was ist mit
dir?«, rief sie. »Wir sind Verbündete!«
»Du
vermagst mehr als dieser Fratzenschneider
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