Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Bolcatòn
wirkte alt, was bei seinem Volk eine Besonderheit war.
    Wie viele Sonnenaufgänge hat er schon gesehen? »Verzeih mir
mein Eindringen ohne das übliche Brimborium, das sicherlich angemessen wäre«,
sagte Sinthoras rasch und blieb fünf Schritte vom Tisch entfernt stehen. Er hob
das verschmierte Säckchen. »Hier drin befindet sich der Verursacher jener
Krankheit, die unser Volk in Dsôn heimsucht: Parasiten!«
    Bolcatòn
wirkte in dem lohroten Gewand herrschaftlich, die wenigen grauen Haare hatte er
am Hinterkopf zu einem kompakten Kurzzopf gebunden. Er hob missgelaunt die
Brauen. »Für einen Augenblick dachte ich, du wärst gekommen, mich zu
verhaften.« Er wies auf die Bewaffneten und zog den Deckel von der Karaffe.
»Gib sie hier rein. Dann erkläre mir, wie du zu der Annahme kommst, du würdest mir die Rettung unseres Volkes bringen – wer
immer du sein magst. Krieger wie du sind nicht dafür bekannt, wissenschaftliche
Entdeckungen zu machen.«
    Sinthoras
wies einen Begleiter an, ihm das Gefäß zu bringen, und gab das Säckchen hinein.
Zuvor hatte er die Schnur aufgezogen, damit die Fadenwürmer herauskommen
konnten.
    Die
Karaffe wurde vor Bolcatòn abgestellt, der sie penibel verschloss, drehte und
schüttelte, bis einige der Würmer aus dem Säckchen gekrochen kamen.
    Â»Purpurne
Phaiu Su«, konstatierte er und schien kein bisschen überrascht. »Sie sind sehr
wählerisch, was ihren Geschmack angeht, und daher stehen wir ganz oben auf
ihrer Speiseliste.«
    Was
er hörte, machte Sinthoras stutzig. »Du kennst sie? Warum wusste dann niemand,
was in Dsôn vor sich geht?«
    Bolcatòn
pochte mit der Fingerspitze gegen die dünne Glaswand und schien sich einen Spaß
daraus zu machen, die Würmer zu ärgern. »Wer bist du?« Sinthoras stellte sich
knapp vor. »Oh, der in Ungnade gefallene Nostàroi, der versuchte, Tark Draan zu
erobern!«, sagte Bolcatòn mit spöttischem Unterton. »Du solltest den Elben den
Untergang bringen, doch in Wirklichkeit sind wir an der Reihe, und sie werden
uns überleben.«
    Â»Du
redest wie ein Verräter!«
    Â»Ich
frage mich, wer wen verrät!«, rief Bolcatòn, auf einmal erbost, und seine Augen
funkelten aufgebracht. »Ihr Krieger, ihr Kometen und Gestirne habt uns mit eurem Geltungsdrang und Ehrgeiz in
diese Lage gebracht. Diese verfluchten politischen Spielchen, mit denen ihr die
Unauslöschlichen zu beeinflussen versucht! Ihr habt einen unsinnigen Kriegszug
angefangen, und jetzt stehen die Dorón Ashont fast in unseren Häusern!«
    Sinthoras
verspürte auf einmal Verachtung für Bolcatòn. »Da du so unermesslich weise
bist, erleuchte mich«, erwiderte er grimmig.
    Â»Meine
Weisheit ist nicht unermesslich, aber deiner überlegen. Das genügt
vollkommen.« Bolcatòn steckte sich einen Apfelschnitz in den Mund. »Der
Kriegszug diente nur einem Zweck: diesen Dämon wieder loszuwerden, den du
mitbrachtest.«
    Â»Was?«
Sinthoras wusste nicht, wie ihm geschah. Seit er nach Dsôn Faïmon zurückgekehrt
war, wurde er von schlechten Neuigkeiten überrollt. »Ihn loswerden? Wovon
redest du?«
    Bolcatòn
winkte ab. »Das ist eine andere Sache. Die Purpurnen Phaiu Su«, er deutete auf
das Glas, »sind eine akutere Gefahr. Ich weiß längst, dass sie sich hinter der
angeblichen Krankheit verbergen, die in Dsôn wütet, und habe die
Unauslöschlichen umgehend darüber in Kenntnis gesetzt.«
    Â»Und
… was ist seitdem geschehen? Ich war Zeuge, wie ein Alb auf offener Straße
förmlich explodierte, als diese Würmer aus ihm brachen!«
    Â»Ich
sehe es.« Bolcatòns Blick glitt über Sinthoras’ besudelte Kleidung. »Ich kenne
diese Parasiten schon lange. Sie dezimierten unsere Truppen, als diese nach
Süden zogen, um die Völker dort zu unterwerfen. Das war in der Zeit, als es die
Götter Shmoolbin, Fadhasi und Woltonn noch gab. Die Würmer dringen dem
Schlafenden nachts unbemerkt durch Mund und Nase, wandern in den Magen und
legen Eier, aus denen nach kurzer Zeit weitere Phaiu Su schlüpfen. Sie ernähren
sich vom Fleisch, dem Blut ihres Wirts und sondern eine betäubende Substanz ab,
um das Opfer nicht durch Schmerzen auf sich aufmerksam zu machen. Diese
Substanz reagiert bei größerer Menge alchemistisch mit den Flüssigkeiten der
Gedärme,

Weitere Kostenlose Bücher