Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

von Polòtain arrangiert worden sein. Wer kann das
mit Sicherheit sagen? Er fühlte mit Sinthoras, auch wenn es den Anschein
hatte, als wäre seine Schuld bei dem Mord erwiesen und sicher. Sie hatten viel
gemeinsam erlebt und durchgestanden.
    Niemals
hätte Caphalor geglaubt, dass Sinthoras als bekennender Komet den Machtspielen in Dsôn zum Opfer fallen würde. Es zeigte ihm, dass es keine
wahre Freundschaft gab, wenn es um Macht und Politik ging.
    Nach Westen, allein, durch Ishím Voróo . Ob
ich ihn jemals wiedersehe?
    Imàndaris
berührte ihn am Arm, und Carmondai schrieb bereits wie ein Besessener, um die
neue Wendung in sein Epos zu bannen.

    Tark Draan (Geborgenes
Land), viele Meilen südlich des Grauen Gebirges, 4371. Teil der Unendlichkeit
(5199. Sonnenzyklus), Frühwinter
    Famenia
lag in ihrem Versteck. Es roch nach feuchtem Boden, nach Frost, nach ihrem
Atem. Ihr Götter – und vor allem du, Sitalia: Lasst mich
den Umlauf überstehen!
    Dass
sie hier lag, an diesem gefährlichen Ort, in einer Erdmulde und nur bedeckt von
einem braunen Jutesack, auf dem die Elben zur besseren Tarnung Erde sowie Laub
verteilt hatten, war auf ihren eigenen Wunsch hin geschehen.
    Famenia
hatte sich tatsächlich für den Beinamen die Geprüfte entschieden,
denn nichts konnte besser ausdrücken, was sie durchgemacht hatte. Nun wartete
eine Prüfung auf sie, die ihr Meisterstück werden sollte – oder ihren Tod
bedeutete, wenn es misslang. Für Jujulo
und meine ermordeten Freunde! Sie legte die Finger um das Amulett.
    Es
war neue Energie darin gespeichert, seit sie in Hiannorum gewesen war und mit
Hianna der Vollendeten gesprochen hatte. Sie hatten vereinbart, dass die Maga
so tun sollte, als würde sie zu den Albae überlaufen, wenn sich die Gelegenheit
dazu bot, um mehr über den Feind und alles, was mit ihm in Zusammenhang stand,
zu erfahren.
    Was
Hianna gerade tat, wusste Famenia nicht, doch sie wünschte ihr den Beistand
Sitalias. Sie hat die gefährlichste Aufgabe übernommen. Es hatte sie überrascht, wie schnell die schöne Maga bereit gewesen war, dieses
enorme Risiko auf sich zu nehmen.
    Die
frische magische Kraft, die ihr zur Verfügung stand, gab ihr eine gewisse
Zuversicht, die ihr jedoch die Angst nicht gänzlich zu nehmen vermochte.
Sorgsam ging sie im Geiste die Formeln und Sprüche, die Handbewegungen und
Gesten der Zauber durch, die ihr zur Verfügung standen.
    Die
Dunkelheit um sie herum setzte Famenia zu. Kein Geräusch drang zu ihr, sie
hörte nur ihr eigenes Atmen, das ihr unendlich laut erschien. Dazu gesellte
sich das bange Warten auf den einen Moment, der ihr gelingen musste. Wie weit Narósil wohl ist?
    Die
Elbinnen bewältigten große Aufgaben: die Einnahme von Mühlenstadt und
gleichzeitig das Eindringen in die Kaverne. Sollte eine der beiden Unternehmungen
nicht lautlos genug vonstattengehen und misslingen, wäre ihr einziger Plan
gescheitert. Und die Bewohner hätten schreckliche Verluste zu beklagen: ihre
Kinder.
    Es
war stickig, sie bekam kaum Luft. Daher streckte sie den Arm aus und drückte
den Jutesack leicht in die Höhe.
    Erdkrumen
rieselten herab, Schnee rutschte in ihr Erdloch. Es musste in der letzten Zeit
geschneit haben, was ihr zuträglich war. Die Albae würden ihr Versteck unter
der dünnen weißen Schicht sicherlich nicht bemerken.
    Ãœber
den feinen Schnee hinweg sah sie den Kaverneneingang, der in einem leichten
Anstieg nach oben verlief. Alles ruhig. Sie schob
sich in der Mulde nach vorn und sah zur Mauerkrone von Mühlenstadt. Niemand zu sehen.
    Famenia
wurde allmählich kalt, obwohl sie dicke Kleidung trug. Ein leichtes Zittern
breitete sich in ihrem Leib aus, was für das Sprechen von Zaubern nicht die
beste Voraussetzung war. Immer wieder wanderte ihr Blick zwischen Kaverne und
Stadt hin und her. Sie lag auf dem offenen Feld dazwischen.
    Wolken
waren aufgezogen, erneut setzte leichter Schneefall ein. Käuzchen schrien aus
dem nahen Wald, ein Fuchs bellte.
    Famenia
wurden die Lider schwer, trotz der Aufregung, die sie in sich spürte. Ihr Götter des Geborgenen Landes, ihr …
    Unvermittelt
flammten Lichter am Eingang der Kaverne auf.
    Die
Helligkeit zeigte, dass dichter Qualm hervorquoll. Menschen mit Fackeln
verließen das Innere, flankiert von einer Hundertschaft berittener Albae, die
sie in Richtung Stadt lenkten.
    Nach
und nach folgten weitere Albae auf