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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zu machen! Jiggon hörte das vielstimmige Lachen, das Angstschauer durch seinen Körper
jagte. Wir gelangen niemals bis zum Graben!
    Auf
einen unverständlichen Befehl hin löste sich ein einzelner Reiter aus der lang
gestreckten Reihe und zog seine Schwerter. Den Abstand zu ihm schätzte Jiggon
auf fünfzig Schritte.
    Â»Ein
Spiel!«, rief der Alb, der zu lachen begonnen hatte, in ihrer Sprache.
»Erreicht ihr den Graben, bleibt ihr am Leben!«
    Ist das möglich? Jiggon starrte den berittenen Gegner an
und stolperte dabei zwei Schritte zurück.
    Â»Du
solltest rennen, wenn du leben willst. Deine Barbarenfreunde sind schon fast am
Ufer.«
    Der
Nachtmahr entblößte die langen Reißzähne und ließ sie laut klackend
zusammenschnappen. Der einzelne Reiter preschte vorwärts.
    Jiggon
wirbelte herum und rannte wie der Wind, um seinem Ende zu entkommen. Vor ihm
lief seine Truppe, die Männer rempelten und stießen sich gegenseitig an. Manche
fielen, rissen ihren Nachbarn mit, andere konnten sich gerade noch fangen. Es
gab keinen Zusammenhalt mehr, jeder war sich selbst der Nächste.
    Â»Schneller!«,
schrie Jiggon. »Ihr müsst schneller sein! Der Graben ist nicht mehr weit!« Er
überholte sie, setzte über Gestürzte hinweg. Seine Beine waren jung und
ausgeruht, er hatte keinen schweren Schild und keinen Speer tragen müssen. Der
Vorteil des Befehlshabers. Keine zwanzig Schritte, und er hetzte an der Spitze
seiner Soldaten über die Ebene.
    Der
Graben erschien vor ihm, das Ufer war zum Greifen nah. Gleich! »Los, ihr …«
    Der
erste Schrei erklang hinter ihm. Jiggon wagte es nicht, sich umzudrehen. Die
nackte Todesangst beflügelte ihn, während seine Mitstreiter nacheinander ihr
Leben verloren.
    Jiggon
machte einen gewaltigen Satz, um möglichst weit ins Wasser zu springen.
    Doch
er stürzte nicht ins kalte Nass, wie vermutet.
    Sondern
ins Leere.

    Tark Draan (Geborgenes
Land), südöstlich des Grauen Gebirges, östlich der ehemals Goldenen Ebene,
4372. Teil der Unendlichkeit (5200. Sonnenzyklus), Winter
    Carmondai
hatte keine Bedenken, sich durch Gwandalur zu bewegen. Virssagòn ritt ihm mit
seinem Barbarentrupp voraus, und Carmondai war sich sicher, dass sie keine
Feinde mehr übrig gelassen hatten, die er fürchten musste. Sicher hat Sinthoras es schwerer als ich.
    Er
folgte der Straße, die aus der Goldenen Ebene nach Osten führte, und ritt auf
einem Nachtmahr, den er sich hatte geben lassen, weil die Tiere ausdauernder
und schneller als Pferde waren. Es bestand keine Notwendigkeit mehr, sich als
Elb auszugeben. Die Maskerade ist vorbei.
    Kein
Schlagbaum, keine Hütte, keine Festung markierte die Grenze zwischen den
Elbenreichen. Nur ein beschriftetes, unleserliches Schild, das an einem kunstvoll
geschnitzten Mast hing, machte die Wanderer auf etwas aufmerksam. Er vermutete,
dass er, seit er es passiert hatte, über Gwandalurs Boden ritt.
    Schnee
lag auf dem Land, ein launischer Wind hob die Flocken vom Boden auf und wehte
sie umher. Behausungen oder Siedlungen bekam er nicht zu sehen, er reiste durch
eine sehr einsame Gegend, in der es nichts gab außer ihm und seinem Nachtmahr. Jedenfalls wäre ich schnell mit dem Zeichnen fertig.
    Am
Horizont erhob sich seit geraumer Zeit ein Berg, um dessen Spitze graue Wolken
zogen. Dort vermutete Carmondai die Drachen. Ob die Elben
ebenfalls darin leben? Einfacher wäre es für sie. Und es würde erklären, warum
weit und breit keine Häuser stehen.
    Die
Entfernung vermochte er schlecht zu schätzen, doch es würde ihn mindestens zwei
Momente der Unendlichkeit kosten, den Fuß des Bergs zu erreichen.
    Wieder eine Nacht im Freien. Eher zwei bis drei. Er fluchte
leise. Er war bestimmt nicht wählerisch oder gar verwöhnt, aber im Schutz eines
Baumes oder in einem Erdloch zu schlafen, stellte im Winter eine harte Herausforderung
dar.
    Ob es Barbaren in Gwandalur gibt? Bei ihnen könnte ich
unterkommen. Ich muss mich ja nicht so sehr mit ihnen beschäftigen wie Morana.
Sie verbrachte zu viel Zeit bei ihnen und ist dadurch schon beinahe zu einer
halben Menschenfrau geworden.
    Am
späten Nachmittag ließ der Wind nach, und es klarte auf, als Carmondai an einem
flachen Tal vorbeiritt, in dessen Mitte sich ein bauchiger, spitz zulaufender
Turm erhob, aus dessen oberen Öffnungen Rauch stieg. An seiner Seite war ein
hüttengroßer Erker vorgebaut

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