Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
staunte über seinen Zufallstreffer, denn
gezielt hatte er auf das Schwarzauge daneben.
Der
Alb, der sein ursprüngliches Opfer hätte sein sollen, entdeckte ihn auf der
Leiter, wendete seinen glutäugigen Rappen, der die Zähne fletschte, und wollte
voranstürmen.
Er will mich! Jiggons Stiefel verloren den Halt, und er
wäre beinahe von den Sprossen gestürzt. »Achtung! Ring bilden!«, rief er seinem
Trupp zu. Der nächste Pfeil wollte nicht auf die Sehne.
Sie
formierten sich um den Aussichtsturm und bildeten das, was Ataronz in der
Ausbildung Igel genannt hatte, wobei sie die Speere
nach allen Seiten richteten, damit der Feind sich selbst aufspieÃte, wenn er
heranpreschte. Mit einem Satz begab sich Jiggon in die Mitte des Kreises und
sah vier berittene Albae auf sie zukommen. Er lieà den Bogen fahren und rief:
»Schilde hoch! Sonst schieÃen sie uns ab wie Hasen!«
In
seinem Rücken erklang ein mahlendes Geräusch und dann ein Rumpeln. Als er den
Kopf wandte, sah er, dass die Acronta ihren eigenen Wall eingerissen hatten, um
zu ihren Verbündeten vorzudringen.
Die Gottgleichen lassen uns nicht im Stich! Das war Jiggons
gröÃte Sorge gewesen. Wären die gigantischen Wesen einfach hinter der Mauer
geblieben, hätte das Heer der Herrenlosen kaum gegen die Albae bestehen können.
Bislang hatten die Acronta ihre Festung immer nur durch einen geheimen Ausgang
verlassen.
Dass
sie die Steine einrissen, verstand er als Zeichen dafür, dass der entscheidende
Schlag gegen die Schwarzaugen erfolgte. Sie benötigen ihre
Bastion nicht länger.
Zischend
stiegen die Schleudergeschosse in die Höhe, brennende Pechbrocken schlugen
zwischen den nachrückenden Albae ein und warfen beim Aufprall hohe Lohen in die
Nacht.
Heute werden wir die Unterdrücker niederwerfen! »Los,
haltet durch!« Jiggon hob den Schild vom Boden auf, den ihm Ataronz überlassen
hatte. Wo sich der Ãarco herumtrieb, wusste er nicht, doch er wünschte ihm in
Gedanken viel Glück. Und gute Jagd.
Die
Albae, die eben noch gegen seinen Igel hatten
anreiten wollen, warfen die Nachtmahre herum und lenkten sie gegen die Acronta.
Das
wiederum gab Jiggon mehr Freiraum. »Igel, dichter zusammen, Schilde anheben und
nach rechts«, befahl er. »Kleine Schritte, wie Ataronz es euch gezeigt hat,
damit niemand stürzt!«
Langsam
näherte sich sein Lanzengebilde der Brücke, über welche die Albae gekommen
waren. Er wollte dafür sorgen, dass keine weiteren Feinde mehr
darübergelangten.
Um
sie herum rannten Frauen mit ihren Kindern, liefen an ihnen vorbei über die
Brücke und in die vermeintliche Sicherheit. Seine gerufenen Warnungen
ignorierten sie.
Jiggon
wusste, dass jeder, der das Feld jenseits des Lagers betrat, so gut wie tot
war. Albische Reserven lauerten in der Dunkelheit, warteten gewiss auf ein
Signal. Das, was bereits über uns hereingebrochen ist, war
bestimmt noch längst nicht alles. Gelegentlich sah er über den
Schildrand hinweg zur Hauptschlacht.
Die
Albae konzentrierten ihre ganzen Truppen auf die achtzig Acronta, die durch die
eingestürzte Mauer gekommen waren. Zehn der Wandelnden Türme sicherten die
Lücke, die übrigen gingen in kleinen Gruppen gegen die Schwarzaugen vor. Was
das schwer dezimierte Heer der Herrenlosen tat, scherte sie nicht. Sie folgten
ihrer eigenen Taktik.
Jiggon
musste zugeben, dass sie erschreckend hart austeilten. Jeder von ihnen führte
mehrere Waffen mit sich, trug sie auf dem Rücken oder an der Seite. Mit ihrer
alles überragenden GröÃe von beinahe vier Schritten boten sie einen
imposanten, einschüchternden Anblick. Wie Schnitter arbeiteten sie sich durch
die anstürmenden Albae, mähten Reihe um Reihe. Sie droschen mit Schilden und
Keulen um sich, schwangen Morgensterne, deren eisendornengespickte Kugeln so
groà wie Kälber waren. Wurde ein Feind davon getroffen, flog er zerschmettert,
zermalmt oder gar in Stücke geteilt sieben, acht Schritte und weiter durch die
Luft.
Doch
Jiggon sah auch die ersten verletzten Acronta. Manche hinkten, andere sackten
in die Knie. Die allgegenwärtigen Albae-Pfeile brachten die Nahkämpfer in
Bedrängnis. Er wandte sich nach links, wo ein Acront erst nach zehn
Speertreffern in den Oberkörper zu Boden ging. Sterbend nahm er noch dreiÃig
Feinde mit in den Tod, während grellgelbes Blut aus seinen Wunden
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