Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
hinaus auf den kleinen Balkon, der
sich ringförmig um die Aussichtsplattform zog. Der Südwind spielte mit seinen
Haaren, die Kühle schreckte ihn nicht.
    Tief
atmete er ein und füllte die Lungen mit frischer Luft. Ihr
Infamen, wie sehr muss ich euch danken, nachdem ihr mir so großes Leid brachtet . Robonor ist gerächt .
    Er
hob den Arm und winkte Nèlosor zu, seinem Nachbarn, der eben ein neues
Kunstwerk vor seinem Haus aufbauen ließ. Es stammte mit Sicherheit aus Tark
Draan und aus der Knochenschmiede von Durùston. Und ich? Was
wird aus mir? Soll ich mich tatsächlich erneut in die Belange des Reiches
einmischen?
    Am
Kraterrand neigte sich die Sonne der Erde entgegen und büßte ihre Vormacht ein,
der Mond zog bereits hell auf und forderte den Himmel für sich. Wolkenfrei und
klirrend kalt endete der Moment der Unendlichkeit.
    Ein
dunkles Grollen wie von einem fernen Gewitter erklang.
    Polòtain
blickte sich um, konnte nirgends Anzeichen für einen Sturm entdecken. Das können unmöglich die Katapulte sein. Dafür ist die Schlacht zu
weit entfernt, und der Wind steht falsch.
    Das
Rumpeln erklang erneut.
    Die
Scheiben des Türmchens wackelten in den Fassungen, zwei bekamen knisternd Risse
über die ganze Länge.
    Ein Erdbeben? Das gab es noch nie in Dsôn! Polòtain verließ
den Balkon und wollte die Stufen hinablaufen, ins sichere Anwesen, da fiel sein
Blick zufällig nach Nordwesten. Im Licht der untergehenden Sonne schoss ein gewaltiger,
schäumender Strahl aus der Kraterwand. Auf diese Distanz erschien die
Wasserfontäne klein, doch sie musste zwanzig, dreißig Schritt breit sein; sie
dampfte in der kalten Luft und sandte gelbliche Schwaden empor.
    Woher kommt das Wasser? Er überlegte, was zu tun war. Die Wache alarmieren?
    Bis
zur anderen Seite des Kraters waren es viele Meilen, Dsôn drohte keine Gefahr
durch eine Überschwemmung. Das Wasser würde sich verlaufen und versickern, ehe
es auch nur in die Nähe des ersten Gebäudes gelangte.
    Aber
der Anblick des Strahls weckte eine Erinnerung.
    Die
Erinnerung an eine Geschichte, die ihm seine Großmutter erzählt hatte. Aus den
Anfängen von Dsôn Faïmon.
    Sie
hatte ihm erzählt von einem …Ein heftiges Beben
durchlief Polòtains Anwesen, und er wurde von den Beinen geworfen. Der Becher
hüpfte vom Tisch und zerschellte auf den Platten, Teile des Balkons lösten sich
und stürzten auf die Straße und in seinen Hof. Klirrend barsten sämtliche
Fenster des Türmchens. Er schützte mit erhobenem Arm seine Augen vor den
umherfliegenden Splittern.
    Danach
herrschte wieder Ruhe.
    Das kann nicht sein! Er rappelte sich auf und musste zum
Wasserstrahl blicken. Sie hat mir erzählt, er wäre versiegt.
Vor den Arbeiten am Graben wäre er …
    Ein
großer Brocken wurde aus der Kraterwand geschleudert. Aus der weit reichenden
Fontäne entstand eine breite Kaskade, die sich brodelnd und schäumend in den
Kessel ergoss, in dem Dsôn errichtet worden war. Die gelben Dampfschwaden
formten dichte Nebelschleier.
    Polòtain
sah das Loch, das durch den Wasserfall breiter und breiter wurde. Der Zustrom
nahm jedoch nicht ab. Der alte Fluss ist wieder erwacht! Die
gleichbleibende Menge, die er ausspie, würde ausreichen, um Dsôn mindestens zu
überschwemmen. Wenn er gar nicht mehr aufhört, werden wir
ersaufen! Ich muss raus aus dem Kessel!
    Der
Alb rannte die Stufen hinab und schrie seinen Hausstand zusammen, ließ seinen
Urenkel Godànor die wichtigsten Dinge packen und die Kutschen anspannen.
    Als
das Tor geöffnet wurde, sah er auf eine übervölkerte Straße: Albae, Leibeigene,
Nachtmahre, Fuhrwerke quetschten sich zwischen den Hausfassaden und wollten in
unterschiedliche Richtungen davon. Stimmen, Wiehern, Rufen, das Rattern der
Räder mischten sich.
    Ihr Infamen! Was habt ihr mit uns vor? Polòtain glaubte
sogar, das Rauschen der Kaskade zu hören. Dsôn bildete das Schwarze Herz des
Reiches und lag in seinem Zentrum – und leider am tiefsten Punkt. Sollte es
nicht gelingen, den Zufluss zu beenden, würden sich der Krater und in den
Momenten der Unendlichkeit danach sämtliche Strahlarme mit Wasser füllen!
    Â»Wir
müssen raus!«, rief er und schwang sich in die kleinste Kutsche.
    Â»Herr«,
entgegnete ein Sklave mit furchtsamer Stimme, »wir werden nicht einmal bis vor
die Ausfahrt

Weitere Kostenlose Bücher