Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Carmondai gelang, diese Strapazen in Tark Draan zu überstehen, die
er auch noch aus freien Stücken auf sich nahm.
Die
Last der letzten Momente der Unendlichkeit fiel allmählich von ihm ab. Er hatte
sein Ziel erreicht, wenn auch auf Umwegen: die Verurteilung seines Feindes
Sinthoras.
Mir wäre es lieber gewesen, sie hätten ihn nach Phondrasôn
verbannt. Aber so muss er in Einsamkeit leben, bis er in die Endlichkeit
einzieht. Die Schmach ist zu groÃ. Er wird sich niemals mehr in Dsôn Faïmon
blicken lassen, auch nicht nach Ablauf der vierzig Teile.
Sein
Blick schweifte über die Dächer, die StraÃen, die wenigen Albae, die sich dort
bewegten.
Sie verkriechen sich. Dabei sollten sie sich nicht fürchten. Kein
Alb sollte sich vor etwas fürchten. Die Plage sah er als Prüfung für
sein Volk, weil sie die Schwachen dahinraffte und nur die Besten am Leben
lassen würde.
Nachdem
bekannt geworden war, woher die Krankheit rührte, hatte er sich kundig gemacht.
Seine Mutter hatte ihm von den Fadenwürmern berichtet, die schon einmal über
die Albae hergefallen waren, wenn auch nicht in diesem AusmaÃ. Damals waren die
Parasiten irgendwann von selbst eingegangen, weil ihnen die Nahrung fehlte.
Genau das wird wieder geschehen. Polòtain nippte am Sud. Man muss sich nur schützen.
Er
glaubte nicht daran, dass die Dorón Ashont dahintersteckten, sondern hielt es
für wahrscheinlicher, dass sich der unglückliche Alb in IshÃm Voróo einen
dieser Würmer eingefangen hatte. Durch Zufall. Dem Bericht nach war er auf der
Flucht durch alle möglichen Drecklöcher gekrochen. Warum
sollte sich da kein Wurm versteckt haben? Die Dorón Ashont sind nicht schlau
genug, um sich eine solche List auszudenken.
Polòtain
stellte den Becher ab und aà vom Gebäck. Er konnte sich vorstellen, wie die
Schlacht an der Inselfestung tobte. Damit nimmt der Spuk ein
Ende. Die Herrenlosen. Er musste auflachen. Sie
können sich bald die Lebenslosen nennen.
In
Dsôn wurden bereits Pläne geschmiedet, was mit den Leichen der Aufständischen
geschehen sollte. Zur Abschreckung sollten Körperhaufen in jeder Stadt der
Vasallenvölker auf den Marktplätzen errichtet werden. Eine Mahnung, niemals
mehr gegen die Albae aufzubegehren.
Polòtain
hatte den Vorschlag eingebracht, die Vasallenvölker in Zukunft vor dem Graben
anzusiedeln und das Reich auf diese Weise auszudehnen. Nach den Geschehnissen
der letzten Momente der Unendlichkeit würde das Herrscherpaar dem sicherlich
zustimmen.
Schutz durch VergröÃerung. Der Wahlspruch der Kometen wurde von den Bewohnern in den Strahlarmen, die am
meisten von den Aufständen betroffen waren, aufgenommen.
Polòtain
nahm sich etwas zu schreiben und notierte seine Gedanken zur künftigen Politik
und zum Umgang mit den Leibeigenen. Wir gewährten den
Barbaren zu viele Freiheiten. Man sollte ihre Städte einzäunen und sie wie
Tiere in Verschlägen halten, damit wir sie kontrollieren können . Der Einfall
sagte ihm zu; auch diesen wollte er beim Treffen mit den Unauslöschlichen zur
Sprache bringen.
Eines
sah Polòtain als sicher an: Die Gestirne hatten ihren
Einfluss verloren. In seinen kommenden Reden musste er das bisherige Misslingen
des Feldzugs gegen Tark Draan dem verbannten Sinthoras in die Schuhe schieben,
dann konnte man den zweiten Feldzug im Frühling glanzvoll beginnen. Denn die
Vernichtung der Elben blieb ein hehres Ziel.
Er
sah aus dem Fenster und sinnierte über einen Schluss für seine Proklamation. Hätten wir mehr Land jenseits des Grabens gehabt, wären die Dorón
Ashont nicht derart nahe an uns herangerückt. Daraus folgt: Dsôn Faïmon muss
wachsen, sobald die Seuche durchgestanden ist. Mindestens um zweihundert Meilen
in alle Richtungen. Damit sind wir frühzeitiger gegen Eroberer geschützt.
Polòtain
hatte das Grundgerüst für seine Rede erarbeitet und feilte an den Feinheiten,
während er den Sud trank. Sie sollte einen Begeisterungssturm auslösen.
Zumindest bei den Kometen würde es so sein.
Er
musste schmunzeln, als er die beschriebenen Blätter überflog. Dabei wollte ich doch gar nicht mehr in der Politik mitmischen.
Aber die Sache mit Sinthoras brachte mich wieder auf den Geschmack.
Polòtain
erhob sich von seinem Sessel und schritt zur Tür, die wie ein groÃes Fenster
mit Klinke aussah. Er öffnete sie und trat
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