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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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gelangen!«
    Â»Godànor!«,
brüllte Polòtain nach seinem Lieblingsurenkel und ließ vier Nachtmahre statt
der Pferde vor die Kutsche spannen.
    Der
junge Alb, der den letzten Riemen an seiner Lederrüstung festschnallte, kam
angerannt. »Verzeih mir, ich war noch hinten und habe …«
    Polòtain
deutete auf den Kutschbock. »Bring mich raus aus Dsôn! Gleichgültig wie!«
    Godànor
nickte und stieß den Barbaren vom Bock, schwang die Peitsche.
    Â»Und
ihr alle: Gebt auf mein Anwesen acht!«, befahl Polòtain den herumstehenden,
ratlosen Sklaven. »Ich werde jede einzelne Münze nachzählen, wenn ich
zurückkomme!«
    Godànor
trieb die Nachtmahre mit harten Schlägen an, die zum Tor hinauspreschten und
sich ihren Weg rücksichtslos durch die Menge bahnten. Sie schnappten, keilten
und drängelten sich an anderen Gespannen vorbei, trampelten Albae nieder, die
nicht schnell genug aus dem Weg sprangen.
    Polòtain
hielt sich an den Streben fest, um nicht aus der Kutsche geworfen zu werden,
die über Bodenunebenheiten, über von den Nachtmahren niedergetrampelte Albae
und Leibeigene sprang und andere Fuhrwerke und gegen Mauern sowie schreiende
Gestalten rammte. Doch das Holz hielt. »Nach Süden, in die Cajoostraße und von
dort über den Nagsarplatz!«, schrie er seinem Urenkel zu, der versuchte, die
aufgeregten Nachtmahre mit purer Kraft zu dirigieren, indem er an den Zügeln
riss. »Zum Kraterrand! Es gibt dort einen kleinen Pfad!«
    Â»Nicht
nach Riphâlgis?«
    Â»Nein.
Dorthin werden alle flüchten und die Straßen verstopfen. Den Pfad kennen die
wenigsten.« Polòtain blickte sich um. Das Gedränge um sie nahm ab. Blut haftete
an der Kutsche, war sogar bis in den Innenraum gespritzt, und auch die Flanken
der Nachtmahre und Godànors Rüstung hatten rote Flecken. Ihre Flucht war mit
der Gesundheit oder gar dem Leben anderer erkauft. Schuldgefühle nagten nicht
an ihm.
    Er
sah die aufsteigende schmutziggelbe Wolke, die sich hinter ihnen erhob und
aufwallte wie Dampf bei einem heißen Aufguss. Das ist nicht
normal. Was ist mit dem Fluss? Man könnte meinen, es wäre kein Wasser, sondern
kochender, flüssiger Schwefel.
    Die
Fahrt wurde nicht langsamer.
    Godànor
peitschte den Nachtmahren die Rücken auf, sie wieherten protestierend, aber
liefen dennoch. Die blitzenden Hufe trommelten auf den Boden und schleuderten
die Knochenperlen auf.
    Das
Gespann verließ das dicht besiedelte Dsôn und erreichte den Stadtrand, wo
mittlerweile ebenso eine Flüchtlingswelle eingesetzt hatte.
    Polòtain
befahl seinem Urenkel, nicht nachzulassen oder den Tieren Ruhe zu gönnen. »Nach
rechts!«, wies er Godànor an und sah die ersten Albae bereits auf dem schmalen
Pfad den steilen Krater erklimmen. Noch sind es nicht viele.
Das wird sich jedoch bald ändern.
    Nach
ein paar Meilen brachte Godànor die Kutsche am Aufgang des Wegs zum Halten,
weil sich dort inzwischen die flüchtenden Albae stauten. Sobald ein Sklave
auftauchte und es wagte, sich unter sie zu mischen, wurde er sofort
niedergestochen und verschwand unter ihren Stiefeln. »Wir sind da!«, rief
Godànor.
    Polòtain
überlegte für einen Moment, ob er auf dem Rücken eines Nachtmahrs
weiterpreschen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Die
wütende Meute könnte mich greifen und zu Boden werfen. Das schaffen wir anders. Er stieg aus und reihte sich mit Godànor in die Menge ein.
    Ihm
war trotz des Winters heiß, er wurde geschoben und gedrückt, keiner nahm
Rücksicht auf sein Amt oder seinen Namen. Es zählte ausschließlich das eigene
Überleben.
    Es
erschien Polòtain unendlich lange, bis er den Fuß auf die erste Stufe setzen
konnte. Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht. Ein,
zwei Splitter? Es kommt mir wie hundert vor! Er schob sich den schmalen
Pfad hinauf und schätzte, dass er und Godànor sich zehn, elf Schritte über dem
Grund befanden.
    Da
sah Polòtain die Woge, die durch Dsôn schwappte, begleitet von der gelben
Wolke, die von ihr aufstieg. Sie war fünf Meilen von ihnen entfernt, doch er
hörte das aggressive Zischen, das von ihr ausging. Nie und
nimmer ist das herkömmliches Flusswasser!
    Dort,
wo die Flut auftraf, löste sich die Materie auf!
    Mauern,
Holz, jegliches Material wurde zersetzt und zerfiel oder verlief wie
schmelzende Butter. Bauwerk um Bauwerk wurde

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