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Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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nicht einmal mehr.
    Wie stirbt einer von deiner Sorte? Sie starrte ihm in die
Augen, verfolgte genau, wie sich die Pupillen zuerst zusammenzogen und winziger
als Froschlaich wurden, bis sie eintrübten und scheinbar zu Glas wurden. Erst
dann vergrößerten sie sich, verdrängten das Blau, als wollten sie der Seele
Platz schaffen, damit sie den Leib verlassen konnte.
    Das möchte ich noch oft sehen! Sie erhob sich und
betrachtete den Toten. Was nehme ich mir als Andenken mit?
    Sie
hätte ihm den Kopf abschneiden und ihn in Honig konservieren können, doch da
sie nicht wusste, was sie in Tark Draan an Abenteuern erwartete, wäre es mehr
als kühn gewesen, den Schädel eines Elben in der Satteltasche mit sich zu
führen. Haare sind unverfänglich.
    Ein
rascher Schnitt mit dem Kurzschwert, und das graue Knäuel fiel auf die groben
Dielen und ins Blut.
    Â»Ja,
das ist ein gutes Andenken«, sagte sie leise, hob die rotfeuchten Strähnen auf
und legte sie zum Trocknen in die Sonne.
    Als
wäre nichts geschehen, setzte sich Morana an den Tisch und brachte ihre
Beobachtungen weiter zu Papier. Den toten Fatunasíl beachtete sie nicht weiter.
    Den
ganzen Tag verbrachte sie in ihrer Kammer, schrieb und zeichnete, schickte den
Wirt weg, der mehrmals unter irgendeinem Vorwand zu ihr hochkam. Vielleicht
machte er sich Sorgen um den Verbleib des zweiten Elben.
    Morana
ließ es sich nicht nehmen, das Gesicht des erstochenen Fatunasíl zu zeichnen.
Sie hielt den Todesausdruck auf einem eigenen Blatt fest, bannte seine Züge von
allen Seiten auf Papier, fertigte genaue Abbilder seiner Augen an, verbesserte
und setzte so lange immer wieder neu an, bis sie zufrieden war.
    Als
die Sonne schließlich untergegangen war und ihre Augen das Schwarz verloren,
erhob sie sich und packte ihre Habseligkeiten. Danach vergoss sie das Öl aus
der Lampe am Boden und über den Leichnam. Sie entzündete es mit einem Funken
und betrachtete die tanzenden Flämmchen.
    Ich habe den ersten Elben getötet! Morana fühlte sich
unglaublich erhaben und ging in dieser Hochstimmung zur Tür hinaus. Sie schritt
die Turmtreppe hinab, bezahlte weder den Wirt noch den Jungen, der sich in den
Stallungen um ihr Pferd gekümmert hatte, und jagte durch Brachsteins Straßen
zum Tor hinaus. Die Barbaren sollten den Besuch einer Elbin in keiner guten
Erinnerung behalten.
    Morana
sah über die Schulter.
    Der
obere Teil des Turms stand in hellen Flammen und sandte sein Feuer und den
Rauch weit in die Dämmerung. Erste Stücke brachen sprühend an seinen Flanken
und fielen in die Tiefe, wo sie weiteren Schaden an den umliegenden Häusern
anrichteten.
    Sie
wusste, dass die Barbaren aufgrund der Höhe des Turms nichts gegen den Brand
unternehmen konnten und warten mussten, bis die Flammen von selbst erloschen,
oder sie weit genug nach unten gebrannt waren, um mit Eimern von den
Nachbardächern aus dagegen anzugehen.
    Morana
wandte den Blick nach vorn, lenkte die Mähre nach Osten, auf die Grenze der
Goldenen Ebene zu. Eine weitere Besonderheit fiel ihr auf: Brachstein
ist die erste Stadt, die von einem Alb in Brand gesteckt wurde , dachte
sie und fühlte sich noch besser. Durch ihre Taten war eine Entwicklung in Gang
gesetzt worden, die niemand in Tark Draan mehr aufzuhalten vermochte.

    Ishím Voróo (Jenseitiges
Land), Dsôn Faïmon, Dsôn, 4371. Teil der Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus),
Spätsommer
    Dsôn ist herrlich wie immer! Selbst bei strömendem Regen! Nach
dem schier endlosen Ritt, nach der langen Zeit in den Höhlen der Unterirdischen
erschien ihm das Schwarze Herz von Dsôn Faïmon prächtiger, eindrucksvoller denn
je. Es war seine Heimat, und das ließ sich nun mal nicht verleugnen.
    Auch
wenn er es Caphalor versprochen hatte, es fiel ihm mehr als schwer, sich nicht
überall als Nostàroi zu offenbaren und Huldigungen entgegenzunehmen. Sein
Ehrgeiz verlangte extrem danach. Gerade nun, da er den Ruhm und die Ehre, den
Riegel von Tark Draan entfernt zu haben, allein genießen könnte, ohne ihn mit
Caphalor teilen zu müssen.
    Das hole ich alles nach. Sinthoras hatte den mit Wachssud
wasserdicht gemachten Mantel angelegt, der ihn vor den Sturzbächen aus dem
Himmel schützte, und ritt gemächlich die breite Hauptstraße entlang, die von
Norden her auf den Turm der Unauslöschlichen zuführte. Sollte
ich nicht wenigstens sie

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