Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass

Titel: Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
zu dirigieren.« Er warf verdrossen Messer und Gabel hin,
trank vom Wein. Sein Blick ging dabei durch Morana hindurch ins Leere. »Mit ihr habe ich alles besprechen können«, raunte er. » Sie hatte immer ein Ohr für mich, immer einen Rat, und
sagte mir, welche Auswege oder Einfälle ihr in den Sinn kamen, um ein Problem
zu lösen.« Er schloss die Augen, die Kiefer mahlten.
    Morana
sah ihn unschlüssig an. Seine Trauer frisst ihn auf. Mitleid
und Vorsicht rangen miteinander. Schließlich erhob sie sich, kam zu ihm und
legte ihm die Hände auf die Schultern.
    Caphalor
griff nach ihnen, als wäre er ein Ertrinkender. »Ich bin so froh, dass du da
bist«, flüsterte er. »Ich brauche die Nähe einer Vertrauten.« Er legte den Kopf
auf die Seite und berührte ihre Hand mit seiner glatten Wange, und ein
erleichtertes Seufzen entwich ihm. »So sehr …«
    Â»Ich
weiß, wie sehr es schmerzt, jemanden zu verlieren, den man liebt, doch ich bin
nicht sie«, sagte Morana sachte.
    Caphalor
versteifte sich. »Du weißt , wie sehr es schmerzt?«
    Â»Ja.
Denn mein Bruder …«
    Er
stieß ein herablassendes Gelächter aus und hob den Kopf. Seine Finger pressten
ihre Hände, die Gelenke knirschten. »Du bist nicht einmal an diesen Abgründen entlanggegangen , durch die ich wandeln musste!« Er ließ sie
los und sprang regelrecht auf, starrte sie an, als trüge sie die Schuld am Tod
seiner Gefährtin.
    Ich hätte nicht kommen dürfen. Morana wich seinem Blick
aus. »Caphalor, ich wollte doch nur …«
    Â»Du
hast keine Vorstellung!«, schrie er sie an. » Keine
Vorstellung , was in mir vorgeht! Was in mir gestorben ist! Was ich mir
wünsche!« Abrupt wandte er sich zum Tisch, nahm eine Karaffe und setzte die
Öffnung an die Lippen. Gierig trank er den Wein, rot lief ihm der Saft rechts
und links die Wangen hinab. Dann stieß er hervor: »Jeden Moment der
Unendlichkeit sehne ich mir den Tod herbei, doch weder in der Schlacht noch
durch Hungern ließ er sich anlocken. Dann ritt ich nach Tark Draan, in das
Land, das verantwortlich ist für ihren Tod. Aber auch hier finde ich weder den
Tod, noch lässt sich mein Seelenschmerz durch Eroberung lindern. Meile um Meile
fällt an unser Heer, doch die Qualen vergehen nicht! Sie vergehen einfach nicht
und brennen! Brennen!« Caphalor schleuderte die Karaffe gegen einen Zeltpfosten,
klirrend zerbarst sie. »Und du sagst mir, du weißt , wie das ist?«
    Mein Gefühl hat mich gewarnt. Morana beschloss zu gehen.
»Verzeih mir, ich muss morgen …«
    Mit
schnellen Schritten war er bei ihr und gab ihr einen wilden Kuss auf den Mund.
Wild, doch ohne Gefühl.
    Sie
riss sich los und stieß ihn zurück, sodass er gegen den Tisch prallte. »Nein,
Caphalor! Du willst nicht mich – du willst deine Gefährtin zurück!«
    Er
setzte zu einer Erwiderung an, dann schlug er die Hände vor sein Antlitz. »Was
tue ich nur?«, wiederholte er unentwegt flüsternd.
    Ich darf keinen Splitter länger bleiben! Morana nahm das
Kistchen, wandte sich um und eilte aus dem Zelt, vorbei an den verdutzten
Leibwachen, die eben hatten nachsehen wollen, was drinnen vor sich ging. »Ihm
ist nicht gut«, sagte sie fahrig. »Vielleicht das Gleiche, worunter auch
Nostàroi Sinthoras leidet.«
    Sie
flog nahezu in die Unterkunft der Wachen, packte zusammen, was sie für ihre
Mission brauchte, und stopfte Virssagòns in Leder eingeschlagene Waffen
achtlos dazu, ohne sie sich anzusehen. Dafür ist später
Zeit. Sie warf das Kleid von sich und stieg in die Rüstung.
    Dann
eilte sie zu den Feldstallungen, wo sie sich eines der Barbarenpferde nahm und
sattelte. Egal, was ich für ihn fühlen mag, ich kann seinem
Werben nicht nachgeben. Nicht, solange er eine Tote in seiner Seele trägt.
    Morana
schwang sich auf den Pferderücken, preschte aus dem Lager und ignorierte die
aufhaltenden Rufe, die ihr nachhallten. Sie hatte genau gesehen, dass sie von
einem der Leibwächter kamen.
    Morana
wollte keine Botschaft erhalten. Weder vom Nostàroi noch von Caphalor. Von nun
an gab es für sie ausschließlich ihre neue Aufgabe, und die lautete, Verbündete
unter den Barbarenkönigen zu finden.

 

    Alle Augen richteten sich nach Nordwesten,
wo die Dorón Ashont heranflogen!
    Â 
    Aber die viel größere Gefahr befand sich in
Dsôn

Weitere Kostenlose Bücher