Die Legenden der Albae - Vernichtender Hass
Faïmon.
 In Dsôn, im Schwarzen Herzen.
 Unerkannt, und doch mitten unter den
Albae.
 Unerkannt, und doch freudig begrüÃt.
 Unerkannt und mit allem versorgt, was sie
zum Leben brauchte.
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Die Gefahr wuchs und gebar neue Gefahr.
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Epokryphen
der Schöpferin,
Buch
des Kommenden Todes, 50â72
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Tark Draan (Geborgenes
Land), südöstlich des Grauen Gebirges, Goldene Ebene, 4371. Teil der
Unendlichkeit (5199. Sonnenzyklus), Frühherbst
»Wie
geht es dir?«
Carmondai
vernahm Caphalors Stimme durch den Helm erstaunlich gut. Er hatte vergessen,
wie es war, Kopfschutz und schwere Rüstung zu tragen. Er tat es nicht, weil er
sich damit sicherer fühlte, sondern weil es ihn vor den Augen der Truppen zu
Sinthoras machte. Er nahm die Zügel des Nachtmahrs fester in die gepanzerten
Finger. »Noch gut.«
Der
Nostà roi lachte leise. »Du könntest gerader sitzen. Sinthoras liebt es, von
allen gesehen und bewundert zu werden.«
»Aber
ich leide noch immer unter der mysteriösen Schwäche. Hatten wir das nicht so
vereinbart?«, gab Carmondai zurück, drückte das Rückgrat dennoch durch.
»Aus
dem Grund bleibst du auch im hinteren Teil des Heeres und gibst der Flanke
durch deine bloÃe Anwesenheit Kraft zu bestehen, bis sich die Falle um die
Elben geschlossen hat.«
Carmondai
hätte zu gern seine Kladde ausgepackt und gezeichnet. Er wandte den Kopf und
sog die Eindrücke in sich auf, um sie nach der Schlacht zu Papier zu bringen.
Es hätte zu merkwürdig ausgesehen, wenn der Nostà roi unvermittelt Stift und
Blätter herausholen würde.
Caphalor
trug eine beinahe identische Panzerung, die sich kaum von einer Prunkrüstung
unterschied. Die regulären Albae-Truppen verzichteten auf einen derartig
schweren Schutz, um beweglicher zu sein. Ihre Vorteile waren die Reichweite und
Durchschlagskraft der Bögen sowie die Wendigkeit der Truppen. Mehr als einen
verstärkten Lederharnisch, Arm- und Beinschienen hatten die wenigsten am Leib,
dazu einen Helm und einen kleinen Schild.
Das
Heer bewegte sich im Trab vorwärts, immer nach Norden und vom Krater weg. Die
Staubwolke verstärkten sie künstlich mit abgeschnittenen Büschen und
Sträuchern, die ausgewählte Reiter am Ende des Trosses hinter sich herzogen.
Der Feind sollte wissen, dass sie kamen.
»Ich
bin gespannt, wie die Elben auflaufen werden«, sagte Caphalor und klang nicht
so, als würde er sich Sorgen um den Ausgang der Schlacht machen.
Carmondai
roch den Duft der aufgewirbelten Erde, den Schweià der Nachtmahre und den
zarten Blütenhauch der Goldenen Ebene. Krieg und Anmut. DerNostà roi hatte ihm erklärt, was er sich ausgedacht hatte,
und was Carmondais Aufgabe dabei war: auf dem Nachtmahr sitzen, sich nicht in
den Kampf einmischen und den Siegeswillen der Soldaten durch seine bloÃe
Anwesenheit befeuern. Nicht eingreifen, keine Befehle geben. Die Benà moi waren
instruiert und brauchten keine weiteren Anweisungen. »Was tun wir, wenn sich
die Elben nicht so verhalten, wie du und die Strategen der Unauslöschlichen es
vorhersehen wollen? Werden die Truppen um mich herum nicht erwarten, dass ich
Befehle erteile?«
»Es
wird so kommen, wie ich es vorausgesagt habe.«
»Hast
du schon so oft gegen Elben gekämpft, dass du sie genau zu kennen glaubst?«
Carmondai lächelte unter seinem Helm. »Ich erstarre in Ehrfurcht.«
»Tu
das, was wir besprochen haben, und sei den Truppen Ansporn«, wiederholte
Caphalor seine Anweisung unfreundlich. »GenieÃe es, von unserem Volk bewundert
zu werden, und spare dir deine Bemerkungen.«
»Nicht
ich werde bewundert, sondern Sinthoras.«
»Dennoch
spürst du die Verehrung für ihn, die somit auch dir zuteil wird.« Caphalor lieÃ
seinen prächtigen Nachtmahr namens Sardaî antraben. »Halte dich an den Plan und
denke daran, dass du Sinthoras sein musst, solange du diese Rüstung trägst«,
schärfte er ihm zum Abschied ein, wendete und ritt davon. Er wechselte nach
hinten, zum Ende des Zuges.
Ihr Infamen, lasst mich dieses Gefecht überleben! Carmondai
war bis zu einem gewissen Grad beruhigt, weil er zehn Mann der Goldstählernen
als zusätzlichen Schutz zur Leibgarde erhalten hatte. Doch er wusste aus alter
Erfahrung, dass es in einer Schlacht stets Unwägbarkeiten gab, die kein noch so
kluger Kopf im Voraus berechnen
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