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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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seine Richtung, dass ich nicht mehr herankam.
    Als die gierigen Hände von Percy und meinen Geschwistern den Kuchen in Stücke rissen, unternahm ich einen zweiten Vorstoß und reckte mich so verzweifelt über den Tisch, dass Dad die Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm und zu mir herübersah.
    Ich ließ mich schnell in meinen Stuhl zurückfallen. Doch sobald Dad sich wieder Pembroke zuwandte, starrte ich Adonis durchdringend an.
    Bitte , flehte ich mit den Augen. Nur ein Stück.
    Im Leben nicht , antworteten Adonis’ Augen. Übrigens , fügten seine Augen hinzu, macht mir das Spaß.
    Um mich von der Enttäuschung abzulenken, zwang ich mich, Dad und Pembroke zuzuhören. Dad saß vorgebeugt, er sprach leise und zögernd.
    »Sagense, äh … hamse übrigens was bei der Lebensmittelversorgung der Silbermine zu melden?«
    Pembroke lächelte. »Ein wenig. Warum fragen Sie?«
    »Überleg nur, ob diese Sklaven je Skorbut kriegen. Falls ja – könnten ein paar Stinkfrüchte auf’m Speiseplan ja nich schaden.«
    Pembrokes Lächeln verschwand – und als er weiterredete, war seine Stimme plötzlich kalt und förmlich. »Sir, ich versichere Ihnen – die Eingeborenen in dieser Mine erhalten einen anständigen Lohn. Sklaverei ist eine Abscheulichkeit und ein Verbrechen – nicht nur nach dem Gesetz von König Frederick, sondern auch in den Augen unseres Heilands.«
    Er sagte es ruhig, aber in so eisigem Ton, dass Percy und meine Geschwister zu kauen aufhörten und ihn anstarrten. Plötzlich sahen alle besorgt aus, vor allem Dad.
    Er bekam große Augen und hatte Schwierigkeiten, ein vernünftiges Wort herauszubringen. »Ach was – natürlich, es ist – war nicht – wollte nicht …«
    Pembroke lächelte breit und verscheuchte die Anspannung mit einer freundlichen Geste.
    »Ganz und gar nicht! Es ist ja ein nachvollziehbarer Irrtum. Schließlich ist es nicht gerade ein Traumposten da oben. Aber die Eingeborenen sind recht dankbar für die Möglichkeit. Und man muss es ihnen lassen, sie beweisen ziemlichen Mut, ihre primitiven Stämme zu verlassen, um sich hier ein zivilisierteres Leben aufzubauen. Wir tun unser Bestes, sie darin zu unterstützen, und zahlen ihnen einen anständigen Lohn für ihre Arbeit … Aber Ihr Kommentar zu den Stinkfrüchten war wirklich sehr klug.« Pembroke nickte düster. »Ich werde dafür sorgen, dass er mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit erörtert wird.«
    »Wäre Ihnen zu Dank verpflichtet«, erwiderte Dad und seufzte geradezu vor Erleichterung.
    »Aber nicht doch. Es ist mir ein Vergnügen!«
    Es entstand ein Moment des Schweigens, der gerade anfing, unangenehm zu werden, als Pembroke sich plötzlich mit einem Augenzwinkern und leicht erregter Stimme zu Dad vorbeugte.
    »Wissen Sie, wozu ich gern Ihre Meinung als Geschäftsmann hören würde? Diese Tourismusinitiative. Denken Sie, wir liegen richtig damit?«
    Dad lehnte sich zurück, tippte mit dem Fingernagel gegen seine Schneidezähne und gab sich Mühe, nachdenklich auszusehen, auch wenn er vermutlich keinen Schimmer hatte, was Tourismus war. »Da bräucht ich ein paar mehr Informationen.«
    »Die Grundidee sieht so aus: Seit Jahren will jeder rovische Silberhändler, sobald er hier einmal Anker geworfen hat, kaum wieder weg von dieser Insel. Was ich vollkommen nachvollziehen kann – Rovien ist das Mutterland, wirklich bewundernswert und alles, keine Frage – aber ist Ihnen klar, wo die herkommen? Das Klima dort ist katastrophal! Kalt, nass, nie scheint die Sonne – es ist doch was an der Behauptung dran, dass es keine Überseekolonien gäbe, wenn sich nicht ein paar ambitionierte Männer nach halbwegs anständigem Wetter gesehnt hätten.
    Morgenröte hingegen ist … das Paradies. Das brachte ein paar von uns auf die Idee, dass vielleicht schon die Insel für sich genommen wertvoll ist. Man kann sie zwar nicht unbedingt in Flaschen abfüllen und verkaufen … aber was wäre, wenn … Angenommen, der durchschnittliche rovische Kaufmann hat mehr Geld als Orte, wo er es ausgeben kann … Also, wie viele Anteilsbeteiligungen an Wartshire-Rinderfarmen kann ein Mensch kaufen, mal ehrlich …? Was wäre also, wenn … wir die Erfahrung verkaufen würden, hier zu sein? Nicht dauerhaft, denn das würde bloß endlose Probleme verursachen. Aber für eine gewisse Zeit?«
    Pembroke hielt inne. Mein Vater nickte langsam und mimte sehr überzeugend Nachdenklichkeit.
    »Wir haben also unsere Mittel zusammengelegt und die Irdische

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