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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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zusammenzucken ließ.
    »Das hätten wir dann.«
    Über Dads Schulter hinweg sah ich Archibald, den Anwalt, über die Straße rennen, die Stufen zum Bunten Pfau hinaufspringen und im Gasthaus verschwinden.
    »Jetzt heißt’s warten.« Als er sah, wie sich Adonis Soße von den Fingern leckte, rieb Dad sich den Mund. »Könnte auch ’nen Happs vertragen.«
    Er musterte den Straßenverkäufer einen Augenblick lang, dann wandte er sich ab. »Kommt, wir gehen zum Bunten Pfau .«
    Im Gastraum drängten sich ebenso viele Neuankömmlinge wie auf der Himmlischen Straße. Dad blieb in der Tür stehen, und hätten sich nicht ein Dutzend Köpfe umgewandt und ihn angestarrt, wäre er vermutlich zum Grillimbiss zurückgegangen. Jetzt wollte er sich keine Blöße geben und drängte sich weiter vor.
    Bis Dads laute Stimme sämtliche Unterhaltungen im Raum zu unterbrechen drohte, gab sich der missmutige Mann, der den Gästen von einem kleinen Stehpult am Eingang Plätze zuwies, allergrößte Mühe, uns zu übersehen. Er starrte auf das Pult, als gäbe es dort irgendetwas absolut Faszinierendes zu beobachten.
    »’tschuldigung … Verzeihung … He! Herr Ober!«
    »Was kann ich für Sie tun?« Als er widerwillig Dads Blick begegnete, legte sich sein Gesicht in Falten, als habe er gerade etwas extrem Abstoßendes gerochen. Was, um ehrlich zu sein, gut möglich war.
    »Wir brauch’n ’nen Tisch. Zum Mittagessen.«
    »Nun ja …« Der missmutige Mann sah mit viel Bimborium eine Seite voll hingekritzelter Namen durch. »Ich bedaure zutiefst, aber wir sind momentan ziemlich ausgebucht. Das Schiff ist ja auch gerade eingelaufen, wissen Sie. Ich fürchte, Sie müssen warten.«
    »Wie lang?«
    »Vielleicht bis Donnerstag.«
    Dads Kopf schnellte zurück, in die Höhe und nach vorn. Die Bewegung erinnerte mich an eine ausholende Faust.
    »Sie wissen wohl nich, dass ich Stammgast bin, was?«
    Das ausdruckslose Gesicht des missmutigen Mannes signalisierte, dass ihm das nicht bewusst war.
    »Am Erlöserfest und am Ostersonntag. Kann man die Uhr nach stellen.«
    »Aha. Verstehe.«
    »Kann mein Geld auch woanders ausgeben, wenn ich hier nich ordentlich bedient werde.«
    »Das möchten wir auf keinen Fall … Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Für unsere besonderen Gäste.«
    »Die da wäre?«
    »Ein privates Speisezimmer. Lassen Sie mich kurz … Ja! Jetzt ist eines verfügbar. Gegen einen kleinen Aufschlag.«
    »Wie viel?«
    »Dreihundert.« Der Mund des Missmutigen verzog sich nicht, doch seine Augen funkelten vor Vergnügen, als Dads Kopf wieder auf die Schultern sackte. Kurz vor einem Wutanfall – das kam zwar selten vor, war aber trotzdem denkbar, denn Dads Sicherung brannte schnell durch, wenn er Hunger hatte – war der Kampf beendet.
    Während Dad sich den Kopf zermarterte, wie er auf die am wenigsten peinliche Art aus dem Raum käme, öffnete sich am hinteren Ende des Gangs eine Tür und ein Mann trat heraus. Er war mittleren Alters, gut aussehend und fast so groß wie Dad. Sein Gang erinnerte mich augenblicklich an ein Buch über Lord Calverstop, den Helden der Schlacht von Olstom. Er stolzierte auf diese selbstbewusste Art, die Männer überzeugen konnte, ohne einen Blick nach unten auf seinen Befehl hin von der Klippe zu springen.
    Mit zwei weiteren Männern, die hinter ihm auftauchten – beide älter, fetter und nicht mal annähernd der Typ, für den man von der Klippe sprang, auch wenn einer von ihnen eine rovische Militäruniform trug –, steuerte er auf Dad zu.
    »Entschuldigen Sie die Störung, aber … Sie sind nicht zufällig Hoke Masterson?«
    »Der bin ich.«
    Der gut aussehende Mann lächelte und zeigte ein makelloses Gebiss. »Das Landwirtschaftsgenie von Dreckswetter! Sir, es ist mir eine Ehre!« Er sagte es mit so viel Ernsthaftigkeit, dass Dad ihm trotz seines angeborenen Misstrauens die Hand schütteln musste.
    »Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Roger Pembroke, Geschäftsmann hier auf der Insel. Ich habe schon so viel von Ihren legendären Erfolgen gehört und wollte schon lange einmal den Mann kennenlernen, der ein blühendes Unternehmen in einer so unwirtlichen Umgebung aufgebaut hat. Ganz ehrlich, Sir, ich empfinde großen Respekt für Sie.«
    Der Anblick eines scheinbar aufrechten und hoch geachteten Bewohners von Morgenröte, der Dad mit Komplimenten überhäufte, verschlug uns allen die Sprache, vor allem Dad. Während dieser erschrocken mit offenem Mund dastand, stellte Pembroke seine

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