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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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alles andere als ehrenhaft. Die Helden in meinen Büchern tun so etwas nie. Aber war es ehrenhaft, wie Birch versucht hat, mich umzubringen?
    Und wer sagt, dass ich ein Held sein muss?
    Ich muss es hinter mich bringen. Er würde mich umlegen, wenn er Gelegenheit dazu hätte.
    Nein. Er hätte jemanden, der es für ihn erledigt. So läuft das bei reichen Leuten.
    Daran ist auch nichts Ehrenhaftes.
    Noch ein halber Meter … Ich hielt das Messer über den Kopf. Ein Schritt zur Seite, ein Schritt vorwärts, und ich konnte es ihm in die Brust rammen.
    Vielleicht ist es ganz einfach.
    Vielleicht gefällt es mir sogar.
    Wohl kaum. Ich zitterte so schlimm, dass ich das Messer mit beiden Händen festhalten musste.
    Was, wenn er nicht beim ersten Stich stirbt? Was, wenn ich das Messer rausziehen und noch mal zustechen muss?
    Es muss beim ersten Mal klappen. Oberkörper, links. Direkt ins Herz.
    Ein Schritt zur Seite. Ein Schritt vorwärts.
    Mach einfach.
    Ich zwang mich weiterzugehen.
    Als mein Körper auf gleicher Höhe wie der Sessel war und ich mich zu ihm drehte, das Messer hoch erhoben und bereit zum Zustechen, sah ich honiggoldenes Haar funkeln.
    Und erstarrte.
    »AAAAAAAAAAAAIIIIEEEEEEEEE!!!«
    Millicents Schrei war bestimmt bis nach Selighafen zu hören.
    Ich taumelte rückwärts, dabei versuchte ich, als sie aufsprang und das schwere Buch zu Boden polterte, das Messer hinter meinem Rücken zu verstecken.
    »Egg! Was machst du hier?«
    »Nichts! Ich wollte –«
    »Versuchst du, mich umzubringen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Wozu hast du dann dieses Messer? Um dir die Haare zu kämmen? Und warum hast du nichts an? Hast du total den Verstand verloren? Und wer zum Teufel bist DU?«
    Guts hatte schon mit seinem gesunden Arm ausgeholt und schien bereit, Millicent einen Kinnhaken zu verpassen. Ich schüttelte heftig den Kopf und versuchte, ihn zu verscheuchen, da wurde irgendwo in der Villa eine Tür zugeschlagen.
    »Millicent …!«
    Als Mrs Pembrokes Stimme aus dem ersten Stock durch die große Halle gellte, bekam ich Panik.
    Millicent reagierte nicht darauf, sondern drehte sich schnell wieder zu mir. »Also, was machst du hier? Und wo hast du gesteckt? Warst du auf dem Schiff? Wie bist du an den Soldaten vorbeigekommen?«
    »Welchen Soldaten?«
    »Die die Rettungsboote beim Einlaufen durchsucht haben –«
    »MILLICENT!« Jetzt war sie schon auf der Treppe.
    »Verdammt! Sie wird die Hausgäste aufwecken.«
    »Welche Hausgäste?«
    »Vom Schiff. Versteckt euch! Ich kümmere mich um sie.« Millicent rannte aus dem Zimmer und rief im Laufen Mrs Pembroke zu: »Es ist nichts, Mutter. Ich hab bloß eine Gruselgeschichte gelesen –«
    Im Hinausgehen knallte sie die schwere Tür hinter sich zu und reduzierte damit den Rest des Wortwechsels auf gedämpftes Gebrabbel.
    Ich ging hinter einem Sofa an einer Seitenwand in Deckung. Guts starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren.
    »Was machst’n da?«
    »Wonach sieht es denn aus?«
    »Verstecken! Aber wenn wir hierbleiben, sind wir tot!«
    »Wir sind nicht –«
    »Du hast sie doch gehört! Die wird mit Soldaten zurückkommen, um uns umzubringen!«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte nicht genau verstanden, wovon Millicent geredet hatte, aber ihr zu trauen war mir lieber als das Gegenteil.
    »Das würde sie nicht tun.«
    »Und wenn doch?«
    »So was würde sie nicht tun. Du musst ihr vertrauen.«
    »Vergiss es! Gib mir mein Messer zurück.«
    »Versprichst du, dass du es nicht benutzen wirst?«
    »Wozu hab ich’s dann?«
    »Dann nur zur Selbstverteidigung.«
    »Von mir aus. Gib her.«
    Ich gab es ihm zurück. Er sah sich einen Moment lang mit finsterer Miene um.
    »Wenn wir aus dem Fenster –«
    »Gib ihr einfach Zeit! Bitte.«
    »Warum biste so sicher, dass du der trauen kannst?«
    Ich hätte vermutlich darüber nachdenken sollen, zumindest um Guts willen. Doch ich wollte in keiner Welt leben, in der Millicent mich ihrem Vater ausliefern würde.
    »Ich bin es einfach.«
    »Is sie diejenige, die du heiraten willst?«
    »Kein Wort davon.«
    »Was? Weiß sie es nich?«
    »Ich hab gesagt, du sollst nicht darüber reden! Vergiss einfach, dass ich das je erwähnt habe.«
    Er schnaubte und schüttelte den Kopf. »Was machen wir jetzt? Däumchen drehen?«
    Ich blickte auf die Regale hinter uns. »Du könntest ein Buch lesen.«
    »Halt’s Maul.« Er kroch zu mir hinter das Sofa, wo er von Zuckungen geschüttelt mit finsterer Miene auf die geschlossene Tür

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