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Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition)

Titel: Die Legenden der Blauen Meere, Band 1: Dreckswetter und Morgenröte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geoff Rodkey
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ebenfalls leicht zu deuten gewesen sein, denn sie ließ ihre Hände auf meine Brust sinken und schubste mich weg.
    »Sei nicht albern! Warum sollte er dich denn umbringen wollen?«
    »Wegen des Schatzes.«
    »Welcher Schatz?«
    »Der des Feuerkönigs. Er befindet sich auf unserem Land. Zu Hause in Dreckswetter.«
    Sie lachte auf. »Das ist lächerlich! Selbst wenn es ihn gäbe, besagt die Legende, dass er auf Morgenröte liegt.«
    »Die Legende stimmt nicht. Mein Dad hat ihn gefunden. Deshalb hat dein Vater meinen Dad beseitigt.«
    Sie brauchte einen Augenblick, bis sie antwortete. Vermutlich dachte sie darüber nach, ob das überhaupt sein konnte, und wenn ja, was es bedeutete.
    »Lächerlich! Das war ein Unfall!«
    Ein plötzliches metallisches Rasseln sorgte dafür, dass wir uns alle zur Tür drehten. Jemand drehte am Türknauf, anschließend wurde gegen die Tür gehämmert.
    »Millicent! Was machst du da drinnen?«
    Guts hielt sein Messer hoch. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter – vorsichtig, denn ich hatte keine Lust, von ihm erstochen zu werden – und deutete Richtung Fenster. Widerwillig ging er darauf zu.
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich. »Und vielen Dank für alles.«
    Ich warf den Rucksack über die Schulter. Mrs Pembroke hämmerte und tobte auf der anderen Seite der Tür und Guts war – das Messer zwischen den Zähnen – schon fast zum Fenster hinaus, trotzdem zögerte ich noch. Ich versuchte mir, so gut es in dem schwachen Licht ging, Millicents Gesicht einzuprägen.
    Sie starrte mich böse an. Doch ich meinte in ihrem Blick mehr als Wut zu erkennen, vielleicht hoffte ich das aber auch nur.
    »Du kannst nicht auf Morgenröte bleiben. Sie suchen dich.«
    »Ich weiß«, antwortete ich.
    »Wie willst du von hier wegkommen?«
    »Mir fällt schon was ein«, sagte ich.
    »MILLICENT!«
    Ich hatte Mrs Penbroke noch nie so wütend erlebt. Als sie nach einem Diener rief – er solle sofort aufstehen und die Tür aufbrechen –, eilte ich zum Fenster.
    »Auf Wiedersehen«, wiederholte ich. Ich versuchte, ihr in die Augen zu sehen, um mehr als das zu sagen, aber sie drehte sich bereits weg.
    »Pass auf dich auf!«, hörte ich sie flüstern, wärend ich die Beine aus dem Fenster schwang.
    Guts sah höchst genervt aus, als ich neben ihm auf der Erde landete.
    »Haste noch Tee getrunken, oder was?«
    »Halt die Klappe«, sagte ich. Ich hatte einen Kloß im Hals, der mir das Sprechen schwer machte.
    Wir waren schon fast bei den Bäumen, als ich ihre Stimme hörte.
    »Warte!«
    Millicent rannte im Nachthemd über den Rasen auf uns zu, ihre Haare wehten wie bei einer Nymphe im Mondlicht hinter ihr her.
    Ich war sprachlos. »Was hast du vor?«
    »Dir das Leben retten«, erklärte sie. »Mir nach.«

»Was bildet die sich ein? Und wo rennt sie hin?«
    Guts und ich hatten Mühe, mit Millicent Schritt zu halten, als sie einen Trampelpfad hinaufrannte, der sich durch die waldigen Hügel oberhalb der Wolkenvilla schlängelte. Es war so dunkel, dass man den Boden fast nicht erkennen konnte, doch ihr war der Weg so vertraut, dass sie, ohne großartig hinzusehen, über die zahlreichen Steine und umgestürzten Baumstämme springen konnte.
    Guts und ich hingegen rannten ständig gegen irgendetwas und fielen auf die Nase.
    »Verdammt!« Guts war sauer. Ich bloß verwirrt.
    »Millicent, kannst du bitte anhalten, damit wir reden können?«, bat ich.
    »Das wäre unklug«, rief sie über die Schulter. »Nicht lange und die Diener werden nach uns suchen. Wahrscheinlich zu Pferd. Und möglicherweise mit Hunden.«
    »Was?!«
    »Du weißt doch, wie Mutter ist. Vermutlich jagt sie den halben Haushalt hinter mir her.«
    »Sie werden uns deinetwegen umbringen!« Jetzt wurde ich auch wütend.
    »Sei nicht albern! Ich rette euch!«
    Guts blieb stehen. »Mir reicht’s. Der renn ich nich mehr hinterher.«
    Ich blieb ebenfalls stehen. »Millicent …«
    Sie war uns so weit voraus, dass ich sie in der Dunkelheit nicht einmal erkennen konnte. Doch ich hörte, wie sie stehen blieb und vor Verzweiflung schnaubte. Schließlich kam sie den Pfad zurück, in ihrem aufgebauschten weißen Nachthemd erschien sie wie ein Geist.
    »Egg, du musst mir einfach folgen. Jeder auf Morgenröte sucht nach dir –«
    »Ich weiß! Ich habe das Plakat gesehen.«
    »Tolles Bild, oder? Es sieht dir so ähnlich.«
    »Es ist ein Fahndungs -Plakat! Hättest du nicht dafür sorgen können, dass es mir nicht ähnlich sieht?«
    Das überraschte sie. Allerdings

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